Wesel Deichbau legt Historie frei

Wesel · Noch eine Großbaustelle: Das Büdericher Deich-Projekt ist in voller Fahrt. Wie schon an der neuen Rheinbrücke wurde altes Gemäuer frei gebaggert, das wohl vom Fort Blücher stammt. Was geschieht nun damit ?

Großbaustelle Büderich: Neben der Rheinbrücke und der Sanierung der Altlast Ziegelei ist ein weiteres Riesen-Projekt voll in Fahrt. Für knapp 13 Millionen Euro wird zwischen der Brücke und den Elvericher Höfen ein neuer Deich gebaut. Von beiden Endpunkten der 3,1 Kilometer langen Strecke wird dabei vorgegangen. Die imposanten Erdbewegungen haben auch historische Gewölbekeller, wahrscheinlich des zerstörten Fort Blücher, ans Tageslicht gebracht. Offensichtlich ist der Rheindeich einst einfach auf die Reste aufgeschüttet worden. Jahrelang ruhte der Damm wohl auf Hohlräumen — keine angenehme Vorstellung.

Was tut man nun mit den Funden? Das Amt für Bodendenkmalpflege wird sich um das Gemäuer kümmern. So wie schon direkt neben der alten Rheinbrücke, wo nicht nur der stehen gebliebene Teil des Forts als Fledermaus-Quartier umgerüstet wird (RP berichtete), sondern auch weitere Festungsmauern aufgetaucht sind. Brücken-Projektleiter Hans Löckmann sagt dazu: "Das Planungsrecht sagt, dass die Fläche aus Weseler Sicht links der Brücke frei bleibt als Retentionsraum für Hochwasser. Aber der Denkmalschutz möchte die Reste erhalten." In Wesel wurde überlegt, den Bereich "erlebbar" zu machen und gleichzeitig den naturschutzrechtlichen Ausgleich abzuarbeiten. Doch der Widerspruch Hochwasser- und Denkmalschutz ist derzeit nicht ausgeräumt. Die Bezirksregierung ist eingeschaltet. Genauso wie bei der Weseler Idee, einen Pfeiler der alten Brücke als Denkmal und mit Aussichtsplattform zu erhalten. Löckmann bekräftigt: "Das geht nicht. Die Schifffahrtsverwaltung ist gegen ein Hindernis im Strom." Außerdem müsse eine eigene Zuwegung samt aufstieg zum Pfeiler gebaut werden.

Schlitze bis 15 Meter Tiefe

Zurück zum Deichbau: Dem Abtragen des alten Deichs folgt unmittelbar der Einbau der Dichtwand. Das ist an den Elvericher Höfen, wo das Bollwerk an den Deich der Deponie Niederwallach anschließt, schon zu beobachten. Wie Berthold Schwenke, Geschäftsführer des Deichverbands Poll, erklärt, wird sie bis ins Tertiär eingebracht. Das bedeutet, dass ein Greifer einen im Schnitt 13 bis 15 Meter tiefen Schlitz aushebt. Der wird unmittelbar mit einem so genannten Betonit-Gemisch gefüllt. Nach dessen Aushärten beginnt abschnittsweise auch sofort der Aufbau des neuen Deichs. Die Dichtwand wird, rheinab gesehen, bis hinter die Bebauung am Weißenstein in Büderich reichen. Der Bau von zwei Seiten aus hat den Vorteil, dass in Höhe Wacht am Rhein erst ganz zum Schluss eingegriffen werden muss. Der Hotelbetrieb soll so wenig wie möglich beeinträchtigt werden.

(RP)
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