Niederrhein Emmericher Spital schließt die Geburtshilfe

Niederrhein · Die Krankenhaus-Holding pro homine schließt zum 30. Juni 2017 die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe im Willibrord-Spital in Emmerich. Der neue Geschäftsführer Dr. Dieter Morlock begründete gestern Nachmittag diesen Schritt mit dem Defizit in der Abteilung. Sie wird nun mit der Fachabteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Weseler Marien-Hospital zusammengelegt. Antoni Wallner, der die Emmericher Geburtshilfe als Chefarzt seit 2005 leitet, wird nach dem altersbedingten Ausscheiden von Chefarzt Dr. Matthias Imach in Wesel dort die Abteilung übernehmen.

 Der neue Holding-Geschäftsführer Dr. Dieter Morlock

Der neue Holding-Geschäftsführer Dr. Dieter Morlock

Foto: pro Homine

Betroffen sind neun Ärzte, 27 Mitarbeiter im Pflegedienst, zwei Arzthelferinnen und eine Mitarbeiterin im Wirtschafts- und Versorgungsdienst. 17 selbstständige Hebammen sind für das Emmericher Spital tätig. Den Mitarbeitern werden Arbeitsplätze im Marien-Hospital und in den weiteren Einrichtungen der pro homine angeboten.

Morlock erklärte, dass an der Auflösung der Emmericher Abteilung kein Weg vorbei gehe. "Es macht keinen Sinn, jedes Jahr eine dreiviertel Million Euro in den Sand zu setzen." Um eine Geburtsstation kostendeckend betreiben zu können, seien mehr als 500 Geburten im Jahr erforderlich. Im Willibrord-Spital sei diese Marke nicht mehr erreicht worden. Die Zahl der Neugeburten lag bei 502 im Jahr 2014, 2015 waren es 475. Aktuell liege die Zahl bei 422, so dass die Marke von 500 bis Jahresende verfehlt werde.

Im Vergleich dazu erblickten 2015 im Marien-Hospital 912 Kinder das Licht der Welt, 33 mehr als im Jahr zuvor. Wesel entwickele sich gegen den Bundestrend, so Morlock. Wesel sei zudem eine Geburtshilfe mit "Level 2". Dieser Standard ermögliche auch Entbindungen mit hohem Risiko. Emmerich habe diesen Standard nicht. Kleve verfügt ebenfalls über "Level 2", was Morlock vermuten lässt, dass viele Emmericher Eltern zur Entbindung nicht nach Wesel, sondern nach Kleve fahren werden.

Was die Hebammen machen, die beispielsweise am Emmericher Spital eine eigene Praxis unterhalten werden, scheint noch nicht klar zu sein. Die Verantwortlichen im Emmericher Spital gingen gestern allerdings davon aus, dass es auch künftig für Eltern aus Emmerich und der weiteren Umgebung Angebote zur Geburtsvorbereitung vor Ort geben wird. Die Geburt selbst wird dann aber nicht mehr in Emmerich stattfinden, sondern in Wesel, Kleve oder auch Bocholt.

(hg)
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