Corona-Pandemie macht erfinderisch Lieferservice bringt blühende Blumen

Schermbeck · Azaleen und Primeln müssen trotz Corona zum Kunden kommen. Die Gartenbaubranche stellt sich um und bringt die Pflanzen bis zur Haustür. Wie das in Schermbeck funktioniert.

 Eva-Maria Aldenhoff und Karl Wison stehen mit einem Rollwagen voller Pflanzen vor einem Lieferwagen.

Eva-Maria Aldenhoff und Karl Wison stehen mit einem Rollwagen voller Pflanzen vor einem Lieferwagen.

Foto: Lars Fröhlich

„Bei den Pflanzen ist es wie bei den Lebensmitteln. Sie haben nur eine begrenzte Haltbarkeit“, sagen Eva-Maria Aldenhoff und Karl Wison aus Schermbeck-Rüste. Sie betreiben in dritter Generation einen Gartenbaubetrieb im Rüster Feld, in dem östlichen Ortsteil der Gemeinde unweit der A31. Die Corona-Pandemie hat die Gartenbaubranche vor große Herausforderungen gestellt.

Um ihre Pflanzen an die Kunden zu bringen, mussten beide Unternehmer Umdenken und einen neuen Weg gehen. Da in ihren Gewächshäusern die Blumen derzeit fast alle in Blüte stehen, sind beide mit einer neuen Idee an den Start gegangen. Obwohl sie eigentlich ein Großhandelsbetrieb sind, liefern sie nun auf Bestellung ihre Pflanzen nach Schermbeck, Gladbeck, Dorsten oder Raesfeld direkt nach Hause bis zur Haustür.

Eva-Maria Aldenhoff vom gleichnamigen Gartenbaubetrieb ist spezialisiert auf Azaleen in den unterschiedlichsten Farben und Wuchs sowie Farne. Der 26-jährige Karl Wilson von der Firma Hethor Flowers züchtet Primeln und Veilchen, von der Saat bis hin zum Endprodukt. Beide Großhandelsbetriebe vertreiben ihre Pflanzen regional – angefangen von Gartencentern, Blumenläden und Baumärkten, aber auch deutschlandweit und international. Ihre Kunden sitzen in der Schweiz, in Österreich oder in Italien.

„Durch den zweiten Lockdown sind, außer in NRW, alle Blumenläden und Betriebe, die Pflanzen verkaufen, in Deutschland und anderen Ländern geschlossen. Unsere Pflanzen blühen jedoch jetzt und wir müssen unsere Ware binnen von vier Wochen verkaufen, sonst sind die Blumen verblüht und wir finden keine Abnehmer mehr“, erklärt Eva-Maria Aldenhoff (ebenfalls 26 Jahre alt). Das sei auch mit den Primeln so, bestätigt Karl Wilson. Die Aufzucht von den Blumen, wie Primeln, bedürfe langer Vorbereitungen.

Bereits im August 2020 wurde mit der Aussaat begonnen. „Es ist schon sehr schade, dass durch die Corona-Krise die Pflanzen in dieser Zeit nicht den Weg zum Kunden finden, denn bedingt durch die kurze Haltbarkeit verblühen die Azaleen und die Primeln in unseren Gewächshäusern“, betont Wilson.

Die jetzt neue Art der Vermarktung sei eine Art von Schadensbegrenzung. „Wir sammeln aber auch Erfahrungen, wie die Kunden darauf reagieren, wenn sie ihre Blumen bis zur Haustür geliefert bekommen“, fügt die Jungunternehmerin hinzu. Alles laufe coronakonform ab, sprich die Übergabe ist kontaktlos. „Wir stellen die Blumentöpfe vor der Haustür ab, wo meistens auch schon das passende Geld bereit liegt, oder es wird via PayPal bezahlt. Die Resonanz ist durchweg positiv“, freut sich Aldenhoff. Dass aktuell die Zeiten in der Corona-Pandemie für Gartenbautriebe keine rosigen Zeiten seien, können beide nur unterschreiben. Die Gartenbau-Branche ist von der Coronakrise besonders schwer betroffen.

Die Kanäle, über die die Pflanzen sonst geliefert werden, seien alle dicht. Darüber hinaus gebe es vom Staat wenig Hilfe und Unterstützung für den gesamten Gartenbau, bedauert Eva-Maria Aldenhoff. Wie es in den nächsten Monaten weitergeht, hänge davon ab, wie sich die Corona-Krise entwickelt.

Der Lieferservice sei jedoch zeitlich begrenzt, denn sie möchten ihren Kunden wie Gartencenter und Blumengeschäfte keine Konkurrenz machen. Außerdem seien beide Betriebe auf Großkunden ausgerichtet. „Unsere Devise ist, den Kopf nicht hängen zu lassen. Trotzdem wünschen wir uns mehr Unterstützung von der Regierung“, betonen unisono Aldenhoff und Wison.

Über Facebook, Instagram und WhatsApp können Kunden die Blumen bestellen.

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