Wesel Fahrlässige Tötung: Ärzte angeklagt

Wesel · Zwei Ärzte des Marien-Hospitals sollen im Mai 2007 eine an einer Hirnhautentzündung erkrankte Schülerin nicht richtig behandelt haben. Das Mädchen starb. In einem Zivilprozess am Landgericht Duisburg fordern die Eltern Schmerzensgeld. Und: Die Staatsanwaltschaft hat Anklage erhoben.

Ein Ehepaar aus Goch, das vor zwei Jahren seine damals 14-jährige Tochter verloren hat, erhebt schwere Vorwürfe gegen zwei Stationsärzte des Weseler Marien-Hospitals. Weil die Mediziner dem Verdacht auf Hirnhautentzündung nicht im erforderlichen Rahmen nachgegangen sein sollen, sei das Mädchen gestorben.

In einem Zivilprozess in Duisburg fordern die Eltern die Zahlung von 8000 Euro Schmerzensgeld und 7000 Euro Beerdigungskosten. Aber auch die Staatsanwaltschaft interessiert sich für den Fall. Wegen fahrlässiger Tötung hat sie Anklage erhoben. Dieses Verfahren wird am Weseler Amtsgericht eröffnet. Wann genau, dazu konnte gestern niemand eine Auskunft geben. Auf den Fall angesprochen, sah sich das Marien-Hospital gestern zu einer Stellungnahme nicht in der Lage. "Es handelt sich um ein laufendes Verfahren. Und da kann ich einfach nichts sagen", erklärte Geschäftsführer Heinrich Schnieders.

Gutachter wird eingeschaltet

Bei dem Termin gestern im Duisburger Landgericht waren weder die Ärzte noch das Ehepaar aus Goch erschienen, das Christian Koch (Dortmund) als Fachanwalt für Medizinrecht mit der Vertretung ihrer Interessen betraut hat. Ergebnis der nur wenige Minuten dauernden Verhandlung: Ein Gutachter soll nun feststellen, ob der Tod des Mädchens zu verhindern gewesen wäre, wenn die nötigen Untersuchenen durchgeführt worden wären. Koch hat keine Zweifel, dass der Experte zu dem gleichen Urteil kommt wie Prof. Berner (Freiburg). Der habe genau dies bereits im Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft festgestellt, so der Anwalt.

Das Mädchen, das wegen einer seltenen Dickdarm-Krankheit seit 2005 immer wieder im Marien-Hospital behandelt werden musste, wurde am 18. Mai 2007 in die Klinik eingeliefert. Am 31. Mai verschlechterte sich sein Zustand. Die Schülerin klagte über starke Kopfschmerzen, hohes Fieber und Nackensteifheit. Koch: "Alles Anzeichen für eine Hirnhautentzündung." Die Eltern hätten den Ärzten ihren Verdacht mitgeteilt. Das sei auch schriftlich niedergelegt worden.

"Die in einem solchen Fall nötigen Befunderhebungen wurden nicht durchgeführt. Das werfen wir den Medizinern vor." In der Nacht vom 1. auf den 2. Juni verschlechterte sich der Zustand des Mädchens derart, dass es am Morgen von Wesel in eine Duisburger Klinik verlegt wurde. Dort stellt man den Hirntod fest. Am 4. Juni verstarb es.

(RP)
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