Wesel Einen Whiskey auf Obamas Erfolg

Wesel · Der Chef der Partnerschaftsvereinigung Wesel-Hagerstown freut sich über die Wiederwahl des amerikanischen Präsidenten. Wahlen auch in Hagerstown: Neuer Bürgermeister ist jetzt ein Demokrat.

 Einen Bourbon auf den Sieg von Präsident Obama: Richard Wolsing trägt dazu die Demokraten-Krawatte mit Esel-Motiv.

Einen Bourbon auf den Sieg von Präsident Obama: Richard Wolsing trägt dazu die Demokraten-Krawatte mit Esel-Motiv.

Foto: Malz

Herr Wolsing, wann und wie haben Sie von Obamas Wiederwahl erfahren?

Wolsing Bis Mitternacht habe ich zwischen ARD, ZDF und CNN hin- und hergezappt. Am Morgen dann bin ich um sechs Uhr aufgestanden, um die Wahlberichterstattung und vor allem die Rede Obamas kurz nach sieben auf CNN zu verfolgen.

Sie freuen sich über die Wiederwahl des Präsidenten?

Wolsing So wie die meisten Deutschen. Er wirkt offen und ehrlich. Man mag ihn.

Vor vier Jahren habe ich Sie kurz nach der Wahlparty im amerikanischen Konsulat in Düsseldorf erreicht.

Wolsing Die gab es in diesem Jahr nicht. Deshalb haben wir zu Hause eine kleine Party gefeiert.

Und wie sah die aus?

Wolsing Ich habe mir gleich am Morgen einen Bourbon-Whiskey gegönnt und dann mit meiner Frau angestoßen — mit Mineralwasser. Mehr nicht.

Parallel zu den Präsidentschaftswahlen gab's in Wesels Partnerstadt Hagerstown, gut eineinhalb Autostunden von Washington entfernt, Kommunalwahlen. Haben Sie schon Ergebnisse?

Wolsing Bürgermeister Bob Brunchey, ein Republikaner und seit 1997 im Amt, ist nicht wiedergewählt worden. Jetzt steht David S. Gysberts an der Spitze der Stadt.

Was wissen Sie von ihm?

wolsing Er ist noch jung, 35, und in der Bezirksschulverwaltung als Berater für Schulen tätig. Als studierter Lehrer ist er in Hagerstown sehr gefragt.

Warum?

Wolsing Weil man dort ein großes Problem mit Diebstählen und kleineren Überfällen hat. Das liegt daran, haben mir die Menschen in Hagerstown bei unserem letzten Besuch erzählt, dass die Innenstadt abends praktisch leer ist. Da wohnt nämlich kaum jemand. Dagegen ist in Wesel abends richtig was los. Die Wähler haben wohl auch für den Demokraten Gysberts gestimmt, weil dieser, anders als der Bürgermeister, den geplanten Neubau eines Baseball-Stadions kritisch gesehen hat. So wie die Bürger, die befürchten, dass durch den kreditfinanzierten Bau die Steuern steigen und das Stadion vergleichsweise wenig neue Arbeitsplätze bringt.

Haben die Menschen in Hagerstown eher für Obama oder für Romney gestimmt?

Wolsing Das ist interessant. Hagerstown und Washington County wählen bei Präsidentenwahlen oft republikanisch. Der Staat Maryland allerdings wählt mehrheitlich demokratisch, weil in den großen Städten wie Baltimore viele Obama ihre Stimmen gegeben haben.

Was erwarten Sie nun von Obama in seiner zweiter Amtszeit?

Wolsing Er kann nun freier auftreten, mehr Politik für die Bürger machen, weil er beispielsweise keine Rücksicht mehr auf Wechselwähler nehmen muss. Für die USA und die Sozialsysteme ist das gut. Vor allem Älteren und Angehörigen der unteren Mittelschicht hilft das davon Obama eingeführte Krankenkassensystem sehr. Das habe ich in Gesprächen immer wieder gehört. Ansonsten glaube ich, dass sich an der Politik nicht viel ändern wird. Auch nicht in der Außenpolitik. Ich kann nur sagen, dass es mir viel Freude bereitet, ihn weitere vier Jahre als Präsidenten zu erleben.

Das Gespräch führte Klaus Nikolei

(RP/rl/jul)
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