Wesel Ein Drama wie ein Gefühlsorkan

Wesel · Das englischsprachige Uni-Theater DUET zeigt vom 31. Januar bis 3. Februar "Am Katzenmoor" (By the Bog of Cats) der irischen Dramatikerin Marina Carr (Jahrgang 1964). Das Stück ist eine Wucht, voller ungezügelter Leidenschaft.

 Regisseurin Ulrike Wright hat das antike Rachemotiv mit Elementen des magischen Realismus verwebt. Herausgekommen ist am Ende ein hochemotionales Drama.

Regisseurin Ulrike Wright hat das antike Rachemotiv mit Elementen des magischen Realismus verwebt. Herausgekommen ist am Ende ein hochemotionales Drama.

Foto: VerANSTALTER/Klucken

Es wird gedroht und gefleht, geliebt und gehasst. Zarteste Gefühle und eine blindwütige Rache, die vor dem eigenen Schmerz nicht Halt macht, scheinen sich zu bedingen. - Das Stück, das die 1982 gegründete englischsprachige Theatergruppe der Universität Duisburg-Essen in diesem Jahr auf die Bühne bringt, führt über die Grenzen menschlichen Fühlens und Wollens weit hinaus. Zugleich ist das Drama eine Entdeckung für deutsche Bühnen. Es heißt "Am Katzenmoor" (englisch: By the Bog of Cats), geschrieben hat es die irische Dramatikerin und Hochschullehrerin Marina Carr (Jahrgang 1964).

In Deutschland ist die Autorin noch unbekannt. Bislang wurde ihr 1998 in Dublin uraufgeführtes Stück kaum auf deutsche Bühnen geholt. Allerdings gab es vor gut drei Jahren eine Aufführung im Gießener Theater, die von der örtlichen Kritik in den höchsten Tönen gelobt wurde. Für das Uni-Theater DUET (=Duisburg University English Thespians) hat deren langjährige Regisseurin (seit 1999) Ulrike Wright das Stück vor zwei Jahren bei einem Theaterworkshop in der Nähe von Dublin kennengelernt. Als sie Ausschnitte davon sah und sich näher mit dem Stoff auseinandersetzte, kam sie zu dem riskanten Schluss, "Am Katzenmoor" ihrer engagierten Amateurgruppe aus internationalen Studenten und ihrer Co-Regisseurin Nicole Winkler zuzumuten. "Das Stück ist wirklich eine Herausforderung, aber es macht auch unheimlich Spaß", sagte Ulrike Wright bei ihrem Redaktionsbesuch.

Fasziniert hat Ulrike Wright, wie Marina Carr das antike Rachemotiv mit Elementen des magischen Realismus verwebt. "Am Katzenmoor" ist durchaus auch ein Schauerstück, dessen psychologische Durchdringung bis zur schlimmst-möglichen Wende ausgekostet wird. Die Anspielungen und Symbole lassen dabei von Anfang ahnen, wohin es die Handlung treibt. Dem Publikum schwant gleich Böses, wenn es in der ersten Szene Hester Swane kennenlernt, die einen toten schwarzen Schwan über die Bühne schleppt. Hester, eine Frau Ende dreißig, ist von Kindheit an traumatisiert. Als Siebenjährige wurde sie von ihrer Mutter verlassen.

Wesel: Ein Drama wie ein Gefühlsorkan
Foto: Peter Klucken

Noch immer wartet Hester auf deren Rückkehr. Das Stück spielt an einem einzigen Tag, und zwar an einem Hochzeitstag. Dieses Fest ist für Hester ein weiterer Schicksalsschlag, denn der Bräutigam war 14 Jahre lang mit Hester liiert, hat mit ihr auch eine nun siebenjährige Tochter, doch will er nun eine Jüngere heiraten; eine hübsche Frau, die Hester einst als Babysitterin betreut hatte.

Freund und Feind raten Hester, den Ort und seine Gemeinschaft zu verlassen. Doch sie weigert sich, unterwirft sich nicht den ungeschriebenen Dorf- und Vernunftgesetzen. Stattdessen wandelt sich die vom Leben Betrogene in eine irische Medea, aus deren Verzweiflung allmählich Zorn wird, der sich in einem Racheakt ohnegleichen entlädt. Die Autorin Marina Carr zieht in ihrem Schauerstück alle Register, wobei sie gerne auch lustvoll ins Arsenal der Groteske und der Farce greift. Die Hochzeitszeremonie, so verrät Ulrike Wright, sei ebenso böse wie urkomisch. Und die Geister und Hellseher, die auf der Bühne erscheinen, kitzeln beim Gruseln durchaus auch den Spaß an der Darstellung von exaltierten Gefühlen hervor.

Die Proben für die Aufführung gehen nun in die Endphase. Das 27-köpfige Ensemble besteht aus Studierenden unterschiedlicher Fächer und einigen ehemaligen Studierenden aus Deutschland, Katalonien, Tschechien, Bangladesh, Kanada und dem Iran. Gespielt wird in englischer Sprache. 13 Ensemblemitglieder stehen auf der Bühne, eine hat das Poster entworfen, zwei weitere spielen die Musik ein, andere kümmern sich um Kostüme, Requisiten, Fotografie, Beleuchtung, Technik und Handwerkliches.

Den Schwan, der in der ersten Szene zu sehen ist, hat übrigens Ulrike Wright, die viele Jahre Englisch, Französisch und Kunst unterrichtete, selber kreiert.

(pk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort