Wesel Erster Weltkrieg: ZDF dreht in Wesel

Wesel · Dokumentarfilm lässt Weseler Regimentsgeschichte lebendig werden. Zu sehen ist er im August zur besten Sendezeit.

 Diese Fotos sind 1916 an der Front in Verdun entstanden. Sie dokumentieren den Alltag der Soldaten im Ersten Weltkrieg.

Diese Fotos sind 1916 an der Front in Verdun entstanden. Sie dokumentieren den Alltag der Soldaten im Ersten Weltkrieg.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Ein Soldat sitzt im Schützengraben und raucht in Ruhe eine Pfeife. Diese Szene (Foto unten) entstand während des Ersten Weltkrieges — der beleuchtete Tisch in einem abgedunkelten Raum des Weseler Stadtarchivs rücken dieses und weitere Glasplattenfotos auf beeindruckende Weise ins Bild. Und sie werden gleichzeitig Teil einer Szene, denn diese Zeugen einer vergangenen Zeit sind Requisiten, die in einer ZDF-Dokumentation zum Ersten Weltkrieg, die im August zur besten Sendezeit ausgestrahlt werden soll, eine Rolle spielen.

 Volker Kocks (li., Stadtarchiv) beobachtet die Dreharbeiten des ZDF-Teams. Christian Baumann, Annette von der Heyde, Anthony Miller und Alexander Berkel (v.li.) setzen Weseler Archivschätze für einen Dokumentarfilm über den Ersten Weltkrieg in Szene, dessen Ausbruch sich zum 100. Mal jährt.

Volker Kocks (li., Stadtarchiv) beobachtet die Dreharbeiten des ZDF-Teams. Christian Baumann, Annette von der Heyde, Anthony Miller und Alexander Berkel (v.li.) setzen Weseler Archivschätze für einen Dokumentarfilm über den Ersten Weltkrieg in Szene, dessen Ausbruch sich zum 100. Mal jährt.

Foto: Ekkehart Malz

Die Geschichte lebendig machen und mit filmischen Mitteln spannend erzählen — das ist das Ziel von Redakteur Alexander Berkel. Und genau dieses Anliegen führt ihn gerade für drei Tage in die Zitadelle nach Wesel, seiner Heimatstadt. Weselaner ist Berkel nicht — aber nah dran. "Ich bin in Bergerfurth geboren, in Wesel aufgewachsen und zur Schule gegangen", erklärt er. Mittlerweile wohnt der 50-Jährige Historiker in Wiesbaden und arbeite als Redakteur für das ZDF. Nun hat ihn das Filmprojekt zurück an den Niederrhein geführt.

Es befasst sich mit dem Ersten Weltkrieg und erzählt anhand des in Wesel stationierten 56. Regiments vom Kriegsalltag. "Im Mittelpunkt der Dokumentation steht die Frage: Wie bewältigen Menschen so etwas, wie halten sie den Alltag aus?", beschreibt Berkel. Dabei ist das Team auf umfangreiches geschichtliches Material angewiesen.

Alexander Berkel wurde unter anderem in Wesel fündig. Durch den Kontakt zum Stadtarchiv, wo er einst selbst gearbeitet hat, ist Berkel auf "einen Schatz" an zahlreichen geschichtlichen Zeugnissen in Schrift, Bild und Gegenständen aufmerksam geworden. Und der ist durch einen Aufruf (unter anderem in der RP) im vergangenen Sommer noch einmal größer geworden. "Wir hatten zwischen zehn und 20 Rückmeldungen", so Stadtarchivar Dr. Martin Roelen. Darunter zum Beispiel alte Briefe des Soldaten Hermann Kortüm, die seine Urenkelin von Sütterlin in die heutige Schriftform transkribiert hat. Auch Vasen und an der Front geschnitzte Holzkisten erreichten das Archiv. "Das Schriftliche ist sehr lebendig, aber eigentlich präsentieren wir ja bewegte Bilder", nennt Berkel eine der Herausforderungen des Projekts. Als Dokumentarfilmer müsse man Szenen für heutige Sehgewohnheiten schaffen. Spielszenen wurden deshalb bereits im November in Schweinfurt nachgestellt. "Sie bringen uns nah ran an das persönliche Erleben der Soldaten", erklärt Berkel. Originalaufnahmen aus der Zeit erzählten dagegen "die von den Propagandisten gewünschte Geschichte des Krieges". Anders die Originaldokumente wie Briefe, Bilder und Tagebücher. Sie ins filmerisch richtige Licht zu rücken, ist die Aufgabe, die Berkel mit seiner Redakteurskollegin Annette von der Heyde und einem Kamerateam umsetzt.

Einen Aha-Effekt gab es für Berkel, als er in einem der Schriftstücke las, die Soldaten seien mit der Kompanie zum Baden nach Ostende gefahren. "Hölle und Schrecken wechselten sich ab mit Routine", so Berkel. Er will das Klischee von täglichem Stress und Tod im Grabenkampf in seinem 45-minütigen Dokufilm aufbrechen, ohne das Geschehene zu verharmlosen.

(RP)
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