Wesel Ein Gnadenhof für Hund, Katze, Gans

Wesel · Nicole Schädel beherbergt in Hünxe rund 70 Tiere, viele davon sind alt, stark traumatisiert und krank. Nun sucht sie für ihren Gnadenhof ein neues Grundstück und hat eine Kampagne gestartet.

 Nicole Schädel mit ihren Hunden. Viele davon werden über den Tierschutz vermittelt. Es gibt aber auch Menschen, die die Tiere direkt bei ihr abgeben.

Nicole Schädel mit ihren Hunden. Viele davon werden über den Tierschutz vermittelt. Es gibt aber auch Menschen, die die Tiere direkt bei ihr abgeben.

Foto: Fröhlich

Wer rund 70 Tiere beherbergt, muss bei den Namen schon erfinderisch werden: So heißen Hunde und Katzen auf dem Hünxer Gnadenhof zum Beispiel Miss Marple, King Louie oder Böhnchen. Ein schwarzer Labrador trägt den Namen Hero, weil er kürzlich so heldenhaft eine schwere Operation hat über sich ergehen lassen müssen. Der zweijährige Hund stammt aus Bulgarien, dort wurden seine Geschwister mit einem Kopfschuss getötet. Bei ihm landete eine Kugel im Rücken. Nicole Schädel herzt den verletzten Hund, sie gibt ihm und vielen anderen Tieren ein Zuhause. Bleiben können sie auf dem gemieteten Grundstück in Hünxe aber nur noch bis Ende des Jahres. Weil der neue Eigentümer Eigenbedarf angemeldet hat, sucht Nicole Schädel nun eine neue Bleibe - für sich, ihre Tochter, ihre Mutter und die Tiere.

Vor allem die Hunde tummeln sich an diesem Tag auf der Terrasse, sie bellen in unterschiedlicher Lautstärke und Tonlage. Die Katzen lassen sich davon nicht stören und schlummern friedlich weiter, liegen auf Decken oder in Körben. Auch Gänse und Kaninchen befinden sich auf dem Gelände, Shetlandponys haben Platz zum Grasen. "Wir brauchen ein Haus mit großer Wiese", sagt Nicole Schädel.

Das Objekt sollte möglichst viel Platz mit Auslauf für die Tiere bieten. In dieser Größenordnung ist es natürlich nicht einfach, etwas zu finden.

Es brauche gegebenenfalls Raum für Ställe und um Ausläufe bauen zu können, ergänzt Dirk Heuser vom Verein Hilfe für Tiere aus Dinslaken, der Nicole Schädel seit einigen Jahren unterstützt und ihr nun auch bei der Suche nach einer geeigneten Unterkunft helfen möchte. Die sollte idealerweise natürlich in der Umgebung sein, irgendwo rund um_Voerde, denn die zwölfjährige Tochter von Nicole Schädel besucht dort die Schule.

Trotz des Gewusels auf der Terrasse hat Nicole Schädel ihre tierischen Schützlinge immer im Blick. Da ist etwa Lumpi, die strubbelige Hündin ist blind und bewegt sich ganz tapsig vorwärts. Oder Emily: "Sie haben wir aus einem Schuppen in Lohberg befreit", sagt die 48-Jährige. "Die ist seither wie mein Schatten, ist immer dabei." Dass sich in ihrem Zuhause so viele Vierbeiner und Federvieh tummeln, ist für Nicole Schädel selbstverständlich, sie kennt es kaum anders: "Ich bin im Grunde da hineingewachsen." Ihre Eltern lebten damals noch in Voerde, sie hatten Platz, begannen eine, bald fünf Katzen zu füttern. "So fing das an", sagt Nicole Schädel. Vor zehn Jahren mussten sie aus Voerde wegziehen, bis sie das Grundstück in Hünxe fanden, dauerte es zwei Jahre. Woher die Tiere kommen, um die sie sich hier mit ihrer Mutter und Tochter kümmert? Sie werden über den Tierschutz vermittelt, etwa wenn der Besitzer verstorben sei und sein Haustier zurückbleibe. Manche seien gefunden worden, sagt Nicole Schädel. Es seien alte, kranke und misshandelte Tiere, "auch viele Zuchthündinnen, die ausrangiert worden sind". Viele seien so traumatisiert, hätten eine Macke, berichtet Petra Schädel. Wenn die Tiere so auf dem Grundstück tollen, ist ihnen das nicht direkt anzusehen. Beim Spazierengehen aber falle das auf, erzählt Nicole Schädels Mutter.

Viele Menschen riefen aber auch an, weil sie ein Tier abgeben wollten oder stünden damit direkt vor der Tür des Gnadenhofs. Es ist diese Mentalität einer Wegwerfgesellschaft, die Nicole Schädel nicht begreifen kann. "Wie sich der Mensch des Tieres einfach entledigt", sagt sie. Sie aber könne nicht wegsehen, müsse den hilflosen Wesen einfach helfen und ihnen ein Zuhause bieten. "Ich könnte mir ein Leben ohne die nicht vorstellen."

Der zweijährige Hero trägt nach seiner Operation eine Windel. Er kann sich im Moment nur robbend fortbewegen.

Trotzdem: "Der hat Lebensfreude", sagt Nicole Schädel. Hero bekommt derzeit Physiotherapie, damit er - so hoffen sie hier - wieder lernt zu laufen.

Damit er bald in seinem neuen Zuhause, auf einem neuen Grundstück des Gnadenhofes mit den anderen Tieren spielen kann.

(acf)
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