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Enthüllung des Kaiser-Denkmals Er liegt!

Wesel · Aus den Katakomben an die Luft: Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal ist wieder in der Öffentlichkeit zu sehen.

 Blick durch die Glasbox auf den marmornen Kaiser und das Gros der Gäste bei der Enthüllung zwischen Zitadellen-Haupttorgebäude und Niederrheinmuseum

Blick durch die Glasbox auf den marmornen Kaiser und das Gros der Gäste bei der Enthüllung zwischen Zitadellen-Haupttorgebäude und Niederrheinmuseum

Foto: Christoph Reichwein

Jetzt liegt er da. Aus tonnenschwerem Marmor und auf stählerne Stäbe gebettet scheint er fast zu schweben. Eine Box aus Spezialglas schützt ihn vor Witterung, Graffiti und Vandalismus. Nach gut sieben Jahrzehnten ist das Kaiser-Denkmal aus den städtischen Katakomben ans Licht gekommen und hat seinen neuen Platz zwischen Zitadellen-Haupttorgebäude und Niederrheinmuseum eingenommen.

Auch wenn der ursprüngliche Wunsch der Gesellschaft für Denkmalpflege Wesel, den Preußenherrscher an seinem ursprünglichen Ort zu zeigen, nicht in Erfüllung ging, können Ernst Trapp, Dominik an der Heiden, Rolf Oppenberg und ihre Mitstreiter mehr als zufrieden sein: Der politisch gewollte Kompromiss, Wilhelm nur liegend und an einer weniger frequentierten Stelle zu präsentieren, hat der Aktion genau die Aufmerksamkeit beschert, welche die Kritiker vermeiden wollten. Denn mit dem liegenden Kaiser kam Wesel gestern schon wieder bundesweit in die Schlagzeilen.

 Mit einem Festakt vor großem Publikum wurde das Denkmal am 18. Juni 1907 auf dem Kaiserplatz am Bahnhof eingeweiht.

Mit einem Festakt vor großem Publikum wurde das Denkmal am 18. Juni 1907 auf dem Kaiserplatz am Bahnhof eingeweiht.

Foto: Stadtarchiv Wesel

Die einen schmähen ihn als Kartätschenprinz und Kriegstreiber, die anderen feiern ihn als Reichsgründer und Reformer. Wenn darüber eifrig diskutiert wird, kann das im Sinne politischer Bildung nur positiv sein. Dies brachte besonders Bürgermeisterin Ulrike Westkamp in ihrer Rede zur Enthüllung zum Ausdruck.

Sie sprach von einer guten Lösung der Präsentation und stellte zwei Fragen, auf denen ihre Hoffnungen ruhen: "Was bedeuten Kriege? Was können wir tun, um den Frieden zu erhalten?"

Wie vor 111 Jahren: Feuerwehr-Chef Thomas Verbeet lüftet die Plane.

Wie vor 111 Jahren: Feuerwehr-Chef Thomas Verbeet lüftet die Plane.

Foto: Christoph Reichwein

Ernst Trapp warb für die Denkmalfreunde naturgemäß dafür, das Denkmal "aus seiner Zeit heraus" und als Teil der Weseler Geschichte zu sehen, aus der nach der Bombardierung 1945 nicht viel übrig geblieben ist. Wie zuvor schon Westkamps Ansprache, so beinhaltete auch Trapps Part genügend launige Passagen, um für eine gelöste, zuweilen heitere Stimmung zu sorgen.

Untermalt wurde der Festakt vor rund 100 Gästen von den Klängen eines Bläserensembles. Musik und Ansprachen hatte es auch vor 111 Jahren gegeben. Auch damals hatte es lange gedauert, bis ein 1888 gegründeter Denkmalverein zum Ziel kam.

Am Nachmittag des 18. Juni 1907 konnte das von dem bekannten Künstler Reinhold Begas geschaffene und mit 25.000 Mark Privatspenden finanzierte Standbild auf dem Kaiserplatz am Bahnhof enthüllt werden. Wie damals lüftete auch gestern die Weseler Feuerwehr das Denkmal: Ihr Chef Thomas Verbeet befreite es von der Plane.

Wie damals hatte auch jetzt privates Geld die Rückkehr des einst der Stadt geschenkten Kunstwerks in die Öffentlichkeit ermöglicht. Es ist eine Replik jener Figur, die Begas 1901 für die Berliner Siegesallee gefertigt hatte. Während dort nach Entfernung des Bildnisses zu DDR-Zeiten nur noch der heute unter Denkmalschutz stehende Sockel übrig ist, fehlt dieser in Wesel. Erhalten blieb der Kaiser. Ramponiert, weil nach dem Zweiten Weltkrieg mutwillig vom Postament gestürzt.

Mit Spitzen aus Politik und Verwaltung der Stadt und des Kreises, der Wirtschaft, der Polizei, der Feuerwehr, des Militärs aus der Schill-Kaserne sowie verschiedener gesellschaftlicher Kreise hatte sich eine bunte Mischung eingefunden. Steffen Bender, Vorsitzender der Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg, richtete sich mit einer Gratulation zur gelungenen Veranstaltung gleichfalls an die Runde.

Und es gab auch welche, die nicht da waren. Prinz Georg von Preußen, Chef des Hauses Hohenzollern, war verhindert, berichtete Ernst Trapp. Ein umfangreiches Grußwort konnte er von Ernst von Bismarck verlesen, dem Oberhaupt des von Bismarck'schen Familienverbandes.

Lockere Gespräche am Rande, eine Erfrischung im nahen Domizil der Weseler Hansegilde und ein späteres Mahl rundeten den Tag ab. Natürlich im Kaiserhof.

(fws)
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