Neubauprojekt in Wesel Wie das Domkarree aussehen soll

Wesel · Die geplanten Veränderungen am Willibrordi-Platz sind für die Grünen „ein städtebaulich äußerst bedeutsames Vorhaben“. Bevor Genehmigungen erteilt werden, wünschen sie sich konkretere Vorstellungen im Stadtentwicklungsausschuss.

Ein u-förmiger Komplex mit vielen Giebeln (links): So stellt sich die Domkarree Wesel GbR ihr Projekt am Hansaring vor. Daneben ist an der Ecke Hansaring/Pastor-Bölitz-Straße der noch stehende sogenannte Sackermann-Bau zu sehen, auf dessen Fläche das Evangelische Krankenhaus sein Vorhaben umsetzen möchte.   Grafik: DKW

Ein u-förmiger Komplex mit vielen Giebeln (links): So stellt sich die Domkarree Wesel GbR ihr Projekt am Hansaring vor. Daneben ist an der Ecke Hansaring/Pastor-Bölitz-Straße der noch stehende sogenannte Sackermann-Bau zu sehen, auf dessen Fläche das Evangelische Krankenhaus sein Vorhaben umsetzen möchte. Grafik: DKW

Foto: DKW

Noch sind keine Senioren in das neue Haus Aaper Busch am Evangelischen Krankenhaus (EVK) Wesel umgezogen, geschweige denn Bagger angerückt. Dennoch gibt es skeptische Betrachter dessen, was in unmittelbarer Nähe des Willibrordi-Doms passieren soll. Hintergrund ist die Tatsache, dass der Pflegeheim-Altbau längst nicht mehr heutigen Ansprüchen und Vorgaben entspricht, weshalb am EVK ja Ersatz geschaffen wird. Zum Hintergrund gehört auch, dass für die Flächen an Hansaring und Pastor-Bölitz-Straße zwei Initiativen am Start sind. So verfolgte das EVK zuletzt den Plan, an der Ecke der beiden Straßen ein ambulantes Konzept unter dem Titel „Wohnen und Pflege“ umzusetzen. Auf dem nördlichen Abschnitt zwischen Hansaring und Haus am Dom indes möchte die Domkarree Wesel GbR einen Komplex mit 67 Wohnungen schaffen. Was wo genau hinkommen soll, ist offenbar ein Grund für Unruhe.

Festzuhalten ist zunächst, dass Freiräume in Innenstädten ein rares und deshalb sensibel zu behandelndes Gut sind. Alte Weselaner wie Rolf Oppenberg, der sich unter anderem für die Rekonstruktion der historischen Rathaus-Fassade am Großen Markt eingesetzt hat, sorgen sich um den Willibrordi-Platz und die Sichtachsen auf den Dom. Der 87-Jährige ist besorgt, dass die grote Kerk regelrecht eingekesselt werden könnte, und weist darauf hin, dass „selbst im tiefsten Mittelalter“ der Platz vor der Kirche frei war. Oppenberg befürchtet, dass die Westfassade zugestellt werden könnte, und fragt, ob das Areal nicht auch zum Betätigungsgebiet der Immobilien- und Standortgemeinschaft Dom-Viertel gehört.

Deshalb erschienen ihm auch unlängst Darstellungen des geplanten Domkarrees als überdimensioniert. Dieses ist aber nicht an der Ecke Hansaring/Pastor-Bölitz-Straße vorgesehen, sondern schließt sich nördlich an die sogenannte Domgasse an, die von Willibrord am Haus am Dom entlangführt und die beiden aktuellen Bauten teilt.

Dass neue Wohnungen ebenso nötig sind wie neue Pflege- beziehungsweise Senioreneinrichtungen, ist unstrittig. Über Dimensionen – aus der Erde ragen in Sachen Domkarree vier Geschosse und ein Dachgeschoss – darf man sich sehr wohl Gedanken machen. Dies tun zum Beispiel die Weseler Grünen, die dies unlängst auch zum Ausdruck brachten und nun einen Antrag folgen ließen. Demnach soll das Vorhaben Domkarree in einer Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses nochmals vorgestellt werden.

Wie Birgit Appels und Ulrich Gorris in ihrem Schreiben an Bürgermeisterin Ulrike Westkamp sagen, handele es sich um „ein städtebaulich äußerst bedeutsames Vorhaben“. Die Grünen wünschen die öffentliche Vorstellung der konkreten Planungen zur Bebauung vor Erteilung der Baugenehmigungen. Eingegangen werden soll auf den geplanten zeitlichen Ablauf des Bauvorhabens, die Baustelleneinrichtung, den Schutz der vorhandenen wertvollen Baumbestände während des Abrisses und der Neubauphase, die konkrete Planung der Außenanlagen, die energetische Versorgung der Gebäude, die Berücksichtigung von Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung sowie auf Fragen der Mobilität. Diese betreffen zum Beispiel Abstellplätze (Lademöglichkeiten) für Fahrräder/ E-Scooter, E-Ladesäulen oder die Anbindung der Tiefgarage an den Straßenverkehr.

Zum Thema Parken können sich andere Beobachter auch weitere Fragen vorstellen. Bei 67 Wohnungen könnten die Stellplätze der Domkarree-Tiefgarage allein nicht reichen.

Was die Weseler Grünen übrigens zuletzt geärgert hat, war laut Ulrich Gorris die Art des Vorgehens. „So oder nicht“, schildert er seinen Eindruck von der Präsentation. Außerdem bemängelt er das Fehlen von Visualisierungen aus Menschensicht. Als es um die Trapp-Zeile am Großen Markt ging, sei dies zum Beispiel anders gehandhabt worden.

So sah der Willibrordi-Platz mit dem Haus am Dom (links) vor der Zerstörung Wesels im Zweiten Weltkrieg aus.

So sah der Willibrordi-Platz mit dem Haus am Dom (links) vor der Zerstörung Wesels im Zweiten Weltkrieg aus.

Foto: Fritz Schubert

Stadtgestalterisch vermisst Gorris zudem etwaige Auswirkungen oder Beziehungen zu dem, was als eins der größten Projekte in unmittelbarer Nachbarschaft anstehen werde: die Erschließung des Flachglas-Geländes für neue Nutzungen inklusive Wohnen.

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