Feines vom Land - Hamminkeln Edle Saftprobe mit "verbotenen Tröpfchen"

Hamminkeln · RP-Genusstour startete bei der Obstkelterei van Nahmen. Leser reagieren begeistert. Samstag geht's weiter zum Hof Schäfer.

Das war die RP-Genusstour bei der Obstkelterei van Nahmen
6 Bilder

Das war die RP-Genusstour bei der Obstkelterei van Nahmen

6 Bilder

Zum guten Schluss hatte Dr. Peter van Nahmen für die Besucher-Gruppe der Rheinischen Post was ganz Feines zu bieten. Der Junior-Chef stieg in den Saft-Keller, um ein paar Flaschen mit ganz erlesenen Tropfen zu holen: Rote Sternenrenette — der "Urniederrheiner" unter den Äpfeln — der Jahrgänge 2006 bis 2013, absolut sortenrein und jeweils einzigartig im Geschmack. Die 17 Teilnehmer an der Tour in die Genussregion, die in der Obstkelterei van Nahmen ihre erste Station angesteuert hat, sollten schmecken, dass jeder Sommer sein eigenes Aroma entfaltet.

Die Saftprobe der feinen Art wurde zum unvergesslichen Geschmackserlebnis. "Sie trinken jetzt etwas Verbotenes", sagte Peter van Nahmen mit einem Lächeln, als er den Premieren-Jahrgang mit sortenreinem Saft des Weihnachtsapfels kredenzte. Ein Kostbarkeit, die man nirgendwo mehr kaufen kann.

Das Abfülldatum 2006 steht gestanzt im Schraubverschluss der damals noch konventionellen Flasche. Das gesetzliche Verfallsdatum ist seit fünf Jahren angelaufen. Die Trübung ist optisch einwandfrei, auf dem Gaumen entfaltet der Saft, der vor sieben Jahren in die Flasche kam, ungetrübten Genuss. Die Gäste sind begeistert. Wer hat schon die Chance, sich den Sommer 2006 — es war Fußball-Märchen in Deutschland — noch mal auf der Zunge zergehen zu lassen.

Es folgen Kost-Proben der folgenden Jahrgänge — alle unterschiedlich im Öchslegehalt und Säureanteil — auf dem Flaschenetikett ablesbar. Der Kenner schmeckt die Nuancen. Beim aktuellen Saft, abgefüllt Mitte September, sind sich alle einig: Der 2013er schmeckt "völlig anders" als seine Vorgänger: "viel Schmalz, leicht bitter im Abgang, vollmundig". Peter van Nahmen ist's zufrieden. Es ist nicht das letzte Wort des Sommers 2013. Es warten noch Chargen mit Sternenrenette, die später gepflückt wurden und mehr Sonne getankt haben.

Saft machen ist bei van Nahmen ein natürlicher, äußerst lebendiger Prozess, das haben die RP-Begleiter eindrucksvoll erfahren. "Es gibt allein am Niederrhein 180 verschiedene Sorten", so Peter van Nahmen, "und noch so viel zu entdecken." Manchmal verlässt er die Region, wie beim rustikalen Neuling "Wilde Pflaume" aus dem Piemont. "Hmmm".

Die RP-Tester sind hin und weg. "Dabei hatten wir anfangs den Versuch schon fast abgeschrieben", verrät der Saft-Fachmann. Die Zeit aber habe für einen klasse Saft gesorgt. 60 Prozent des Umsatzes macht der kleine, aber feine Saftladen inzwischen mit den Sortenreinen, die die Republik erobern, vom Bundespräsidialamt bis zur Sterneküche. Aber auch in Schützenfestzelten der Region ist VaNa eine feste Größe.

Zwei Teile Rhabarbersaft und ein Teil Korn, gesüßt mit Vanillezucker — das macht nicht nur Feierbiester munter. Die Krönung der Kostprobe aus der "gesunden Abteilung" ist der dunkle, etwas ölige Aronia-Saft. Mit Apfelsaft geht er verträglicher, "nicht so extrem gesund" über den Gaumen, um das Immunsystem zu stärken.

RP-Leser Beatrix und Udo Westerfeld aus Mehrhoog haben im Selbstversuch mit Apfelbeeren aus ihrem Garten nach einem Rezept aus dem Internet ihren eigenen Aronia-Saft gemacht, "der genau so schmeckt wie hier". Weil aber die Aronia-Produktion in der Kleidung Spuren hinterlässt, wollen die Westerfelds künftig ihre Beeren bei van Nahmen abgeben. Das gibt keine Flecken und obendrein noch Saft zum Vorzugspreis.

(anch)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort