Wesel Die französischen Jahre

Wesel · Das Thema "Wesels französische Jahre 1808 – 1814" interessierte, der Referent, Helmut Langhoff vom Preußen-Museum, ist als fachkundiger Wissenschaftler bekannt. Also kamen am Mittwochabend auf Einladung der Historischen Vereinigung viele Hörer ins Centrum. Der Vortrag lohnte das Dabeisein. Mit Dias von Exponaten aus dem Preußen-Museum, zum Teil mit solchen, die erst in der großen Frühjahrsausstellung zum Thema "Frankreich" zu sehen sind, wurde alles anschaulich.

Das Thema "Wesels französische Jahre 1808 — 1814" interessierte, der Referent, Helmut Langhoff vom Preußen-Museum, ist als fachkundiger Wissenschaftler bekannt. Also kamen am Mittwochabend auf Einladung der Historischen Vereinigung viele Hörer ins Centrum. Der Vortrag lohnte das Dabeisein. Mit Dias von Exponaten aus dem Preußen-Museum, zum Teil mit solchen, die erst in der großen Frühjahrsausstellung zum Thema "Frankreich" zu sehen sind, wurde alles anschaulich.

Langhoff verwies zu Beginn darauf, dass in die "französischen Jahre" Wesels drei Ereignisse fallen, die jedes für sich ein umfangreiches Thema seien: die Erschießung der Schill'schen Offiziere 1809, Besuch des Kaisers Napoleon in Wesel 1811, Belagerung Wesels 1813/14.

Zunächst die Landkarte: 1804 gehörte schon die ganze linke Rheinseite zu Frankreich. Das rechtsrheinische Herzogtum Kleve wurde mit Berg zusammengelegt, Wesel wurde Stadt in diesem neuen Territorium. Am 23. März 1806, als Preußen rechtsrheinische Gebiete abtreten musste und dafür Hannover bekam, fing für Wesel die eigentliche französische Zeit an. Die Festung Wesel kam unter französische Militärhoheit, die Zivil-Stadt Wesel unter die Verwaltung des neu ernannten Großherzogs Joachim Murat, Napoleons Schwager.

2000 starben

Das hieß Einquartierung napoleonischer Truppen in Bürgerhäuser, nicht etwa in leer stehende Kasernen. Die Bürger mussten ihre einquartierten Soldaten ernähren. Zwar sollte die Armee zahlen, aber wegen der Umstrukturierung der Verwaltung floss lange kein Geld. Murat konnte nichts ändern, weil es nicht ratsam war, dass er sich in Militärangelegenheiten mischte. Kurz nachdem im Herbst 1806 der Feldzug nach Russland begann, kamen preußische Kriegsgefangene und Flüchtlinge in die Stadt. Das verschärfte die Lage. Das Dominikanerkloster wurde Kaserne, im Dom wurde ein Furage-Magazin eingerichtet.

1808 wurde Wesel, weil Festung, dem französischen Kaiserreich einverleibt, als einzige rechtsrheinische Stadt am Niederrhein. Sie gehörte zum Departement Roer. Es hatte den Vorteil, dass das französische Recht, der so genannte Code Napoleon, auch hier eingeführt wurde. Außerdem galt nun die Gewerbefreiheit. Ein Teil der Errungenschaften der Französischen Revolution fand also Eingang in das bis dahin eher starre deutsche System. Das heutige Stadtarchiv und die Musik- und Kunstschule sind Baudenkmale aus der Franzosenzeit. Obwohl 1812/13 nach der Niederlage an der Beresina Napoleons Ende offenkundig war, hielt der französische Kommandant die Festung Wesel. Büderich wurde gesprengt. In der Stadt brachen Seuchen aus, 2000 Menschen starben, bis die Stadt von Preußen und Russen befreit wurde.

(RP)
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