Hamminkeln "Dingdenergie" - Die Vision rückt näher

Hamminkeln · Auf dem Weg zur klimafreundlichen Modellkommune für Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) gibt es drei konkrete Ideen.

 Das "Klimadorf" ist auf einem guten Weg, eine begehrte Anlaufstelle für alle zu werden, die gewinnbringend mit Energie umgehen wollen.

Das "Klimadorf" ist auf einem guten Weg, eine begehrte Anlaufstelle für alle zu werden, die gewinnbringend mit Energie umgehen wollen.

Foto: Archiv

Das Klimadorf Dingden schreitet mit großen Schritten voran, den Titel "KWK-Modellkommune" zu erobern. Bei der Erstellung des Feinkonzeptes zur möglichst effektiven Erzeugung und Nutzung von Wärme und Strom, mit dem es Hamminkeln im Wettbewerb mit 21 weiteren klimafreundlichen Kommunen in NRW unter die Top vier schaffen will, wurde gestern deutlich, dass hier keine Luftschlösser gebaut werden. Die Szenarien für die Umsetzung sind gut einen Monat vor Abgabefrist des Wettbewerbsbeitrages konkret und überzeugend.

Weil das so ist, laden die Initiatoren für Mittwoch, 15. Januar, 18.30 Uhr, in die Hauptschule Dingden, um die Bevölkerung zu informieren und fürs Projekt "Dingdenergie" zu begeistern. Das ist zwar auf den Textilstandort zugeschnitten, bietet aber enormes wärmendens Potenzial für viele Haushalte im Dorf.

Basistechnik für den raumgreifenden Schritt in eine CO2-arme Zukunft sind Blockheizkraftwerke (BHKW). Die produzieren, angetrieben von (Bio)Gas, günstig Strom, rechnen sich aber nur, wenn die dabei entstehende Wärme nicht einfach verpufft. Der Bedarf an Strom in den Textilunternehmen Setex, biberna, van Clewe und Borgers in Dingden ist groß. Was fehlt sind Abnehmer für die Wärme. Auf der Suche nach "Wärmesenken" sind die Projektentwickler aber ein gutes Stück voran gekommen. IDEE I Ein BHKW könnte auf dem Gelände der Zentralkläranlage entstehen. Stromabnehmer wäre der Automobilzulieferer Borgers, der damit mehr als die Hälfte seiner Stromkosten senken könnte und so auf dem Weltmarkt an Wettbewerbsfähigkeit zulegen könnte. Mit der Wärme kann die Stadt Klärschlamm trocknen. Der müsste nicht mehr, weil nass und schwer, für viel Geld zur Verbrennungsanlage transportiert werden. Und er würde als Trockensubtanz beispielsweise für die Betonindustrie wertvoll. Nachbarkommunen hätten Interesse signalisiert, die Trocknungsanlage mitzunutzen und für eine optimale Auslastung zu sorgen. IDEE II Lukrativ wäre ein BHKW, so haben die Projektentwickler der FH Münster vorgedacht, für die Raiffeisen-Warenzentrale im Gewerbegebiet Dingden-Nord. Zunächst hatten die Studenten die Trocknung des Getreides nach der Ernte im Sinn: Der Wärmebedarf ist riesig — allerdings auf drei Monate beschränkt. Die Spitze soll nun weiter konventionell bewältigt werden. Aber die ganzjährige Produktion von Kraftfutter macht ein BHKW wertvoll — sie nimmt Strom und Wärme zu gleichen Teilen ab. IDEE III Die FH Münster hat inzwischen für den Dorfkern Grundlagendaten ermittelt, wo mit Biogas am Mumbecker Bach erzeugte Nahwärme für zentrale Wohnquartiere lukrativ sind. Was fürs Freibad, die Kreuzschule oder die Turnhalle gut ist, kann für einen Haushalt nicht schlecht sein. Das spart Geld und nützt dem Klima — eine Rechnung, die leicht aufgehen könnte.

Darauf setzt auch die Stadt, so Thomas Michaelis, Projektmanager im Rathaus. Denn sollte es am Ende mindestens für Platz vier reichen, winken als Preisgeld fünf Millionen Euro. Das reiche zunächst für die Investitionen der erste Projektphase.

Und der Preis könnte Hamminkeln Schubkraft verleihen, durch sein gutes Beispiel "zum Motor für andere Kommunen" zu werden, denkt Dr. Markus Strauß vom Verband der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie in Münster. Der hat nicht nur für seine in Dingden konzentriert angesiedelten Betriebe ein großes Interesse daran, dass der Modellversuch funktioniert. Strauß ist überzeugt vom Erfolg. "Das hilft nicht nur den ansässigen Firmen, sondern könnte sogar wertvoller Ansiedlungsimpuls sein", so Strauss — für Betriebe, die viel Wärme brauchen. Oder Kälte. Das kommt, technisch betrachtet, aufs Gleiche hinaus.

(RP)
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