Wesel Das kostet das Sterben in Wesel

Wesel · Friedhofsgebühren: ASG Wesel scheut keine Vergleiche, hadert aber mit der Methodik des Steuerzahlerbundes.

Das kosten verschiedene Bestattungsarten
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Foto: Michael Reuter

Umsonst ist der Tod, und der kostet das Leben: Oft strapaziert, aber weiter volle Wahrheit steckt die Redewendung, die klarmacht, dass alles seinen Preis hat. Hinterbliebene eines verstorbenen Angehörigen stehen oft vor Kosten, mit denen sie nie gerechnet hatten. Der Bund der Steuerzahler guckt besonders gerne hin, nimmt regelmäßig Friedhofsgebühren der Kommunen unter die Lupe (RP berichtete) und präsentiert enorme Unterschiede.

Wie Wesel dabei abschneidet, ist Ansichtssache. Denn mit der Vergleichbarkeit ist das nicht so einfach. So sieht man es jedenfalls beim städtischen Betrieb ASG Wesel (Abfall, Straßen, Grünflächen), der für die kommunalen Friedhöfe zuständig ist. Gemeint sind damit die Anlagen an der Caspar-Baur-Straße, Am Langen Reck, in Flüren, Bislich und Diersfordt. In Kirchenhand sind die Friedhöfe Büderich (evangelischer und katholischer Teil) sowie in Ginderich und Bergerfurth (beide katholisch).

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Laut Thorsten Lacks (ASG) können Letztere wohl günstigere Preise bieten, weil sie den Unterhalt aus anderen Kanäle bezuschussen können. Für kommunale Friedhöfe indes gelten Gebührenhaushalte. Diese müssen sich aus sich selbst heraus finanzieren. Und da sieht es für den ASG-Kunden im Vergleich mit anderen Städten auch gar nicht so schlecht aus. Betriebsleiter Ulrich Streich sieht Wesel kostengünstiger als etliche Nachbarn.

Angekauft wird eine Grabstelle in Wesel jeweils für 25 Jahre. Für die Urnenvariante sind dann 950 Euro fällig, für ein Wahlgrab 1150 und für ein Reihengrab (ohne Standortwahl und ohne Verlängerungsmöglichkeit) 600 Euro. Wer glaubt, das Reihengrab sei die beste, weil kosten günstigste Stelle, muss wissen, dass im Urnengrab gleich vier Behälter beigesetzt werden können.

Friedhofsmeister Lacks berichtet, dass viele in sein Büro kommen, weil sie eine persönliche Beratung brauchen, um entscheiden zu können, was für sie das individuell Passende ist. Stichworte sind unter anderem Größe, Lage, weitere Nutzung, Pflegeaufwand. Vergessen werde oft, dass Krematoriumskosten hinzukommen. Von weiteren individuellen Beerdigungskosten für den Bestatter, den Sarg oder die Urne die Kartendruckerei, Briefmarken, den Leichenschmaus und vieles mehr ganz zu schweigen.

 Die Bestattungsgebühr für das Öffnen und Schließen des Grabes variiert in Wesel beim Betrieb ASG von 144 bis 450 Euro.

Die Bestattungsgebühr für das Öffnen und Schließen des Grabes variiert in Wesel beim Betrieb ASG von 144 bis 450 Euro.

Foto: Ekkehart Malz

Auf ASG-Seite zu berücksichtigen sind neben der Grabstelle indes noch zwei Faktoren: Die Bestattungsgebühr (öffnen und schließen des Grabes) variiert von 144 bis 450 Euro. Die Verwaltungsgebühr (Grabmalgenehmigung) hängt vom Stein ab. Soll es eine liegende Platte sein, kostet das 34 Euro, ein stehender Grabstein schlägt mit 100 zu Buche. Ein Platz für zwei Urnen in einer Stele kostet für 25 Jahre übrigens 1400 Euro.

Der Steuerzahlerbund hat Grabnutzungsgebühren (allerdings auf 30 Jahre), Bestattungsgebühren und Verwaltungsgebühren mit Stand November 2014 für eine Sargbestattung zusammengefasst. Kerpen hatte die Liste mit satten 6088 Euro angeführt, Witten mit 1662 Euro am besten abgeschnitten. Der Mittelwert der Liste von 56 Städten in Nordrhein-Westfalen mit mehr als 60 000 Einwohnern ist mit 2709 Euro angegeben. Wesel kommt hier auf einen Satz von 2140 Euro, Dinslaken auf 2312,20 und Moers auf 2291 Euro.

Streich weist darauf hin, dass die Preise von 2014 in Wesel auch in diesem Jahr noch gelten. Andere Städte haben ihre Gebühren erhöht. Einerseits bleibe es in der Kreisstadt beim Trend zu mehr Urnenbestattungen. Aktuell sehe es gar so aus, als würden sie 2015 die Zahl der Sargbestattungen erstmals übertreffen.

Ob dies aber für 2016 wegen mutmaßlich geringerer Einnahmen zu einer Gebührenerhöhung führen müsse, bleibe abzuwarten. 2014 waren mit rund 650 Beerdigungen recht viele zu verzeichnen, und die Demografie spreche für eine weitere Steigerung. In die Kalkulation einzubeziehen seien zudem Kostensteigerungen. Etwa für höhere Löhne.

Nicht zu entnehmen ist dem Ranking des Steuerzahlerbundes der Service, der zum Beispiel den Zustand der Anlagen betrifft (natürlich ohne Grabpflege) und stark schwanken kann.

Unterm Strich heißt das aus Sicht das städtischen Betriebs ASG Wesel: Wer die kommunalen Friedhofsgebühren vergleichen will, müsste im Grunde viel mehr Details gegeneinander abwägen, was aber am Ende zu eine Unvergleichbarkeit führen würde.

(RP)
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