Gilde hat entschieden Schermbecker Burg soll die Plakette der Kilianer zieren

Schermbeck · Das Motiv für die diesjährige Plakette der Kiliangilde Schermbeck steht fest. Bei der Jahreshauptversammlung entschieden sich die Mitglieder für die Schermbecker Burg, die vor 700 Jahren erstmals urkundlich erwähnt wurde.

 Das Luftbild aus dem Jahre 1932 vermittelt wegen des in den vergangenen 60 Jahren äußerst stark ins Umfeld des abgebildeten Bereiches hinaus erfolgten Siedlungsausbaus am ehesten einen Eindruck von der Burg (vorne links) und dem Weichbild der Jahrhunderte lang von einer Stadtmauer umgebenen Stadt Schermbeck.

Das Luftbild aus dem Jahre 1932 vermittelt wegen des in den vergangenen 60 Jahren äußerst stark ins Umfeld des abgebildeten Bereiches hinaus erfolgten Siedlungsausbaus am ehesten einen Eindruck von der Burg (vorne links) und dem Weichbild der Jahrhunderte lang von einer Stadtmauer umgebenen Stadt Schermbeck.

Foto: Helmut Scheffler

In der einschlägigen Literatur zur niederrheinischen Burgenkunde sucht man vergeblich nach einer umfangreichen Darstellung der Schermbecker Burg, und auch in gedruckten Schriften der Heimatkundler vor Ort entpuppt sich die Burg als ein Stiefkind der Forschung. Der Brichter Heimatforscher Arnold Maas starb, bevor seine bis 1972 aus vielen Archiven zusammengetragenen Quellen veröffentlicht werden konnten.

 Die Burg, bewohnt von der Familie Prinz, gehört zu den baulichen Schmuckstücken des Schermbecker Ortskerns .

Die Burg, bewohnt von der Familie Prinz, gehört zu den baulichen Schmuckstücken des Schermbecker Ortskerns .

Foto: Helmut Scheffler

Im Raum zwischen Drevenack und Dorsten fassten die Grafen von Kleve schon um 1300 Fuß, nachdem sie bereits seit 1050 für das Stift Xanten als Schutzvögte den Hof Dorsten betreut hatten. Am Ende des 13. Jahrhunderts erwarben die Klever Grafen den Schermbecker Zoll. Ihre Machtstellung hatten die Klever um 1300 bereits so weit gefestigt, so Arnold Maas, „daß sie zum Schutz ihrer Grenze im westfälischen Kirchspiel Schermbeck eine Burg errichten konnten.“ Im klevischen Urbar von 1318/1319, das sich im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf (Kleve-Mark-Akten 662) befindet, wird die Burg erstmals urkundlich erwähnt.

 Die Vorlage zu diesem Kupferstich, der die Stadt Schermbeck mit Burg (links) zeigt, wurde um 1660 von Henrik Feltman gezeichnet.

Die Vorlage zu diesem Kupferstich, der die Stadt Schermbeck mit Burg (links) zeigt, wurde um 1660 von Henrik Feltman gezeichnet.

Foto: Helmut Scheffler

Man darf jedoch davon ausgehen, dass die Burg schon vorher existiert hat, denn im Urbar findet man den Hinweis „dit corne hoert ten borgleen van Schyrenbeke“ (Dieses Korn gehört zum Burglehen von Schermbeck). Maas geht davon aus, dass die Schermbecker Burg mit der Machtverlagerung Kleves nach Osten an die Stelle der Burg Dravewinkel getreten ist, denn 1363 findet statt des „castellum“ nur noch ein Hof Dravewinkel Erwähnung.

Von etwa 1350 bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts ist die Schermbecker Burg Amtssitz der Drosten und Amtmänner gewesen, auch in jenen Jahren, als das Amt Schermbeck ganz im Amt bzw. Land Dinslaken unterging. Schon frühzeitig verfügte die Burg über nicht unbedeutenden Grundbesitz. Diese Ländereien hatte der Landesherr vertraglich an solche Personen verpachtet, die anstelle eines sonstigen Lehnsdienstes den Burgdienst versahen und somit auch verpflichtet waren, in Notfällen die Burg zu verteidigen.

Die Belehnung mit dem Schermbecker Burglehen erfolgte durch die Grafen und Herzöge von Kleve persönlich, wie es die Lehnsübertragungen zwischen 1361 und 1434 ausweisen. Zu den sechs überlieferten Burglehensverträgen gehören die an Goswyn van Blenbroyt (21. Dezember 1361), Johann von der Beke (22. Februar 1362), Chryt von der Beke (22. Februar 1362), Johann von Drevenack (1. Mai 1362), Hermann von Ense (13. August 1434) und Henrick de Rynsche (13. August 1434).

Der Ausbau der Burg zu einem Wasserschloss erfolgte zwischen 1415 und 1420 durch Herzog Adolf, in dessen Regierungszeit die Erhebung Schermbecks zu einer Stadt erfolgte. Während zahlreicher kriegerischer Fehden und während mehrerer Stadtbrände nahm die Burg starken Schaden. Den ersten größten Schaden erlitt das Bauwerk während des Brandes 1483.

Der Verfall war in der Mitte des 17. Jahrhunderts so weit vorangeschritten, dass die Burg – mit Ausnahme des im Volksmund als „Diebesturm“ bezeichneten quadratischen Eckturms an der Südostseite – für Schutzzwecke nicht mehr geeignet war. 1662 wurde die Burg an Dietrich von der Stegen verkauft. Nach einer notdürftigen Instandsetzung diente sie den preußischen Behörden als „Ablager“. Mit der teilweisen Niederlegung von Mauern und Wällen wurde ab 1718 begonnen, wobei auch der Stadtgraben zugeschüttet und das neu gewonnene Land verpachtet wurde. Teile der Burg brannten in der Nacht auf den 30. September 1742 ab. „1755 wurde die Burg wieder in einen Zustand gebracht“, berichtet Arnold Maas, „daß sie öffentlich versteigert werden konnte.“

In der Folgezeit hat die Burg, die um 1733 bis auf die Ostseite direkt vom Wasser umgeben war, häufig den Besitzer gewechselt. Seit 1769 wurde sie in Erbpacht bewirtschaftet. Erster Erbpächter wurde der Pächter Schmitz, der 1834 beide Burgmühlen kaufte. 1792 ging die Burg in den Privatbesitz der Familie Maassen über. Der neue Eigentümer verfüllte die Burggräfte, so dass die Burg fortan den Charakter einer Wasserburg vollends verlor. Heute befindet sich die Burg im Privatbesitz der Familie Prinz.

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