Musikalische Reise in Marienthal Die Daffkes mit Tempo und Witz

Marienthal · Bei den Marienthaler Abenden machten Lieder der 20er- und 30er Jahre Laune. Ein bisschen Politik war auch dabei.

 Die Damen und Herren Daffke sind auch im kommenden Jahr in Marienthal willkommen.

Die Damen und Herren Daffke sind auch im kommenden Jahr in Marienthal willkommen.

Foto: DD

Die Damen und Herren Daffke sangen dem nicht zu zahlreich, aber am Ende regelrecht begeisterten Publikum im Zelt auf der Marienthaler Kulturwiese was. Lieder und Chansons der 20er Jahre waren dabei, bunt, frivol, frech, eigensinnig in der Verbindung von Gesang und szenischem Spiel. Da gab es nicht nur hintergründigen Humor und krachenden Witz mit den ewigen Themen Liebe und was Frau und Mann so eint und trennt bei der musikalischen Reise in die 20er- und 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts. Es hielten auch nachdenkliche Lieder und Chansons aus dem Exil im temporeichen Programm inne. Bertholt Brecht, Kurt Tucholsky, Hanns Eisler und Friedrich Holländer ließen grüßen.

Deren Texte und Kompositionen freilich bremsten als zeitkritische Einsprengsel das ansonsten auf Unterhaltung ausgelegte Programm nur im ersten Teil. Das war gut so, politische Ironie bis hin zum Leiden an einer wirren wie intensiven Zeit der sogenannten goldenen 20er passten gut in den Rahmen des Konzerts.

Auch war es nicht so, dass das neu formierte Sextett der Daffkes von Beginn an harmonierte. Abstimmungsprobleme, gelegentlich knarzende Technik und eine die Stimmen überlagernde Geige waren Ausdruck dafür. Doch dann explodierte die Qualität des Programms regelrecht, sowohl in vielfach hervorragenden vokalen Solo- als auch in immer besser abgestimmten Gruppenauftritten. Karl-Heinz Elmer, einer der Marienthaler Programmmacher, hatte am Ende recht. Die Entdeckung von der Internationalen Kulturbörse Freiburg, einer Fachmesse für Bühnenproduktionen, Musik und Events mit Künstler-Live-Auftritten, war ein guter Griff und brachte neue Töne für die große Kultur im kleinen Dorf. Er versprach sogleich, die Damen und Herren Daffke 2020 wieder nach Marienthal zu holen.

Die waren sichtlich hocherfreut über den enormen Beifall, der nicht nur zu zwei Zugaben führte, sondern auch eine Bestätigung für den Spagat zwischen Unterhaltungsmusik und politischem Lied bildeten. So gelang es, ein die Stimmung vornehmlich für das Berlin der 20er Jahre treffendes Bild zu zeichnen.

Manchmal wirkte das wie der Eintritt in die verborgenen Amüsierschuppen der Hauptstadt. Alles ging damals, dazu passten die witzig gesungene Szenen von der zersägten Dame, dem homoerotischen Tangotänzer und den sich entfernenden und wieder annähernden Liebespaaren.

Die Schauspieler und Sänger, die sich seit ihrer Ausbildung in Rostock kennen, sind allesamt zu loben, besonders wegen ihrer Vielseitigkeit: Franziska Hiller, die im Jahr 2014 das Chanson Ensemble gründete, Friederike Kühl, die herausragende Stimme des ganzen Abends, Markus Paul, ebenfalls Gründungsmitglied, Dennis Kuhfeld, der Meister des trockenen mimischen Humors, und Pianist Ilan Bendahan Bitton.

Eine Botschaft eint sie: „Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück...“

Weiter geht es am kommenden Wochenende in Marienthal mit dem neuen Familienprogramm am Sonntag, 25. August, 11 Uhr, mit „Däumelinchen“ und „Die Bremer Stadtmusikanten“. Es handelt sich um Schatten-Theater von Friedrich Raad.

(thh)
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