Heinz-Peter Ruster "Es wird viel versprochen, wenig getan"

Wesel · Nicht zuletzt wegen einer Flut von Auflagen, hohen Abgaben sowie mangelnder Unterstützung von Stadt und Politik hat der Weseler Heinz-Peter Ruster (54) seinen Fasskeller nach sieben Jahren verpachtet. Im RP-Interview macht er seinem Ärger Luft.

 Heinz-Peter Ruster vom Fasskeller hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder über die mangelnde Unterstützung von Stadt und Politik beklagt.

Heinz-Peter Ruster vom Fasskeller hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder über die mangelnde Unterstützung von Stadt und Politik beklagt.

Foto: Malz, Ekkehart

Heinz-Peter Ruster (54) von der Kornmarkt-Wirtevereinigung Corn.Unity ist gesundheitlich angeschlagen. Doch ist das nur ein Grund, warum der gelernte Metzger nach sieben Jahren die Speisegaststätte Fasskeller an den Fusternberger Andreas Neuenhoff (36) verpachtet hat. Im RP-Gespräch beklagt Ruster unter anderem die mangelhafte Unterstützung der Kornmarktwirte durch Politik und Verwaltung und ärgert sich über Sicherheitsauflagen bei Großveranstaltungen.

Der Fasskeller gehört neben Blühmi und dem Müllers zu den drei Säulen des Kornmarktes. Ihr Geschäft lief doch gut, oder? Warum hören Sie dann auf?

Ruster Ich kann mich nicht beklagen. Das Konzept, den Gästen deutsche Küche aus frischen Produkten anzubieten, hat funktioniert. Aber es gibt - abgesehen von meiner angeschlagenen Gesundheit - zwei Dinge, die mich sehr stören und mir den Abschied nun leicht machen.

Was meinen Sie damit?

Ruster Zum einen hatte ein Bürgermeisterkandidat aus Büderich - jeder weiß, wer gemeint ist - im Wahlkampf 2014 die Idee von einer mobilen Bühne auf dem Kornmarkt vorgestellt, auf der unter anderem Kleinkunst und Konzerte hätten stattfinden können. Doch da ist nie etwas passiert. Auch in den Jahren zuvor gab es von der Politik keine Unterstützung. Und dann war da noch das Public Viewing bei der WM. Da gab es plötzlich so viele Auflagen von der Stadt - Sicherheitsdienst, Zäune, Baugenehmigung -, so dass alles so teuer wurde, dass wir am Ende kaum Gewinn machen konnten. Das ist doch idiotisch. An guten Freitagen und Samstagen ist es am Kornmarkt genauso voll, und da müssen keine Zäune aufgebaut werden.

Nach der Love-Parade sind nun mal die Anforderungen an die Sicherheit gestiegen.

Ruster Klar. Aber mich ärgert, dass bei der Stadt offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen wird. Wir durften beispielsweise draußen nicht grillen. Wegen der Propangasflaschen. Beim Adventsmarkt am Dom gibt es in den Hütten Heizstrahler, die mit Propangas funktionieren. Das alles und die Tatsache, dass die Stadtwerke für ihre Altweiberparty Karten verkaufen und es gleichzeitig heißt, am Kornmarkt sei nicht los, haben für mich das Fass zum Überlaufen gebracht. Und dann ist es auch so, dass sich die Stadt Wesel viel Zeit lässt bei der Erteilung von Genehmigungen. Beispielsweise fürs Open-Air-Kino. Das sind alles so Sachen, die mich maßlos ärgern.

Als Mitglied von Corn.Unity haben Sie immer schon die hohen Abgaben an die Stadt beklagt. Nennen Sie doch mal konkrete Zahlen.

Ruster Allein dafür, dass wir Außengastronomie betreiben dürfen, zahlen wir im Jahr 1500 Euro. Das Geld muss erstmal erwirtschaftet werden. Wir müssen 200 Prozent mehr für unser Abwasser zahlen, als jeder Normalbürger. Der Fettabscheider, den wir haben und einmal im Jahr reinigen müssen, kostet mehrere tausend Euro.

Sie beklagten die mangelnde Unterstützung der Stadt. Was ist denn mit Wesel Marketing?

Ruster Da kann ich mich nicht beklagen. Die Zusammenarbeit mit Citymanager Thomas Brocker war gut. Beispielsweise bei den PPP-Tagen hatten wir Einfluss auf die Wahl der Bands. Was ich noch sagen möchte ist, dass wir am Kornmarkt auch das Problem haben, dass hier zu wenige die 600 Euro für die Mitgliedschaft in der Wirtevereinigung bezahlen und alle anderen bei Veranstaltungen nur Trittbrettfahrer sind.

Wie sehen Sie die Zukunft des Kornmarktes in den nächsten zehn Jahren?

Ruster Ich hoffe, dass es ihn in der jetzigen Form noch gibt. Er hat Potenzial. Aber es reicht nicht, wenn Politik und die Verwaltung immer nur reden, viel versprechen und am Ende nichts halten. Wie gesagt, nach den Erfahrungen mit der Fußball-WM im vergangenen Sommer hat es mir endgültig gereicht.

KLAUS NIKOLEI FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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