Wesel Eigene Busflotte für Wesel: Fahrgastverband begrüßt Vorschlag

Wesel · Der Vorschlag der Linken-Fraktion in Wesel, einen eigenen städtischen Weseler Verkehrsbetrieb zu gründen und sich damit von der Niag abzuspalten, wird vom Fahrgastverband Pro Bahn positiv bewertet.

Lothar Ebbers, Sprecher von Pro Bahn, verwies auf Anfrage auf die Beispiele einiger anderer Städte wie Bocholt, die erfolgreich eine eigene Stadtbuslinie gegründet haben. Auch die Städte Rheine, Lemgo, Bad Salzuflen, Dormagen und Hürth hätten ähnliche Lösungen gewählt. Finanziell allerdings würde dies den Handlungsspielraum von Wesel stark einschränken.

Wesel hält an der Niag 1,1 Prozent, erhielt hierfür 2017 insgesamt 94.040 Euro Dividende. Für den Öffentlichen Personennahverkehr zahlt Wesel direkt nichts, eine ÖPNV-Umlage muss nicht mehr gezahlt werden, seitdem das Unternehmen durch Public-Private-Partnership wirtschaftlicher arbeitet. Allerdings zahlte Wesel für die Schülerbeförderung 2017 insgesamt 497.260 Euro an die Niag.

Lothar Ebbers von Pro Bahn verweist darauf, dass die Übernahme der Aufgabenträgerschaft für den örtlichen Busverkehr durch das ÖPNV-Gesetz und die Beschlüsse im Kreis Wesel gedeckt sei. "Sie ist insbesondere sinnvoll, wenn die Stadt nicht nur ein eigenwirtschaftliches Angebot, sondern ein bezuschusstes Angebot wünscht, während der Kreis zu 100 Prozent auf Eigenwirtschaftlichkeit setzt."

In Bocholt, so Ebbers, gebe es einen Verkehr in ungefähr gleichem Umfang wie die Ortslinien in Wesel. Sechs Linien fahren in der Kernstadt im Halbstundentakt, zwei Linien in entferntere Ortsteile im Stundentakt sowie weitere Angebote als Taxi-Bus und das Anruf-Sammel-Taxi in den Schwachverkehrszeiten abends und am Wochenende. Der Stadtbus habe einen Kostendeckungsgrad von 66 Prozent, das Defizit - knapp über 600.000 Euro in 2016 - wird durch Querverbund mit den Stadtwerken ausgeglichen.

Das Angebot in Bocholt sei zwar nicht umfassend, habe aber selbst in einer Fahrradstadt wie Bocholt immer mehr Fahrgäste gewonnen, so Ebbers. "In Wesel hingegen ist die Nutzung der Stadtlinien zunehmend zurückgegangen. Das Angebot besteht aus Linien im Stundentakt, nur auf einzelnen Abschnitten gibt es Überlagerungen zum Halbstundentakt, umwegreiche Fahrwege, absolutes Negativbeispiel ist der Fahrweg Bahnhof - Lackhausen, sind nur für wenige, nicht anders mobile Fahrgäste anziehend."

(sep)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort