Hamminkeln Ein junger Konservativer

Hamminkeln · JU-Bundeschef Phillip Mißfelder stellte sich beim CDU-Neujahrsempfang geläutert vor. Er ging kritisch mit seiner Generation ins Gericht und bekannte Nähe zu denen, die Deutschland durch Arbeit stark gemacht haben.

Die Provokation, Hüftgelenksoperation für betagte Menschen als Hypothek für die Jungen unter ökonomischen Vorbehalt zu stellen, hängt Philipp Mißfelder bis heute nach. Der 29-jährige Bundesvorsitzende der Jungen Union hat nach eigenen Angaben viel gelernt in der Auseinandersetzung um seine Aussage, die ihn vor sechs Jahren mit einem Schlag bekannt gemacht und heftige Kontroversen ausgelöst hat.

Der Karriere des Nachwuchspolitikers, der nun ins CDU-Präsidium aufgerückt ist, hat die vorlaute These nicht geschadet. Persönlich geht er längst souverän mit dem Fehltritt um. "Ich könnte Ihnen viele fachliche Details über Hüft-OPs erzählen", sagte der Bundestagsabgeordnete gestern als Gastredner beim CDU-Neujahrsempfang im voll besetzten Ratsaal. Hier stellte er sich als erstaunlicher junger Mann vor, dessen Wertvorstellungen nahe bei denen seiner Großelterngeneration scheinen.

"Uns geht es weiter sehr gut"

Natürlich stand die gegenwärtige Finanzkrise im Mittelpunkt der Rede des jungen Konservativen, der sich als selbst als "Wirtschaftsliberaler" bezeichnete und der trotz alledem allen Grund dafür sieht, "dass Deutschland seinen Grundoptimismus beibehalten" sollte. "Es geht uns nach wie vor sehr gut", sagte Mißfelder, "wir müssen die Krise aushalten und gestärkt aus ihr hervorgehen."

Das könne allerdings nur gelingen, wenn sich seine Generation auf die Tugenden derjenigen besinne, die das Land zur Blüte gebracht und mit harter Arbeit dafür gesorgt hätten, "dass es uns besser geht als ihnen".

Mißfelder erteilte dem Modell der Yuppies in Brioni-Anzügen eine Absage, die das Heil in Finanzdienstleistungen sehen, beziehungsweise gesehen haben. "Volkswirtschaften, die darauf beruhen, dass Geld mit Geld verdient wird, können nicht funktionieren", so der Gastredner. "Harte Arbeit" sei die Grundlage für den Segen einer positiven Entwicklung der sozialen Marktwirtschaft, schrieb er den jungen Menschen ins Stammbuch, die arg behütet "in Wohlstand aufgewachsen" seien und sich nun schwer täten, sich auf die sich abzeichnenden Herausforderungen einzulassen.

Mißfelder ging auf Distanz zu seinen Lehrern der 68er-Garde, warf seiner Altersklasse vor, sich zunehmend ins Private zurückzuziehen und forderte eine Rückbesinnung auf den Stellenwert von Familie und Kindern. Er sah sich näher bei den Sorgen vieler älterer Menschen, die die momentane Staatsverschuldung schwindlig mache. Er bezeichne sich als Anhänger einer "Schuldenbremse". Nachhaltig sei die Investition in Bildung. Hier sei Staatsgeld gut angelegt.

(RP)
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