Wesel Das Dilemma der Lämmer

Wesel · Beweidung durch Schafe gehört zum Renaturierungskonzept der Firma Holemans. Sie sollen an den Baggerseen grasen. Nur leider halten sich da nicht alle Tiere daran. Unternehmungslustige Lämmer büxen gerne aus und bringen sich in Gefahr.

 Diese Lämmer machten einen gefährlichen Ausflug in Bergerfurth.

Diese Lämmer machten einen gefährlichen Ausflug in Bergerfurth.

Foto: Latzel

Der Ausflug der Lämmer gestern Morgen war nicht ganz ungefährlich. Die putzige Truppe war ihrer Mutter ausgebüxt und irgendwie durch den Zaun auf den Radweg am Baggersee in Bergerfurth geschlüpft. Eine Ecke freilich, die direkt an einer stark befahrenen Straße liegt, auf der auch viele Lastwagen mit recht hoher Geschwindigkeit unterwegs sind.

Die Lämmer schien das wenig zu stören. Sie grasten friedlich und unternahmen auch vorsichtige Ausflüge auf die Fahrbahn. Der Mutter schien das gar nicht zu gefallen. Sie blökte herzerreißend - offenbar in großer Sorge um den Nachwuchs.

Ein aufmerksamer Autofahrer informierte schließlich die Firma Holemans, der das Areal gehört. Und das Kiesunternehmen nahm umgehend Kontakt mit dem Schäfer auf. Offenbar waren die Tiere am Wochenende auch schon mal ausgerissen und danach wieder zur Mutter zurückgekehrt. Gestern sollte dann dafür gesorgt werden, dass es solche gefährlichen Ausflüge nicht mehr gibt. "Die Lämmer kommen mit ihrer Mutter auf eine sichere Koppel an anderer Stelle", berichtete Peter Ditges von Holemans.

Die Beweidung der Flächen an den Kiesseen durch Schafe gehört zum Renaturierungskonzept des Unternehmens. Die Schafe sind natürliche Rasenmäher und sorgen dafür, dass die freie Sicht auf den See nicht durch Pflanzenwuchs gestört wird.

Einsatzgebiete der etwa 200 Heidschnucken und Bentheimer Schafe von Schäfer Jens Holtkamp sind rekultivierte Bereiche rund um das Reeser Meer und um die Norderweiterung, Flächen in Bergen, Bergerfurth und am Diersfordter Waldsee. Auch auf der Vogelinsel im südlichen Teil des Diersfordter Waldsees und auf dem so genannten "Besucherbiotop" am Ostufer sorgen die Schafe dafür, dass der Bewuchs gering bleibt.

Am Diersfordter Waldsee gibt es sogar die besondere Situation, dass die Tiere dort mit dem Boot auf die Inseln gefahren werden. Den Tieren scheint die Fahrt nichts auszumachen. Zudem hat die ganze Sache den Vorteil, dass ein Ausreißen von der Insel ausgeschlossen ist.

Im Moment sind die Tiere aber alle noch "an Land". Der Einsatz auf den Inseln steht erst an, wenn die Brutzeit der Vögel am Diersfordter Waldsee vorbei ist.

Um die Pflege seiner Flächen noch effektiver zu gestalten, hat das Kiesunternehmen vor einiger Zeit eine langfristige vertragliche Vereinbarung mit Schäfer Jens Holtkamp aus Hamminkeln getroffen. Gemeinsam soll in Zukunft genau abgesprochen werden, wie viele Schafe wo und wie lange weiden sollen. "Die Zusammenarbeit mit Jens Holtkamp ist seit Jahren erprobt", so Ditges. "Neu ist die langfristige Vertragsbindung, von der wir uns mehr Kontinuität und ein besseres Beweidungsmanagement versprechen", sagte der Mitarbeiter des Kiesunternehmens.

Bis dato funktionierte der Einsatz der Vierbeiner auf Zuruf. Auf der Grundlage einer Vertragsbindung soll der Einsatz der Schafe künftig so organisiert werden.

(RP)
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