Wesel Dauerbaustelle bedroht Betriebe

Wesel · Die Sanierung der Friedenstraße (Fusternberg) dauert länger als erwartet – und wird teurer. Grund: Es gibt Probleme beim Kanalbau. Folge: Firmen wie dem Möbelgeschäft "Wohnen & Mehr" bleiben die Kunden weg.

 Die Friedenstraße wird wegen der Bauarbeiten zwischen Wackenbrucher und Fusternberger Straße noch längere Zeit komplett gesperrt bleiben.

Die Friedenstraße wird wegen der Bauarbeiten zwischen Wackenbrucher und Fusternberger Straße noch längere Zeit komplett gesperrt bleiben.

Foto: Malz

Die Sanierung der Friedenstraße (Fusternberg) dauert länger als erwartet — und wird teurer. Grund: Es gibt Probleme beim Kanalbau. Folge: Firmen wie dem Möbelgeschäft "Wohnen & Mehr" bleiben die Kunden weg.

 Burkhard Neugebauer und dessen Frau Sylvia haben seit der Sperrung der Friedenstraße Kundschaft verloren.

Burkhard Neugebauer und dessen Frau Sylvia haben seit der Sperrung der Friedenstraße Kundschaft verloren.

Foto: Bosmann

Wenn die ganze Situation nicht so ernst wäre, könnten Burkhard Neugebauer und seine Frau Sylvia schon fast darüber lachen. "Um ein 800 Meter langes Stück der Friedenstraße zu sanieren braucht die Stadt ein ganzes Jahr — das ist doch ein Witz", sagt der Eigentümer des Fusternberger Möbelgeschäftes "Wohnen & Mehr" (ehemals Ludigkeit) und schüttelt den Kopf. Die Dauerbaustelle im Bereich der Park-and-ride-Anlage ist Gift für sein Unternehmen. Die Eheleute Neugebauer gehen davon aus, dass der Verkehr vor ihrem Geschäft seit Beginn der Arbeiten um 95 Prozent zurückgegangen ist. Laufkundschaft gibt es so gut wie gar nicht mehr. "Dieses Standbein ist uns komplett weggebrochen. Wir leben also nur noch von unserer Stammkundschaft und den Aufträgen, die wir von Internetkunden erhalten", sagt Sylvia Neugebauer.

Traurig und gleichzeitig wütend ist das Ehepaar aus Hamminkeln darüber, dass sich bei der Stadt Wesel mittlerweile niemand mehr um die Geschäfte und Gewerbebetriebe im Bereich der Baustelle interessiert, die alle unter der Situation zu leiden haben. "Anfangs gab es noch Gespräche. Es war von einer Einbahnstraßen-Regelung die Rede. Jetzt hat man uns vergessen. Einige hier haben schon resigniert", sagt Burkhard Neugebauer. Er selbst hofft insgeheim darauf, dass die Arbeiten bis zum Herbst abgeschlossen sein werden. "Erst hieß es, im Mai ist alles fertig. Dann plötzlich Juli, August und zuletzt Oktober."

Die RP fragte nach im Rathaus, wo Uwe Killisch (Ingenieurbereich) für die ganze Sache zuständig ist. "Es gab Probleme beim Kanalbau", erklärt er. Ursprünglich habe der Kanal in einer Tiefe von fünf Metern verlegt werden sollen. Doch die Bodenverhältnisse seien so schlecht gewesen, dass die Kanalbauer nochmals eineinhalb Meter tiefer graben mussten. Folge: "Die Sache wird teurer und der Bau wird wohl bis Ende des Jahres dauern", bedauert Killisch — sechs Monate länger als angedacht.

Für Burkhard Neugebauer, den gelernten Schreiner und langjährigen Kundendienstbetreuer eines Oberhausener Möbelhauses, der das Fachgeschäft Anfang 2009 übernommen und umgebaut hat, ein Schlag ins Kontor. Er weiß: "Die Monate von September bis November sind in unserer Branche die umsatzstärksten. Schon die Herbstsaison 2011 war bei uns ein kompletter Ausfall." Was aber tun? Die Neugebauer, die mit viel Engagement und Optimismus in die Selbstständigkeit gestartet sind, sind in den letzten Monaten sehr nachdenklich geworden. "Vielleicht", sagt Sylvia Neugebauer, "gibt es ja doch irgendeine Lösung. Wir geben jedenfalls nicht auf und werden weiter kämpfen."

(RP)
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