Wesel Der Sommer geht baden

Wesel · Kein Sommer wie er im Buche steht: Das schlechte Wetter der vergangenen Wochen hat Spuren in Stadt und Region hinterlassen. Die Bilanz: 50 Prozent weniger Besucher im Freibad, Milchkaffee statt Cocktails und Ernteeinbußen.

 Heute ist der Sprung ins kalte Wasser im Freibad ausnahmsweise mal bei Sonnenschein möglich. Die letzten Wochen streiften nur wenige Schwimmer ihre Schlappen am Beckenrand ab.

Heute ist der Sprung ins kalte Wasser im Freibad ausnahmsweise mal bei Sonnenschein möglich. Die letzten Wochen streiften nur wenige Schwimmer ihre Schlappen am Beckenrand ab.

Foto: Karin Koster

Laut Meteorologen verabschiedet sich Anfang September der Sommer. Doch es scheint, als wolle sich der Herbst nun von seiner besten Wetterseite zeigen: Heute soll es sommerliche 25 Grad warm werden, morgen bis zu 22.

Doch ein paar goldene Herbsttage lassen den grauen Himmel, die kühlen Temperaturen und den immer wieder einsetzenden Regen der vergangenen Wochen nicht vergessen. Welche Spuren hat das Wetter in einzelnen Branchen hinterlassen? Die RP fragt nach:

FREIBAD "Die Übernachtung für Kinder im Rheinbad musste ausfallen. Ich hoffe, dass am Wochenende noch Einige das schöne Wetter zum Schwimmen im Freien nutzen. Dennoch öffnen wir ab Dienstag wieder das Hallenbad", sagt Martin Burgers von der Städtischen Bäder GmbH. Rund 50 Prozent Besucher weniger als im Vorjahr zählte das Freibad bis Ende August: 2010 waren es noch 48 869 Gäste; 2011 nur 23 049. Deutschlandweit sehe es nicht anders aus, so Burgers. Baden wollte in diesem Sommer kaum einer.

GASTRONOMIE In die Biergärten verirrten sich nur wenige Hartgesottene. "Wir haben Decken verteilt, damit die Leute nicht frieren", erzählt Ruth Schäfer, Betriebsleiterin im "Müllers" am Kornmarkt. Heiß statt kalt lautete das Motto bei den Getränken. Anstelle von erfrischenden Cocktails bestellten die meisten Gäste lieber warme Klassiker wie Milchkaffee oder heiße Schokolade. Das Open-Air-Kino der Corn.Unity musste wegen des Regens verschoben werden. Eine Woche später als geplant spielte das Wetter dann mit. Nur an einem Abend musste ein Pavillon die Zuschauer vor Nässe schützen.

Auf Aktionen setzte auch das Restaurant Lippeschlösschen. Grill- und Kräuterabende sowie Konzerte und ein Musicaldinner lockten die Besucher. "Die Saison war durchschnittlich. Die erste Sommer-Hälfte lief gut und hat die schlechte, zweite ausgeglichen", sagt Geschäftsführer Ullrich Langhoff.

KLEIDUNG Die Modebranche war dem Wetter weniger unterworfen. "Die frühe Hitzewelle im Mai hat viele dazu veranlasst, sich luftige Kleider oder kurze Hosen zuzulegen", berichtet Sabine Ostrop vom Modehaus Mensing. Aber auch danach sei die Nachfrage nach Sommermode nicht abgerissen, da viele für den Urlaub eingekauft hätten. Zudem gebe es einen fließenden Übergang von Sommer- zu Herbstmode, da monatlich neue Kleidung angeliefert werde. "Jetzt hängt noch 20 Prozent reine Sommerware im Haus. Kurze Tops können einfach mit einer dickeren Jacke kombiniert werden", so Ostrops Tipp.

LANDWIRTSCHAFT Die Bilanz der Getreidebauern sieht ähnlich schlecht aus wie die des Badbetreibers. Von März bis Mai sei es viel zu trocken gewesen, sagt Klaus Theobald, Ackerbauberater für den Kreis Wesel. Der dann einsetzende Regen hat dem Getreide geschadet: Zum Ende der Saison war der Weizen zwar reif, aber zu feucht, um geerntet zu werden. "Anfang August mussten die Landwirte dann innerhalb weniger Stunden die Ernte einholen", erzählt Kreisbauer Wilhelm Neu. Mit Ernteeinbußen von 20 bis 30 Prozent sei zu rechnen, zieht Theobald von der Landwirtschaftskammer Bilanz.

Für die Obstbauern war das Wetter von April bis Mai dagegen "fantastisch", berichtet Heinz-Wilhelm Hecheltjen aus Hamminkeln. "Ein überdurchschnittlicher Sommer." Es habe wenig Pilzbefall gegeben. Der Regen ab Juni sei für die Früchte "passend gekommen". Sie seien dadurch noch gewachsen. Zu Einbußen bei der Erdbeerernte habe nur der Frost im Mai geführt. Aufgefangen wurde dies durch die Spargelsaison, die 20 bis 25 Tage länger dauerte als in 2010.

(RP/rl)
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