Wesel Die Post, die Postbank und ein Paket

Wesel · Wer ist für was zuständig? RP-Leser Hans-Joachim Berg findet es merkwürdig, was bei der "Post" passiert.

 Hans-Joachim Berg kam mit einer Paket-Reklamation bei Postbank-Leuten am Paketschalter im (alten) Postamt nicht klar.

Hans-Joachim Berg kam mit einer Paket-Reklamation bei Postbank-Leuten am Paketschalter im (alten) Postamt nicht klar.

Foto: Ekkehart Malz

"Nur wo Nutella draufsteht, ist auch Nutella drin!" Der Slogan von 1979 für den Brotaufstrich schrieb Werbegeschichte und lässt sich abgewandelt und in Frageform auf vieles anwenden. "Wenn Post draufsteht, ist dann auch Post drin?" Kommt ganz drauf an, möchte man meinen, wenn man die Geschichte von Hans-Joachim Berg hört. Der Weseler kam nach einer Posse um ein beschädigtes Paket zu dem Schluss, dass Briefträger heute Bankangestellte sind.

RP-Leser Berg schildert sein Erlebnis: "Am Samstag erhielt ich von unserem seit Jahrzehnten bekannten Briefträger ein Päckchen ausgehändigt. Wir wunderten uns beide, wie leicht es war. Mein Gedanke: wahrscheinlich ist nur die eine bestellte CD enthalten und der Rest kommt später. Tatsächlich befand sich aber nur ein Werbeprospekt sowie die Rechnung im Paket. Weder die CD noch der bestellte Spiegel."

Wie sich herausstellte, so Berg weiter, war das Päckchen laut einem Aufkleber von "Deutsche Post - DHL" "nachverpackt" worden. Die Online-Firma, bei der der Weseler bestellt hatte, riet ihm aufgrund seiner Reklamationsmail, sich an die Post zu wenden und eine Schadensanzeige aufzugeben. Dazu begab sich Berg zum Berliner Tor, wo seit Jahrzehnten "Postamt" am bekannten Gebäude steht und auch schon zu Kaisers Zeiten Annahme und Transport von Postsendungen erledigt wurden. Laut Berg erklärten ihm "die freundlichen Mitarbeiter am Paketschalter, sie seien nicht zuständig", er befände sich in der Postbank und nicht in der Post. Die Deutsche Post und DHL hätten keine Geschäftsstellen.

Das ließ den früheren Technischen Dezernenten des Kreises Wesel, der zuletzt das Verkehrsunternehmen Niag geleitet hatte, stutzen und führte bei ihm zu dem Fazit: "Die Mitarbeiter der (ehemaligen) Post sind jetzt Bankangestellte und die gute alte Post gibt es nicht mehr. Die Briefe werden nun von Bankangestellten ausgetragen und die Päckchen (für welche Firma eigentlich?) werden ebenfalls von Bankangestellten entgegengenommen. Ich frage mich nur, erhalten alle jetzt auch ein 14. Gehalt wie die Bankangestellten, wie spreche ich meinen Briefträger nun an und was mache ich mit dem Päckchen ohne Inhalt?"

Die ersten Erläuterungen liefert Britta Töllner, Sprecherin der Deutschen Post in Düsseldorf. "Betreiber der Postfiliale ist die Postbank", sagt sie auf Anfrage der Rheinischen Post. Alle Postdienstleistungen würden weiterhin geboten, wie auch in jeder Partnerfiliale. Auch könne sich der Kunde im Schadensfall an die Filialen wenden und einen Antrag stellen. "Das geht auch über Internet oder telefonisch", sagt Britta Töllner, die gleichwohl den Fall auch an Kollegen der Postbank weiterleitete, die ja bekanntlich eine 100-prozentige Tochter der Deutschen Bank ist.

So meldet sich schließlich Tim Rehkopf, Sprecher der Postbank in Bonn, und bestätigt, dass Schadensanzeigen zu Paketen in Postbank-Finanzcentern wie Wesel grundsätzlich möglich sind. Aber hier liege der Fall anders. Denn der Kunde habe seiner Recherche zufolge eine beschädigte beiziehungsweise unvollständige Warensendung reklamiert. Warensendungen aber seien eine spezielle Versandart, deren Inhalt nicht versichert sei, sagt Rehkopf mit Verweis aufs Preis- und Leistungsverzeichnis Deutsche Post DHL. "Daher gibt es für Filialmitarbeiter auch keine Möglichkeiten, einen potenziellen Schaden zu dokumentieren und/oder diesen mit einem Formular an die Deutsche Post DHL weiterzugeben. Darüber hat der beratende Kollege den Kunden im Gespräch informiert", sagt Rehkopf. Als alternativen Reklamationsweg gebe es in derartigen Fällen eine spezielle Hotline der Post AG. Auch darauf sei hingewiesen worden, doch habe der Kunde "mit Unverständnis reagiert und die Filiale verlassen". Man bedauere, dass es zu Missverständnissen gekommen sei, können aber kein Verschulden des Mitarbeiters feststellen.

Berg ficht das nicht an. Das Päckchen, so sagt er, "wurde von ,meinem' üblichen Briefträger übergeben, warum ich dann die Reklamation nicht an ,seinem Postamt' abgeben kann, ist mir schleierhaft. Ich habe in meiner Mail keine negativen Äußerungen zu den Mitarbeitern gemacht, im Gegenteil. Mir geht es lediglich darum, dass es heute ganz offensichtlich merkwürdige Zuständigkeiten bei der ,Post' - die korrekte neue Bezeichnung ist mir unklar - gibt und der Verkauf der Postbank an die Deutsche Bank mit dieser Neuausrichtung offensichtlich nicht durchdacht ist."

(RP)
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