Silvester Mein Projekt 2018 Die Ruhe nach dem Berlin-Betrieb

Wesel · Mehr als 8000 Niederrheinern hat die Weselerin Hannelore Löll Berlin gezeigt. Sie war Sekretärin zweier Bundestagsabgeordneter. Zum 1. Januar geht sie in den Ruhestand. Was heißt hier Ruhestand? Wer Löll kennt, der weiß, dass die nächsten Projekte schon warten.

 Hannelore Löll im Wohnzimmer in Obrighoven. Den Berlin-Bären haben ihr die Büro-Kollegen geschenkt.

Hannelore Löll im Wohnzimmer in Obrighoven. Den Berlin-Bären haben ihr die Büro-Kollegen geschenkt.

Foto: Sebastian Peters

Wesel Hannelore Löll geht frohen Mutes, aber auch mit einiger Sorge. 19 Jahre lang hat sie den Berliner Politikbetrieb begleitet, als Sekretärin für die CDU-Abgeordneten Ilse Falk und später Sabine Weiss das Wahlkreisbüro in Wesel geleitet. Jetzt wird in Berlin händeringend nach einer neuen Regierung gesucht und Hannelore Löll geht in den Ruhestand. "Ich gehe mit einiger Sorge, was da kommen wird, hält keine vier Jahre", sagt die 65-Jährige. "Das Parlament ist außerdem viel zu groß, da passt keine Maus mehr rein."

Löll ist zwar keine intime Kennerin des Politikbetriebs - dafür agierte sie von Wesel aus doch zu sehr aus der Ferne. Aber sie hat viele Politiker kennengelernt. Sie sagt "Angela", wenn sie von der Bundeskanzlerin spricht. Viele Kontakte knüpfte sie während einer ihrer Haupttätigkeiten für die Abgeordneten. Von Wesel aus organisierte Löll die Besuchstouren in die Bundeshauptstadt, die Fahrten und das komplette Rahmenprogramm. "Ich habe mehr als 8000 Niederrheinern Berlin gezeigt", sagt die Weselerin stolz. Und sie wisse, dass trotz ihres Abschieds aus dem Beruf immer noch viele Kontakte nach Berlin bestehen.

Vor 19 Jahren startete Hannelore Löll den Job als Leiterin des Wahlkreisbüros. Vorher hatte sie mit ihrem Mann eine Mercedes-Niederlassung in Wesel. "Von Mercedes kam die Kündigung, da standen neue Aufgaben an." CDU-Mitglied war Löll da schon, sie war auch in der Mittelstandspolitik engagiert. Da kam die Idee, Politik zum Beruf zu machen. Über Kontakte wurde sie 1999 Sekretärin von Ilse Falk - koordinierte vom Weseler Büro aus Termine, Presseanfragen, Kontakte. Die ersten Wochen noch mit Kontakten zum Bonner Büro, das dann schnell nach Berlin umzog. "Frau Falk hat mir gesagt, ich solle sie am Niederrhein bekannt machen." Also ging Löll ihr Projekt an, versuchte die Menschen mit ihrem lebensbejahenden Naturell auf den Berlin-Fahrten für Politik zu begeistern, und immer auch für die CDU zu werben. "Der Blick hinter die Kulissen hat allen immer gut gefallen, Reklamationen habe ich nie gehabt", sagt Löll mit einem Schmunzeln.

Und dann erzählt sie von all den CDU-Politgrößen, zu denen sie Kontakt hatte. "Angela Merkel: kam immer ganz natürlich rüber. Friedrich Merz: mit dem bekommen wir heute noch jeden Saal voll. Karl-Josef Laumann: mit seinem Naturell wie gemacht für den Niederrhein." Zu vielen CDU-Politikern im Kreis Wesel seien Freundschaften entstanden. Reizvoll sei auch gewesen, ein so heterogenes Gebilde wie den Kreis Wesel unter einen Hut zu bekommen.

In Wesel ist sie auch deshalb keine Unbekannte, weil sie früher schon Karnevalsprinzessin und Schützenkönigin war. Ein gutes Netzwerk - so sagt man das heute. Für Löll ist das Teil ihrer Lebensfreude. "Ich habe ein rheinisches Temperament." Also kann man sich auch nicht vorstellen, dass die Weselerin nun eine ruhige Kugel schiebt.

Die nächsten Wochen wolle sie mit Ruhe angehen. Aber dann ist da ja noch ihre Familie - Tochter Maren lebt mit ihrem Mann und den Kindern Theresa (6) und Leone (9) in Dubai, sie arbeitet dort im Hotelgewerbe, als "Direktorin of human resources" für Marriott International. Sohn Stephan hat ebenfalls zwei Kinder Nina (2,5) und Jonathan (acht Monate). Er lebt mit seiner Familie in Minden und arbeitet als Sportwissenschaftler für eine große Sportartikelfirma. Mit Ehemann Bernd (68) will Hannelore Löll nun neue Projekte angehen: Städtereisen, Engagement in der CDU Wesel und der Kreis-CDU, sportliche Aktivitäten und ein bis zwei Berlinfahrten im Jahr. Die Bundeshauptstadt jedenfalls kennt sie jetzt sehr gut. "Ich werde nicht das letzte Mal dort gewesen sein. Berlin kenne ich wie meine Westentasche, da kann man mich blind abgeben. Wenn es in Moers dunkel ist, habe ich schon eher ein Problem."

(RP)
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