Wesel Esel als Fotomodell für neuen Bildband

Wesel · Zur 775-Jahr-Feier wird die Stadt einen Bildband herausgeben. Ganz vorne mit dabei: Wesels tierische Wahrzeichen.

 Esel auf Tour am Rhein: Nach dem Fototermin haben die Eselfreunde noch einen Spaziergang mit ihren Vierbeinern unternommen.

Esel auf Tour am Rhein: Nach dem Fototermin haben die Eselfreunde noch einen Spaziergang mit ihren Vierbeinern unternommen.

Foto: Ekkehart Malz

Nervosität vor dem großen Auftritt, die kennt Esel Milco gar nicht. In aller Ruhe steht er angeleint an seinem Anhänger und bedient sich am üppigen Gras der Wiese vor dem Segelflugplatz. Hamminklerin Nadine Sperling sprüht den Vierbeiner mit Apfelessig ein. "Gegen die Insekten", erklärt sie. "Die sind eine Plage für die Tiere." Und Milco soll bei Laune gehalten werden. Schließlich wird er gleich, zusammen mit sechs anderen Vierbeinern, vor etlichen Kameras posieren. Für den Bildband zu Wesels 775-Jahr-Feier sollen die Langohren einen eigenen Beitrag bekommen, mit vielen Bildern der tierischen Wahrzeichen.

Der Willibrordi-Dom, die Innenstadt, der Rhein oder der Auesee - das alles soll in dem Bildband mit dem Titel "Wesel ist schön" zu sehen sein. Für die Interessengemeinschaft der Esel- und Mulifreunde in Deutschlang (IGEM) ist die Fotoaktion jedoch weit mehr, als nur ein willkommener Anlass, um der Öffentlichkeit schöne Bilder ihrer Tiere zu präsentieren. "Es geht vor allem darum, mit vielen Klischees aufzuräumen", sagt Gemeinschaftsmitglied Diethelm Adlunger. "Es heißt oft, Esel seien faul, störrisch und dumm. Doch das stimmt nicht." In Wirklichkeit seien es sehr kluge Tiere, die Vorsicht walten lassen und nichts überstürzen. "Wenn der Esel eine Pfütze auf dem Weg sieht, bleibt er stehen oder geht daran vorbei", sagt Adlunger. "Er weiß nicht, wie tief das Wasserloch ist. Also meidet er das Hindernis lieber." Deshalb seien Esel auch hervorragende Wandertiere, die stets den sicheren Weg finden und somit auch den Menschen vor Gefahren schützen. "Aber das wissen leider nicht viele", sagt der Eselfreund. Zu seinem Halter, so Adlunger, baut das Tier großes Vertrauen auf. Doch das brauche viel Zeit, denn der Esel ist eben vorsichtig. 142 Langohren sind derzeit im Kreis Wesel registriert. Die Interessengemeinschaft, die bundesweit rund 1300 Mitglieder hat, hat ein Netzwerk aufgebaut und achtet darauf, dass die Tiere artgerecht leben können. "Auch ein Esel braucht die angemessene Lebensqualität, um ein gutes Leben zu haben", sagt Gemeinschaftssprecherin Barbara Feldmann. "Nur auf der Weide herumstehen und fressen, wie es leider noch sehr oft der Fall ist, reicht einfach nicht." Das Tier brauche zwar ausreichend Nahrung, aber auch viel Bewegung - so wie der Mensch. Wenn dann noch der Unterstand wetterfest ist und alle vier bis acht Wochen der Hufschmied vorbeischaut, steht dem glücklichen Eselleben nichts mehr im Weg. "Deshalb waren wir sehr dankbar, dass die Stadt für den Bildband an uns herangetreten ist", sagt Feldmann. "Dadurch können wir die Öffentlichkeit ein wenig wachrütteln und auf die Bedürfnisse der Tiere aufmerksam machen." Wie ein zufriedener Esel aussieht, zeigt Milco, der unbeirrt weiter vor sich hin schmatzt. Gut gestärkt geht es jetzt auf den Spaziergang der Eselfreunde - den Rhein entlang, zum Yachthafen und weiter zum Auesee. "Für uns wird das anstrengender als für die Esel", so Adlunger. "Die könnten den ganzen Tag laufen."

Kontakt zur Interessengemeinschaft unter der Telefonnummer 02858 836053

(RP)
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