Hamminkeln Die Operation Kirchenräumung ist gelungen

Hamminkeln · Rund 30 Freiwillige halfen gestern auf der Baustelle St. Pankratius in Dingden mit. Millionen-Projekt Sanierung läuft bis Weihnachten.

Der Altar rückt vom Chorraum nach unten ins Mittelschiff. Die ersten Kirchenbänke werden daher ausgerichtet und sollen den Gabentisch von drei Seiten umschließen. Der weiße Fleck (r.) unter der Glocke am Eingang zur Sakristei zeigt, wie trüb sich der Grauschleier auf die Wände gelegt hat.

Der Altar rückt vom Chorraum nach unten ins Mittelschiff. Die ersten Kirchenbänke werden daher ausgerichtet und sollen den Gabentisch von drei Seiten umschließen. Der weiße Fleck (r.) unter der Glocke am Eingang zur Sakristei zeigt, wie trüb sich der Grauschleier auf die Wände gelegt hat.

Foto: Ekkehart Malz

Die Osterkerze ist ausgeblasen, die Jubelgesänge verklungen. Gestern in aller Herrgottsfrühe wurde es handfest in St. Pankratius in Dingden. Rund 30 Freiwillige standen vorm Portal, um das Gotteshaus komplett auszuräumen. Ein Kraftakt, der zugleich ein feines, kundiges Händchen erforderte, um Kunstschätze so einzupacken, dass sie schadlos die Zeit im Kirchenexil in der profanierten Kirche St. Barbara in Möllen überstehen. Weihnachten, wenn das gestern begonnene Großprojekt abgeschlossen ist, kehren sie nach Dingden zurück.

Restauratorin Beate Zumkley aus Bislich ist dabei, die 14 Kreuzwegstationen luftig unter Folie zu verpacken, so dass sich kein Schimmel bildet. Der Aufwand sei zwar hoch, aber unabdingbar. "Baustaub hinterher zu entfernen, hätte die gleiche Wirkung wie Schmirgelpapier", so die Expertin.

Die Stellen an der Wand, wo die Kreuzwegstationen gehangen haben, machen überdeutlich, wie nötig das ergraute Kirchenschiff eine Aufhellung hat. Dazu braucht's weit mehr als Farbe. Die Kirche bekommt eine ganz neue Optik. Die Holzdecke, in die sich der Holzwurm eingenistet hat, wird entfernt, das Dach energiesparend unterfüttert, das elektrische Licht modernisiert. Der Altar rückt nach unten in die Mitte der Gemeinde.

Damit die Handwerker freie Bahn haben, musste gestern alles raus. Muskelkraft ist gefragt, die langen Kirchenbänke - eine wiegt fast 200 Kilo - nach draußen zu rollen, um sie dann per Gabelstapler auf den Tieflader zu hieven. Landwirt Johannes Hufe zieht die schwere Last mit dem Trecker ins Lager der Schreinerei Klein-Wiele in Berg.

Bei der Aktion Kirchenräumung packt das ganze Dorf an. Die Textilfirma Setex stellt wie weitere Firmen kräftige junge Leute ab. "Da muss man ganz schön stemmen. Aber es macht Spaß", sagt Setex-Azubi Jannik Hoyer, der sonst seine Kraft auf dem Fußballplatz einsetzt.

Die Stimmung ist prächtig im Räumtrupp, bei dem ein Rad ins andere greift, ohne dass jemand erkennbar die Fäden in Händen hält. Auch Pastor Ludger Schneider nicht, der da anpackt, wo er gefragt wird. Zur Stärkung hat Bäcker Wanders von nebenan Brötchen spendiert, zu Mittag serviert Küsterin Maria Thier im Pfarrheim eine Gyros-Suppe. Da ist das Meiste schon getan. Und wie immer, wenn radikal aufgeräumt wird, tauchen Dinge auf, die längst in Vergessenheit geraten sind. Cornelia Opalka hat in den Schränken der Sakristei "Schätze" entdeckt: alte Münzen, verlorene Brillen, Schals. Manches kommt weg wie die Stapel alter Pfarrbriefe vom Dachboden. Und für die angefangene Flasche Messwein, ein Riesling vom Bischöflichen Weingut in Trier, findet sich bestimmt eine gute Verwendung. Bis Weihnachten hält der sich sicher nicht.

(RP)
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