Wesel Die Erfahrungen des Nato-Generals

Wesel · Die Jugendstiftung des Rotary Clubs Wesel-Dinslaken zeichnet am Sonntag, 28. Oktober, im Ledigenheim Dinslaken ihre diesjährigen Preisträger aus. Wieder werden fünf junge Leute für besonderes Engagement geehrt.

 Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchte 2007 die Truppen in Afghanistan. General Egon Ramms begrüßte sie in Kabul.

Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchte 2007 die Truppen in Afghanistan. General Egon Ramms begrüßte sie in Kabul.

Foto: HQ Brunssum

Den Festvortrag hält General a.D. Egon Ramms (64). Der in Datteln geborene Top-Offizier machte 1968 in Wesel Abitur. Er ist der Sohn des FDP-Politikers und Bundestagsabgeordneten Egon Ramms (1909-1993) und war als Vier-Sterne-General zuletzt Kommandeur des Allied Joint Force Command der Nato im niederländischen Brunssum. RP-Redakteur Fritz Schubert sprach mit ihm über seinen Vortrag "Nach dem Abzug — Afghanistan, was nun?", über die Jugendstiftung und über Wesel.

Wie kommt es, dass Sie die Festrede bei den Rotariern halten?

Ramms Das liegt an meiner Bekanntschaft mit Fritz Trapp und Dieter Liman, die wie ich Rotarier sind. Trapp, der immer sehr interessiert an der Bundeswehr ist, habe ich nach meinem Weggang aus Wesel 1989 in Dülmen wiedergetroffen. Es gab aber immer eine lockere Verbindung zu Wesel, weil meine Eltern und meine Schwiegermutter hier noch lebten.

Wie wollen sie in Ihren Vortrag gestalten?

Ramms Ich bereite gerade eine Präsentation vor, in der ich Karten und Bilder zeigen werde. Es geht mir darum, was nach dem Abzug der internationalen Kräfte 2014 in Afghanistan passiert. Ich denke, dass es zu früh ist und es eine Folgemission geben muss. Auch wenn der weitaus größte Teil der Aufgabe der zivile Wiederaufbau in jeder Hinsicht ist, ist der Schlüssel zum Erfolg für die Sicherheit die Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte. Afghan Face, das afghanische Gesicht, wie ich es einmal zu Präsident Karsai gesagt habe. Es steckt für mich eine verquere Logik dahinter, wenn die deutsche Polizei ihre Ausbilder abzieht, weil es noch 2014 keinen militärischen Schutz mehr gibt. Konsequenterweise müsste es ja dann um den Schutz der afghanischen Bevölkerung auch nicht gut bestellt sein. Grundsätzlich hinkt der zivile Aufbau hinterher. Vom Ackerbau über die Industrie bis zur Finanzwirtschaft. Auch das geht nur mit Unterstützung und Ausbildung.

Haben Sie noch Kontakte zur afghanischen Regierung?

Ramms Seit dem Umbau durch Präsident Karsai und das Parlament werden diese dünner.

Wie bewerten Sie die Preisverleihung der Jugendstiftung?

Ramms Ich war auch schon einmal bei der Preisverleihung. Das ist eine gute Sache. Sie motiviert junge Leute, sich anzustrengen. Das finde ich gut.

Besuchen Sie ab und zu Wesel?

Ramms Ja, dann schau ich mir die rekonstruierte Rathaus-Fassade am Großen Markt an, gehe durch die Fußgängerzone bis zum Berliner Tor und treffe unterwegs manchmal Bekannte.

Wie finden Sie die neue Fußgängerzone?

Ramms Ich kenne Wesel ja noch aus der Zeit, als es keine Fußgängerzone gab und die Straßenbahn fuhr. Mit der neuen Fußgängerzone muss ich mich noch anfreunden. Ich finde aber, dass es zu viele Telefonläden gibt und mehr hochwertige Modegeschäfte geben sollte. In Bocholt ist das Einkaufserlebnis anders.

Mehr als vier Sterne kann ein General nicht bekommen. Wie sieht Ihr Privatleben nach Jahrzehnten beruflicher Wanderschaft heute aus?

Ramms Wir, meine Frau Brigitte geborene Berquet und ich, haben seit 1996 ein Haus in Meckenheim. Unser Sohn ist 39 und lebt in Stuttgart, unsere Tochter ist 34 und lebt auch hier. Wir haben zwei Enkelsöhne, mit denen meine Frau und ich uns gerne beschäftigen.

Sie sind als kritischer, für manche Politiker auch unbequemer Geist bekannt ...

Ramms Wenn Wahrheit unbequem ist, werde ich das auch bleiben.

(RP/rl/jul)
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