Wesel Duden vor dem Supermarkt

Wesel · Wesels bekanntester Sohn ist Konrad Duden. Doch außer dem gleichnamigen Gymnasium erinnert nichts in der City an den Vater der deutschen Rechtschreibung. Jetzt wird eine Büste errichtet – bei Komp. Touristisch ist das Unsinn.

Wesels bekanntester Sohn ist Konrad Duden. Doch außer dem gleichnamigen Gymnasium erinnert nichts in der City an den Vater der deutschen Rechtschreibung. Jetzt wird eine Büste errichtet — bei Komp. Touristisch ist das Unsinn.

Ein Schelm, wer Arges dabei denkt. Am Samstag, 6. Juni, wird in Lackhausen die Bronzebüste für Konrad Duden feierlich eingeweiht. Also im politisch umkämpften Weseler Ortsteil einen Tag vor der Kommunalwahl am 7. Juni, deren endgültiger Termin morgen höchstrichterlich entschieden wird. Purer Zufall? Bürgerforums-Vorsitzender Günter Ohletz, durchaus über eine gewisse Schlitzohrigkeit verfügend und überdies als neuer AG60 plus-Vorsitzender langjähriger SPD-Mann, ist nahe dran an der Politik. Das Bürgerforum hat zwar einiges bewegt für Lackhausen, aber mit dem Einweihungstermin nimmt es Partei, finden manche Kritiker. Doch auch der Standort auf dem Komp-Parkplatz ist umstritten. Werner Köhler, sachkundiger Bürger der CDU, versteht nicht, was die Skulptur gewordene Erinnerung an den deutschen "Rechtschreib-Papst" an einem Supermarkt zu suchen hat. Er möchte die Büste am Duden-Findling am Lackhausener Ortseingang sehen. Ohletz verbittet sich solche Einmischungen in "innerlackhausenerische" Angelegenheiten".

"Keine Kunst für Keller fördern"

Tatsache ist: der Duden-Standort war bisher Geheimkommando Bürerforum, offen debattiert wurde nichts. Erstaunlich, denn Wesels berühmtester Sohn und dazu von historischem Format taucht sonst im Stadtbild nicht auf — auch nicht als Touristenziel. Ein Denkmal für ihn ist überfällig — doch pilgert ein Besucher der Stadt zum Parkplatz des Lackhausener Nahversorgungszentrums? Der Standort hat mit Geldgebern und Förderern zu tun. "Zwischen der Apotheke und dem Ärztehaus ist auf einer privaten Fläche ein idealer Standort", verteidigt Ohletz die Entscheidung.

An der sei auch nicht mehr zu rütteln. Zumal auch die Verantwortlichen bei der Stadt und auch Sponsor Verbands-Sparkasse grünes Licht gegeben hätten und der Komp-Parkplatz demnächst das Schild "Konrad-Duden-Platz" erhalte. Zwar gibt Reinard Hoffacker, Leiter des Vorstandssekretariates der Verbands-Sparkasse zu, das man mit dem äußerst belebten Standort ("Wir möchten keine Kunst für den Keller fördern") zufrieden sei. Zumal die Sparkasse einige Meter vom anvisierten Standort eine Selbstbedienungs-Stelle betreibt. Aber: "Wir hängen nicht an diesem Standort, wenn es eine bessere Alternative geben würde. Die aber sieht das Bürgerforum derzeit nicht." Man sei lediglich der Sponsor der Büste, wollen den Bürgern eine Freude machen. So wird Duden wohl ein lokales Ereignis am Stadtrand bleiben. (Kommentar)

(RP)
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