Wesel Drescherei, Partyraum, Lager

Wesel · Aus dem Küchenfenster ihres Bungalows an der Tulpenstraße blickt Doris Schilling Tag für Tag auf den kalkweißen Mühlturm auf der gegenüberliegenden Straßenseite. „Ich freue mich sehr, dass die Ruine jetzt zu neuem Leben erweckt wird“, sagt die Enkelin von Gustav Beckmann, der die Mühle im Jahr seiner Eheschließung 1893 erworben hatte und zu einem ansehnlichen Betrieb mit Lohndrescherei erweiterte.

Viele Erinnerungen verbindet sie mit dem Turm, der nach dem Zweiten Weltkrieg um ein Stockwerk verkürzt und dessen Haube samt Flügel abmontiert wurden. „Als Kind habe ich mit meinen drei Schwestern dort gespielt, als Jugendliche in den 60er Jahren hatten wir unter dem Dach eine kleine Bar eingerichtet, in der Feten gefeiert wurden“, sagt sie und lacht.

Bis in die 70er Jahre hinein hat ihr Vater noch gelegentlich Bauern aus der Umgebung das Getreide gemahlen. Auch weiß sie aus Erzählungen, dass in dem nahen Bauernhof, in dem sie aufgewachsen ist und der 1980 abgerissen wurde, mal eine Bäckerei gewesen sein muss. Bis in die 90er Jahre hinein wurden im Umfeld der Mühle Osterfeuer abgebrannt. Der Mühlturm und die Anbauten selbst dienten Doris Schillings mittlerweile verstorbenem Mann lange Zeit als Lagerstätte für Gummiteile. Ende des vorigen Jahrhunderts verkauften die Schillings die Ruine an Andreas Langner, der mit dem Umbau beschäftigt ist. Ob ihr Vater mit dem Umbau einverstanden wäre, würde er noch leben? „Das glaube ich schon. Denn der Turm ist wieder weiß, wie er früher einmal gewesen ist“, ist Doris Schilling überzeugt.

(RP)
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