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Ex-Jugendtrainer aus Wesel erinnert sich an Linda Dallmann „Ich habe sofort gemerkt, dass sie unglaublich talentiert ist“

Interview | Wesel/Hünxe · Fußball-Nationalspielerin Linda Dallmann kickte als Schülerin vier Jahre beim PSV Lackhausen in Wesel. Heute spielt die gebürtige Hünxerin bei einer EM und könnte im Finale gegen England zur Heldin werden. Ihr Ex-Jugendtrainer Heinz Wittig erinnert sich gerne an sie.

 Gutes Ballgefühl: Linda Dallmann wärmt sich vor dem Halbfinale gegen Frankreich auf.

Gutes Ballgefühl: Linda Dallmann wärmt sich vor dem Halbfinale gegen Frankreich auf.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Wenn am morgigen Sonntag um 18 Uhr im Londoner Wembley-Stadion das Finale der Frauen-Fußball-EM zwischen den Gastgeberinnen und der deutschen Nationalmannschaft angepfiffen wird, werden Millionen Fans bundesweit vor den Fernsehgeräten sitzen und dem Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg die Daumen drücken. Einer davon ist Heinz Wittig, beim PSV Wesel langjähriger Vereinsfunktionär und Vater des Jugendfußballs. Inständig hofft der mittlerweile 81-Jährige, dass Linda Dallmann mit von der Partie sein wird. Denn zu Beginn ihrer Karriere trug die aus Hünxe stammende Stürmerin von 2005 bis 2009 das grüne PSV-Trikot. Sollte Linda Dallmann nicht in der Startformation stehen, dann könnte die aktuell bei Bayern München unter Vertrag stehende 27-Jährige vielleicht eingewechselt werden. So wie am Donnerstag im Halbfinale gegen Frankreich.

 2006 hat PSV-Legende Heinz Wittig (r.) die damals 17-jährige Linda Dallmann zum vorerst letzten Mal gesehen.

2006 hat PSV-Legende Heinz Wittig (r.) die damals 17-jährige Linda Dallmann zum vorerst letzten Mal gesehen.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Herr Wittig, wo werden Sie das Finale am Sonntagabend verfolgen?

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Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Wittig Auf der Couch. Ich bin nämlich nicht mehr so fit. Von der Couch aus kann ich Linda dann beim entscheidenden Tor in London genau sehen (lacht). Im Halbfinale hätte sie ja fast das 3:1 geschossen. Vielleicht war sie da ein bisschen nervös.

Wenn Sie an die Jugendspielerin Linda Dallmann denken, woran erinnern Sie sich?

Wittig Sie muss damals elf oder zwölf gewesen sein, als sie vom TSV Hünxe zu uns nach Lackhausen kam, wo schon ihre Brüder gespielt haben. Ich habe sofort gemerkt, dass sie unglaublich talentiert ist. Doch nicht nur ihre Brüder haben hier gespielt, auch ihre beiden Schwestern. Wenn ich mich richtig erinnere, haben bei uns alle sechs Dallmann-Kinder gekickt. Die ganze Familie war samstags auf dem Sportplatz. Linda hatte schon damals alles, was man braucht. Dass sie 2019 zu Bayern München gegangen ist, war aus meiner Sicht der richtige Schritt.

Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?

Wittig Das war Mitte 2012. Linda war damals 17 und spielte bereits beim Bundesligisten SG Schönebeck in Essen. Weil sie damals schon einige Länderspiele in den DFB-Nachwuchs-Teams bestritten hatte, bekamen wir etwas mehr als 2000 Euro aus dem Bonussystem des DFB für Vereine, die Nationalspieler ausgebildet haben. Bei der Übergabe war sie hier bei ihrem alten Verein. Von uns hat sie damals eine gerahmte Fotocollage bekommen.

 Von 2005 bis 2009 trug Linda Dallmann das grüne PSV-Trikot.

Von 2005 bis 2009 trug Linda Dallmann das grüne PSV-Trikot.

Foto: Malz Ekkehart/Malz, Ekkehart (ema)

Haben Sie denn noch Kontakt zu ihr?

Wittig Ja, wir sind über Facebook verbunden. Da schicke ich ihr immer Glückwünsche, wenn sie gut gespielt oder Geburtstag hat. Und sie antwortet dann auch immer nett.

Haben Sie auch zu anderen früheren Jugendspielerinnen oder Spielern Kontakt?

Wittig Ja sicher, ich war 50 Jahre beim PSV aktiv, habe Kindergärten und Schulen trainiert und 1970 beim PSV den Damenfußball ins Leben gerufen. Damals gab es in NRW noch keine Mannschaften. Ich weiß noch, dass wir das erste Spiel auf dem ehemaligen Sportplatz ausgetragen haben, wo heute Edeka Komp ist. Da war ganz Lackhausen auf den Beinen. Als ich vor sechs Jahren krank wurde, wurde auch die Frauenabteilung aufgelöst. Die Spielerinnen sind dann nach Lankern oder Brünen gegangen. Schade.

Schauen Sie eigentlich lieber Spiele der Frauen oder der Männer?

Wittig Die Frauenmannschaften sehe ich lieber. Da gibt es weniger Fouls, da wird weniger gemeckert. Die Teams unternehmen mehr zusammen und freuen sich auch mehr über einen Sieg.

Drücken Sie eigentlich den Frauen des FC Bayern in der Bundesliga die Daumen, weil Linda Dallmann dort spielt?

Wittig Ich bin Fan der Frauen des MSV Duisburg, auch wenn das keine Spitzenmannschaft ist. Bayern München geht nicht, weil ich Fan von Borussia Dortmund bin. Aber klar, wenn Bayern gegen Wolfsburg in der Frauen-Bundesliga spielt, dann schaue ich mir das an. Wenn Linda reinkommt, ist da richtig Wirbel.

Machen Sie sich Hoffnungen, dass Linda Dallmann in London in der Startelf steht?

Wittig Ich denke, dass die Bundestrainerin die Startelf nicht verändert. Aber ich hoffe, dass Linda reinkommt und das 1:0 macht und wir damit den Titel holen.

Also wünschen Sie sich, dass Kommentator Bernd Schmelzer in der ARD ruft: „Mach ihn, mach ihn, sie macht ihn. Linda Dallmaaaaan. Das ist doch Wahnsinn.“

Wittig (lacht) Das ist klasse, genau so. Sie hat aus meiner Sicht noch eine ganz große Zukunft vor sich.

Schreiben Sie ihr auch bei Facebook, falls es mit dem erhofften Titel nicht klappen sollte?

Wittig Ich gratuliere ihr auf jeden Fall. Denn auch die Vize-Europameisterschaft wäre ein Grund zum Feiern.

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