Wesel Der neue, fröhliche Superintendent

Wesel · Pfarrer Thomas Brödenfeld (50) übernimmt am 3. Februar das Amt des Superintendenten im Kirchenkreis Wesel.

 Thomas Brödenfeld ist an der Gnadenkirche in Wesel zu Hause. Ab Februar wird er aber zu 75 Prozent das Amt des Superintendenten ausführen.

Thomas Brödenfeld ist an der Gnadenkirche in Wesel zu Hause. Ab Februar wird er aber zu 75 Prozent das Amt des Superintendenten ausführen.

Foto: Malz

Thomas Brödenfeld (50) ist evangelischer Pfarrer an der Gnadenkirche in Wesel und hatte katholische Religion im Abi. Das klingt komisch, ist aber so. "In der achten Klasse gab es eine neue, sehr gut aussehende Religionslehrerin und einen sehr alten, kurz vor der Pensionierung stehenden Lehrer, bei dem niemand mehr so recht Unterricht haben wollte", erinnert sich der zukünftige Superintendent des Kirchenkreises Wesel.

Da es damals so viele Protestanten in der Klasse gab, wurden die Schüler einfach aufgeteilt. A bis K kamen zum alten Lehrer, L bis Z zur neuen Lehrerin. Das hat sich Brödenfeld, der ein Kind der evangelischen Jugend war, genau drei Stunden lang angeschaut. "Dann bin ich zum Rektor gegangen und habe gesagt, dass ich entweder Religion abwähle oder in den katholischen Unterricht wechsele. Denn dort thematisierte ein junger, sehr beliebter Religionslehrer die Bereiche Drogen, Sex und Kriegsverweigerung. Genau die Themen der Zeit", sagt Brödenfeld. Der Schulleiter stimmte seinem Vorschlag zu. Bis zum Abitur nahm er schließlich am katholischen Religionsunterricht teil.

Geschadet hat es Brödenfeld, der evangelische Theologie in Wuppertal und Münster studiert hat, nicht. Im Gegenteil: Er selbst sagt sogar: "Ich bin ein halber Katholik." Mit Freunden wie ARD-Wahlmoderator Jörg Schönenborn spricht er gerne über den Glauben. Manche Riten und Bräuche adaptiert er sogar. So steht nicht nur wegen der Kinder — Marie (5) und Matthis (3) — eine Krippe unterm Weihnachtsbaum. "Ich finde, sie gehört einfach dazu", sagt Brödenfeld, der auch gute Kontakte zu seinen Kollegen der katholischen Kirche pflegt. Das wird sicherlich auch ein Schwerpunkt seiner neuen Arbeit sein. Die Ökumene. Nicht umsonst ziert eine Predigt des Katholiken Oscar Romero seine Einladung zur Einführung.

Denn Thomas Brödenfeld übernimmt am 3. Februar das Amt des Superintendenten im Kirchenkreis Wesel. Er tritt somit die Nachfolge von Dieter Schütte an, der acht Jahre an der Spitze stand. Die Synode hatte sich im November für den gebürtigen Solinger, der seit 18 Jahren Pfarrer in Wesel ist — zuerst am Willibrordi-Dom und seit 1999 an der Gnadenkirche — entschieden. 40 von 60 Stimmen sprachen sich für ihn aus. "Das gibt mir großes Vertrauen", sagt Brödenfeld, der das Arbeitsklima im Kirchenkreis, der 14 Gemeinden zwischen Wesel und Emmerich mit 43 000 Gemeindegliedern beheimatet, schätzt.

Dennoch: Auch Brödenfeld weiß, dass Herausforderungen anstehen: "Der demografische Wandel wird uns genauso einholen wie die Tatsache, dass es immer weniger Pfarrer gibt." Dazu kommen jährlich sechs Millionen Euro, die verwaltet werden müssen. Dem möchte er mit Ruhe und Sensibilität entgegenwirken. "Jede Krise kann dich auch starkmachen. Das habe ich im eigenen Leben erfahren", sagt Brödenfeld, der jedem Mitarbeiter — und das sind immerhin mehr als 50 — das Gefühl geben möchte, dass er oder sie auch künftig gebraucht und geschätzt wird. Dabei steht die Freude am Leben und am Glauben im Vordergrund. Brödenfeld, ja, er ist der neue und fröhliche Superintendent.

(RP/rl)
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