Interview mit Ulrike Westkamp "Der Stahlbaum ist diesmal zu schlicht"

Wesel · Die drohende Schließung des Bislichbades, die Kritik von SPD und CDU an Kämmerer Fritz (Stichwort: Bürgerbegehren), der Müll im Bahnhof und die Diskussion um die Tanne im Domviertel: Die Verwaltungschefin sagt der RP, wie sie die Dinge sieht.

 Zur Kritik an Kämmerer Fritz hält sich Westkamp zurück. Die Stahltanne ist für sie Kunst, Müll am Bahnhof ärgert sie, das Bislichbadsoll gerettet werden. Archivfotos

Zur Kritik an Kämmerer Fritz hält sich Westkamp zurück. Die Stahltanne ist für sie Kunst, Müll am Bahnhof ärgert sie, das Bislichbadsoll gerettet werden. Archivfotos

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

Frau Westkamp, von Ihnen ist bislang weder etwas zum Thema Bislichbad inklusive Bürgerbegehren, noch zu der öffentlichen Kritik von SPD und CDU an Kämmerer Paul-Georg Fritz zu hören. Eigentlich müssen Sie dem Kämmerer doch als Vorgesetzte den Rücken stärken.

Westkamp Ich bin als Bürgermeisterin Leiterin der Verwaltung. Die Beigeordneten, zu denen auch unser Kämmerer Paul-Georg Fritz gehört, werden vom Stadtrat gewählt und haben laut Gemeindeordnung ihre eigenen Geschäftsbereiche, für die sie verantwortlich sind. Ich kann als Verwaltungschefin den Beigeordneten nicht sagen, dass sie diese oder jene Meinung vertreten sollten. Aber meist wird geschaut, dass man einen gemeinsamen Nenner findet.

Die Gemeindeordnung kennt außerhalb der Verwaltung kaum jemand und wird auch kaum jemanden interessieren. Viel interessanter ist, was Sie zu der Kritik von SPD und CDU am Stadtkämmerer im Zusammenhang mit dem geplanten Bürgerbegehren zum Bislichbad sagen.

Westkamp Ich äußere mich als Bürgermeisterin nicht zum Vorgehen von Fraktionen und Parteien. Schade ist, dass es sich die Kommunikation so entwickelt hat. Ich setze darauf, dass die Beteiligten zum Kern des Themas zurückfinden.

Haben Sie sich eigentlich schon in eine der Unterschriftenlisten für das Bürgerbegehren eingetragen?

Westkamp Nein. Aktuell geht es um die Frage, ob ein Bürgerbegehren zulässig ist oder nicht. Diese Diskussion überlagert die grundsätzliche Thematik. Der Rat hat im Mai mit großer Mehrheit beschlossen, wir haben nicht genügend Geld und suchen für das Bislichbad eine Alternative. Der Vorschlag war, abzuklären, ob Vereine das Bislichbad übernehmen können. Darüber sollte gesprochen werden. Es ist wichtig, zu den Sachthemen zurückzukehren. In dieser Woche wird es ein Gespräch mit der Verwaltung und den interessierten Vereinen geben. Wir müssen uns austauschen und fragen, was ist möglich und zu welchen Konditionen. Wir haben das Ziel, das Bislichbad durch eine neue Trägerkonstruktion zu erhalten.

Der Kämmerer vertritt die Auffassung, dass sich die Vereine, die eine Bürgerbeteiligung wollen, nach keiner Frist richten müssen. SPD und CDU sprechen von einer Dreimonatsfrist, die nach der Ratsentscheidung im Mai im August abgelaufen wäre. Welche Meinung vertreten Sie?

Westkamp Fragen Sie drei Juristen, dann erhalten Sie vier verschiedene Antworten zum gleichen Sachverhalt. Wir sollten von Spitzfindigkeiten, von einem Ja oder Nein wegkommen und zur Diskussion zurückfinden. Entscheidend ist doch die Antwort auf die Frage, wie können wir das Bislichbad retten können?

Ein weiteres Thema, das viele Menschen berührt beziehungsweise ärgert, ist der Müll im Bahnhof.

Westkamp Ich habe den Artikel gelesen und werde wegen des Mülls in der Eingangshalle mit dem für uns zuständigen Bahnhofsmanager in Duisburg Kontakt aufnehmen. Die Bahn muss stärker auf Sauberkeit achten..

Ein großes Thema ist die Stahltanne der ISG Domviertel, die TV-Sender nach Wesel lockt. Sollte nicht, wie die CDU beantragt hat, 2016 auch eine echte Tanne am Dom stehen?

Westkamp Bis vor sieben Jahren gab es immer einen Baum auf dem Großen Markt. Der wurde von Unbekannten praktisch abrasiert im unteren Bereich. Dann hatte die ISG Domviertel die Idee, einen Stahlbaum aufzustellen.

Aber in diesem Jahr ist die Kritik so groß wie selten zuvor.

Westkamp Tatsächlich ist der Baum diesmal ziemlich schlicht. Er ist aber für mich ein Kunstobjekt. Und es hat den Effekt, dass die Stahltanne in der Diskussion ist. Es kommen sogar Leute, die sich den Baum einfach anschauen wollen.

Sollte man künftig nicht vielleicht den Gestaltungsbeirat fragen, was er von den Dekoideen der ISG hält?

Westkamp Der Baum gehört der ISG und ist von ihr auch finanziert. Ich schätze dieses bürgerschaftliche Engagement. Ich kann mich übrigens der Meinung von Monika Schaefer anschließen. Sie vertritt, so habe ich es in der RP gelesen, die Auffassung, dass Wesel eine glückliche Stadt sein muss, wenn die Stahltanne das größte und einzige Problem sei, das diskutiert würde.

KLAUS NIKOLEI FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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