Hamminkeln Die Blütezeit der Seerose geht zu Ende

Hamminkeln · 1985 haben die Klopperts am Weikensee das erste Bauernhof-Café der Region eröffnet. Nun sind sie im Rentenalter und schließen Ende Mai.

 Der Frankfurter Kranz ist einer der Renner im Café Zur Seerose, das in gut zweieinhalb Wochen schließt. Dann werden Christel und Manfred Kloppert den 140 Quadratmeter großen Gastraum zu einer Wohnung umbauen lassen, in die dann 2019 die Tochter einziehen wird.

Der Frankfurter Kranz ist einer der Renner im Café Zur Seerose, das in gut zweieinhalb Wochen schließt. Dann werden Christel und Manfred Kloppert den 140 Quadratmeter großen Gastraum zu einer Wohnung umbauen lassen, in die dann 2019 die Tochter einziehen wird.

Foto: Nikolei

Viele der treuen Stammkunden des Ausfluglokals Zur Seerose am Hamminkelner Weikensee können und wollen es kaum glauben, dass Christel und Manfred Kloppert Ende des Monats ihr Café schließen - nach mehr als 30 erfolgreichen Jahren.

"Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber irgendwann muss Schluss sein", sagt der 69-Jährige, den man gut und gerne zehn Jahre jünger schätzen könnte und der bis vor vier Jahren noch als Postbote tätig war. Auch seine Frau Christel (64) geht locker für Mitte 50 durch. Die Chefin des Hauses, die einst bei Mode Josten in Wesel eine kaufmännische Ausbildung absolviert hatte und längere Zeit im Büro bei Hochtief in Hamminkeln tätig war, schaut in diesen Tagen in viele fassungslose Gesichter und muss immer wieder die gleiche Geschichte erzählen. "Wir hätten gerne das Café mit der Wohnung darüber verkauft und mit dem Erlös auf dem Grundstück etwas Neues gebaut. Doch dafür haben wir von der Stadt keine Genehmigung erhalten", sagt die quirlige Seerose-Chefin. Und so kommt es, dass das 140 Quadratmeter große Café zu einer Wohnung mit traumhaftem Seeblick umgebaut wird, in die die Tochter der Klopperts mit ihrem Partner einziehen wird. Dort, wo sich derzeit noch die Sanitäranlagen befinden, sollen zwei kleinere Ferienwohnungen entstehen.

Das Café Zur Seerose ist eher zufällig auf den Grundmauern der alten Remise, die zum nahen Kalthoffshof gehörte, entstanden. Manfred Kloppert, der dort groß geworden ist, erinnert sich noch gut, als 1982 die Kiesbagger abrollten. "Damals kamen die Leute vor allem aus dem Ruhrgebiet, um in dem Baggersee zu schwimmen. Wir haben damals drei Jahre lang nur den Dreck weggeräumt und uns gefragt, was wir davon haben." So entstand die Idee, einen Kiosk zu eröffnen, um den Sommergästen kalte Getränke und Eis zu verkaufen.

Doch die Behörden machten den Klopperts Auflagen. Der Ursprungsplan entwickelte sich in unerwartete Richtung. Auf dem Fundament des alten Wagenschuppens entstand Mitte der 80er Jahre das Café Zur Seerose. "Wir waren praktisch das erste Bauernhof-Café weit und breit", sagt Manfred Kloppert.

Für den frisch gebackenen Kuchen und die selbst gemachten Torten sorgte in den ersten Jahren Manfred Klopperts Mutter Christine. Ihre unvergleichliche Stachelbeer-Krokant-Torte und der Frankfurter Kranz gehören, obwohl die Seniorchef schon längst verstorben ist, nach wie vor zu den Klassikern. Und sie werden nach wie vor im Café selbst hergestellt. Ebenso das Brot, das mit Schinken belegt ein Renner ist - auch morgens beim Frühstück oder bei Festivitäten. Denn um langfristig in der Gastronomie erfolgreich zu sein, muss man stets mehrere Eisen im Feuer haben. Genau nach diesem Prinzip sind die Klopperts vorgegangen, haben sich immer wieder etwas einfallen lassen. So zum Beispiel die "bodenlose Kaffeetasse". Seit mehr als zehn Jahren gibt es immer donnerstags für etwas weniger als zehn Euro Kaffee und Kuchen vom Buffet, bis der Appetit gestillt ist. Ein Angebot der niederrheinischen Kaffeetafel zieht.

Die Landfrauen-Rezepte ihrer Schwiegermutter wird Christel Kloppert künftig in einer Schublade verwahren - "und diese dann wohl nie mehr rausholen", sagt sie und lacht. "Denn Backen ist nicht so mein Ding. Das machen unsere Mitarbeiterinnen dafür sehr gut."

Zehn Teilzeitkräfte gehören zum Seerose-Team. Die meisten sind schon viele Jahre dabei. Fast alle haben bereits einen neuen Job gefunden. Aber natürlich sind auch sie traurig. Genau wie die vielen Stammgäste. Zu denen gehören unter anderem Christa Wälbers (Xanten), Antonia Deutscher und Gisela Steinkamp (beide Brünen). Seit gut 30 Jahren kommen sie einmal im Monat, um am Weikensee Schinkenschnittchen zu essen. "Wir sind beziehungsweise waren alle beim Weseler Arbeitsamt beschäftigt", sagt Gisela Steinkamp, die mit 56 die Jüngste in der Runde ist. "Und jetzt fragen wir uns, wo wir künftig hin sollen", sagt Antonia Deutscher. "Es ist schon traurig, dass das schöne Café schließt", bedauert Christa Wälber.

Das finden auch Sandra Beckmann und Bernd Kämmerer, die am Nachbartisch sitzen. "Hier gibt es den besten Kuchen in der Umgebung. Da stimmen die Portionen, die Qualität und auch der Preis", sagt Sandra Beckmann. Und ihr Mann ergänzt: "Aber man muss die Klopperts ja auch verstehen, dass sie ihren Ruhestand genießen wollen."

Bis die Eheleute aber ihr Rentnerdasein genießen können und zur Ruhe kommen, wird es noch etwas dauern. Denn mit dem Umbau des Café werden die beiden noch reichlich zu tun haben. Und wenn die Klopperts mal wieder Lust auf ein Stück hausgemachten Kuchen haben, werden sie am Ende vielleicht doch die Rezepte von Oma Christine aus der Schublade geholt. Eventuell versucht sich ja Manfred Kloppert am Frankfurter Kranz. Denn der schmeckt ihm besonders gut.

(RP)
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