Wesel Einer, der den Kölner Dom verschönert

Wesel · Der Dammer Künstler und Bildhauer Hans-Christoph Hoppe wirkt seit dem Jahr 2001 an der Dombauhütte in Köln. Mit seinen Arbeiten sorgt er dafür, dass der Dom auch nach Jahrhunderten immer noch beeindruckt.

Weseler hat seinen Arbeitsplatz am Kölner Dom
13 Bilder

Weseler hat seinen Arbeitsplatz am Kölner Dom

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Gotteshäuser rücken gerade in der weihnachtlichen Festzeit in den Fokus. Das gilt vor allem für den Kölner Dom, in dem sich die Gebeine der Heiligen Drei Könige befinden und der Anziehungspunkt für die Kölner und natürlich für Touristen aus aller Welt ist. Viele von ihnen stehen auf dem Domplatz und legen den Kopf in den Nacken, um seine ganze Pracht zu erfassen. Wer ein wenig genauer hinsieht, der entdeckt überall an der Außenfassade Figuren, erkennt, welche Geschichten die Portale erzählen. Dies alles über die Jahrhunderte zu erhalten, ist Aufgabe der Dombauhütte. Zahlreiche Künstler arbeiten daran, das Gesicht des Doms auch über die Zeit zu bewahren. Einer von ihnen ist der Dammer Bildhauer Hans-Christoph Hoppe.

In seiner Werkstatt direkt am Fuße des Doms arbeitet er gerade an Passionsengeln. Die werden einmal das Südportal am Roncalliplatz schmücken, genau dort, wo aufmerksame Besucher in rund 15 Metern Höhe momentan zwei leere Sockel erblicken können. Die Engel, die hier einst standen, waren so verwittert, dass sie kaum noch als solche zu erkennen waren. "Es ist ein bisschen wie Detektivarbeit", erklärt Hoppe. Denn die Nachbildung soll möglichst genau am Original sein — das wiederum ist nur anhand von alten Fotos zu erkennen. Die stammen aus dem 19. Jahrhundert und zeigen die Figuren, bevor die Verwitterung ihnen zu schaffen machte. "Auf dem Original habe ich dann die fehlenden Stellen anhand der Bilder mit Gips aufmodelliert", erklärt Hoppe das Vorgehen. Dabei muss er zwar den Stil einhalten, es gibt aber auch einen künstlerischen Gestaltungsspielraum, da nicht jedes Detail erkennbar ist.

Größter Kraneinsatz in der Geschichte des Kölner Doms
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Größter Kraneinsatz in der Geschichte des Kölner Doms

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Allein dieses Modell zu erschaffen, dauert einige Monate. Nachdem es vom Dombaumeister abgenommen wurde, wird es mit Hilfe eines Punktiergerätes auf den Rohstein — in diesem Fall ein Tonnen-Block französischer Kalkstein "Savonnières" — übertragen und ausgeschlagen.

Eine Arbeit, die sehr zeitaufwendig ist. Dann werden die Details — im Falle der Engel beispielsweise Federn und Locken — ausgearbeitet, bis schließlich das Endresultat entsteht. "Man reiht sich ein in eine Reihe von Bildhauern. Die haben alle gut gearbeitet. Ohne Respekt vor der Arbeit der anderen geht es gar nicht", erklärt Hoppe.

Bis die beiden jeweils etwa 1,80 Meter großen Passionsengel die seit einigen Jahren leeren Sockel schmücken, werden jedoch noch ein paar Jahre ins Land gehen. Schließlich ist es ein enormer Aufwand, den Kölner Dom an den entsprechenden Stellen einzurüsten. Und so warten einige bereits fertige Figuren — beispielsweise riesige Wasserspeier — auf ihren Einsatz an der Außenfassade. "Das ist schon ein tolles Bauwerk. Die bildhauerische Genauigkeit ist Wahnsinn", bemerkt Hoppe beim Blick auf den Dom an dessen Fuß die Dombauhütte und damit sein Arbeitsplatz liegt. Und noch eine Vorstellung gefällt ihm beim Blick auf die Außenfassade. "In 150 Jahren wird vielleicht ein weiterer Bildhauer meinen Engel schlagen", sagt Hoppe.

Einen Eindruck über die Masse hier vollbrachter bildhauerischer Arbeit zeigt eindrucksvoll die Modellkammer. Die liegt im nicht für Besucher zugänglichen Nordturm. Hier stehen Modelle und Originale dicht an dicht. "Diese Modelle haben die Weltkriege überlebt. Sie sind ein toller Schatz, auf den wir zurückgreifen können", erklärt Hoppe. So bleiben die Formen über die Jahre erhalten. Die verwitterten Figuren, die hier lagern, bezeichnet Hoppe als "stumme Zeugen". Bleibt die Frage, wie viele Figuren den Dom wohl schmücken. "Tausende", schätzt er.

Obwohl der Künstler aus Damm nun seit über zehn Jahren in Köln arbeitet, war er in dieser Zeit nicht einmal hoch oben auf dem Besucherturm. "Da war ich als Kind das letzte Mal." Was nicht heißt, dass er nicht manchmal eine ganz besondere Aussicht genießt — nur eine Etage tiefer: An der Dachumgehung. Von dort hat man einen Blick von oben auf das Strebewerk. "Da könnte ich mich nie dran sattsehen. Das ist eine Sache, die mich sehr beeindruckt", so Hoppe. Keine Frage, der Dom beeindruckt — und die Mitarbeiter der Dombauhütte sorgen dafür, dass das auch so bleibt.

(RP)
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