Wesel Der Zuch ist tot, es lebe der Zuch!

Wesel · Wegen der Unwetterwarnung hatte der Carnevals-Ausschuss Wesel gestern Morgen entschieden, den Umzug am Rosenmontag ausfallen zu lassen. Viele Jecken zogen trotzdem in kleinen Gruppen feiernd durch die Straßen.

 Vor dem Rathaus schunkelte das Prinzenpaar mit Prinz Henn I. und Prinzessin Ingrid II. zur Musik des Fanfarenkorps Wesel.

Vor dem Rathaus schunkelte das Prinzenpaar mit Prinz Henn I. und Prinzessin Ingrid II. zur Musik des Fanfarenkorps Wesel.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Es hat etwas von Rebellion, als gestern Nachmittag immer wieder private Fußgruppen, Vereine und das Prinzenpaar mit seiner Garde durch die Straßen ziehen, Kamelle werfen, "Helau" rufen und den Schaulustigen am Straßenrand zujubeln - so ein bisschen nach dem Motto: Jetzt erst recht!

 Die Prinzengarde verschenkte Blumen an die Bewohner des Martinistifts.

Die Prinzengarde verschenkte Blumen an die Bewohner des Martinistifts.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Am frühen Morgen hatte der Carnevals-Ausschuss Wesel (CAW) unter der Leitung von Präsident Thomas Holtkamp den Rosenmontagszug abgesagt. Zu groß seien die Risiken aufgrund der Unwetter- und Sturmwarnung des Deutschen Wetterdienstes, man wolle die Sicherheit der Besucher und Teilnehmer nicht gefährden, hieß es. Mit einem Krisenstab, bestehend aus Feuerwehr, Polizei, Stadt, Sicherheitsdienst und DRK, hatten die Jecken zuvor die Daten ausgewertet und sich für die Absage entschieden.

 Von Unwetterwarnung und Absage ließen sich die Weseler Jecken nicht die Laune verderben und feierten gut gelaunt in den Straßen der Innenstadt.

Von Unwetterwarnung und Absage ließen sich die Weseler Jecken nicht die Laune verderben und feierten gut gelaunt in den Straßen der Innenstadt.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Telefonisch wurden anschließend alle Teilnehmer des Zuges über den Ausfall benachrichtigt, ihre Reaktionen fielen ganz unterschiedlich aus: Traurig waren die einen, verärgert die anderen. Es scheine doch die Sonne, wie könne es da ein Unwetter geben, war ein Vorwurf vieler Karnevalisten. Besonders enttäuscht waren vor allem die Tollitäten Prinz Henn I. und Prinzessin Ingrid II., die sich auf den Rosenmontagszug als Höhepunkt ihrer Regentschaft gefreut hatten. "Bis zum Schluss haben wir noch gehofft, dass der Zug doch nicht abgesagt wird", sagte Prinzessin Ingrid gestern Morgen gleich nach der Absage und rang sichtbar um Fassung.

 In kleinen Gruppen zogen die Karnevalisten durch die Stadt.

In kleinen Gruppen zogen die Karnevalisten durch die Stadt.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Umso fröhlicher sind sie und ihr Prinz, als sie gestern Nachmittag mit ihrer Garde durch die Fußgängerzone ziehen. Außer ihnen ist auch die Fußtruppe "Draußen nur Kännchen" mit dabei. Die 40 Mann starke Gruppe befreundeter Weseler ist seit ein paar Jahren jedes Mal beim Zug mit Kostüm und Tanz dabei - dieses Jahr im Brings-Outfit. "Als wir die Absage heute Morgen bekommen haben, haben wir uns direkt entschieden, trotzdem eine Runde zu ziehen", sagt Organisatorin Sybille Maibom. Enttäuschung herrscht gestern Mittag auch bei Serap Akdamar: Die Alevitin wollte in diesem Jahr zum ersten Mal mit einer Gruppe am Rosenmontagszug teilnehmen. "Es macht mich sehr traurig, dass der Zug ausgefallen ist. Wir feiern jetzt zu Hause", sagt sie.

Bei dem kleinen Umzug gestern Nachmittag ist auch CAW-Präsident Holtkamp zugegen. Ob er mit Blick auf die feiernden Jecken im Sonnenschein seine Entscheidung bereut? Er schüttelt den Kopf. "Der Wind wird jetzt immer stärker, das hätte keinen Sinn gehabt", sagt er. Sicherheit gehe immer vor, auch im Karneval. In den kommenden Tagen wird er noch einmal alle Hände voll zu tun haben, die Weseler Karnevalisten überlegen, den Zug im Frühjahr zu wiederholen, vielleicht im Rahmen des Stadtjubiläums. So könnte auch das Wurfmaterial noch unter die Leute kommen.

Einen Teil davon verschenkten die Karnevalisten allerdings schon gestern: Die frischen Blumensträuße wurden von der Prinzengarde in den Seniorenheimen der Innenstadt verteilt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort