Hamminkeln Die Störche sind weg

Hamminkeln · Die Storchen-Familie hat die Dingdener Heide verlassen. Viele Zaungäste haben am wechselhaften Schicksal der Langbeine teilgenommen. Ihr Gastspiel hat "die Wertigkeit des Naturschutzgebietes erhöht".

"Sie sind weg." Auf diese Nachricht haben viele gewartet, die in den zurückliegenden Monaten großen Anteil am Schicksal der Storchen-Familie in der Dingdener Heide genommen haben. Auch wenn sich Sehnsucht in die Freude mischt: Es war das erste Storchenpaar, das hier im zuvor zehn Jahre leer gebliebenen Horst Nachwuchs groß gezogen hat. Zwei der ursprünglich drei Jungstörche sind flügge geworden und haben sich wie ihre Eltern auf den weiten Weg gen Süden gemacht. Ziel ist Afrika. Mitte voriger Woche sind die vier in den feuchten Wiesen der Heide zum letzten Mal gesehen worden.

Hans Glader, Pate des Naturschutzgebietes, hat am Freitag erstmals vergeblich Ausschau nach den Langbeinen gehalten und sich am Samstag im weiten Gebiet noch mal versichert: "Die Störche sind definitiv nicht mehr da", sagte er auf RP-Anfrage. Auch andere Beobachter bestätigen die Abreise.

Viele haben mitgefiebert

Glader berichtete, dass das Weibchen allein vorgeflogen ist. Er geht davon aus, dass der Storchen-Vater dann seinen Zöglinge das Signal für den Aufbruch gegeben hat: "Es war zuletzt immer so, dass die Jungen schnell hinterher geflogen sind, wenn der Alte abgehoben hatte." Zuletzt habe er gesehen, dass die Jungstörche im Umfeld ihres Horstes eifrig Würmer gefressen hätten. "Ein untrügliches Zeichen, dass der Abflug kurz bevorstand", so der Mann von der Biostation in Wesel.

Nicht nur für ihn war die Landung und die Brut der Weißstörche "ein tolles Erlebnis". Es führte durch ein Wellenbad der Gefühle bei zahlreichen Naturliebhabern. Beim Brüten war plötzlich die Mutter verschwunden, tauchte wieder auf, dann schlüpften – schon relativ spät im Jahr – drei Küken, eins flog aus dem Nest. Danach war's lange fürchterlich trocken, so dass die Nahrung knapp wurde. Glader griff kurzfristig unterstützend ein. Doch schnell war klar, dass die Jungen es allein packen würden. Schließlich stand die bange Frage im Raum, ob sie rechtzeitig würden fliegen können, den warmen Süden zu erreichen. Viele haben mitgefiebert und von der Aussichtskanzel aus durchs Spektiv das spannende Familienleben der Adebars in den Blick genommen. "Die allermeisten Besucher haben sich an die Regeln gehalten und die scheuen Störche nicht unnötig aufgeschreckt", so Glader. Für ihn ist das Storchen-Glück Beleg für die jahrelange Sorge um die Dingdener Heide. "Deren Wertigkeit ist durch die Störche deutlich gestiegen." Denn Störche würden nur da siedeln, wo die Umwelt intakt sei, fast ausschließlich in Naturschutzgebieten.

Die Zukunft der Jungstörche aus der Heide wird für ewig im Dunkeln bleiben. Denn als die Zeit reif war, sie zu beringen, waren die Mitarbeiter der Biostation in Urlaub. So wird sich ihre Spur verlieren. Es sei tröstlich, dass die Eltern, "wenn sie Afrika überleben", im Frühjahr wiederkämen ins Grenzgebiet zwischen Rheinland und Westfalen. Glader: "Ihr Nest ist ihr zu Hause."

Schon meldet sich Sehnsucht

Dabei sei nicht sicher, dass die beiden ein Paar bleiben. "Entscheidend ist das Nest. Vielleicht kommen noch weitere Störche, so dass es eine Partnerwahl gibt", sagt Glader. Ganz bestimmt werden im Frühjahr Freunde der Familie wieder auf die Aussichtskanzel pilgern und sehnsüchtig Ausschau halten nach den faszinierenden Vögeln.

(RP)
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