Bürgermeister setzt auf andere Maßnahmen Warum die Stadt Hamminkeln mobile Lüfter in den Schulen ablehnt

Analyse | Hamminkeln · Vor Schulbeginn fragen viele Eltern, wie groß die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus an Hamminkelns Schulen ist. Die Stadt hat längst Messungen durchgeführt. Das Fazit: Lüften ist besser. Für Neu- und Umbauten gibt es zudem sowieso neue Technik.

 Ein mobiles Gerät steht in einem Klassenraum. In Hamminkeln setzt die Verwaltung vor allem auf Lüften.

Ein mobiles Gerät steht in einem Klassenraum. In Hamminkeln setzt die Verwaltung vor allem auf Lüften.

Foto: dpa/Henning Otte

Der Schulstart nächste Woche wird immer mehr zur technischen Frage. Die Nachfragen von Eltern bei der Stadt als Schulträger kommen vermehrt: Sie wollen wissen, wie es um die Lüftung und Sicherheit ihrer Kinder in Zeiten von Corona bestellt ist. Nach jetzigem Stand wird es keine mobilen Raumluftgeräte geben, denn regelmäßiges und gezieltes Lüften gilt unter Fachleuten als der richtige Weg, um eine mögliche Viruslast und die CO2-Belastung zu verhindern.

Gibt es in Schulräumen keine zu öffnenden Fenster, kommt mobile Technik zum Einsatz. Dort, wo in Hamminkelns Schullandschaft neu gebaut oder saniert wird, hat sich in den Planungen aber stattdessen ein Wandel vollzogen. Das Lernhaus der Gesamtschule in Hamminkeln sowie ihr Forum und der Neubau der Grundschule Mehrhoog wurden angesichts der Entwicklung raumlufttechnisch ausgerüstet. Das war in ersten Plänen anders.

Im Rathaus und an Schulen wurden die Nachfragen von Eltern aufmerksam registriert. „Ich kann die Emotionalität nachvollziehen, die jetzt Forderungen aufstellen. Aber es gibt gute Gründe, so zu handeln, wie wir es tun“, sagt Bürgermeister Bernd Romanski. Auch Cheftechniker Bernhard Payer und Ingo Parche, Leiter im Sachgebiet Gebäudetechnik im Rathaus, sehen es so.

Eine öffentliche Debatte um das Thema ist in Hamminkeln bisher ausgeblieben, auch die Politik hat noch nicht nachgefragt. Das hat damit zu tun, dass die Fraktionen das Thema Raumluft und Corona auf dem Schirm haben. Die Nachrüstung an der Grundschule Mehrhoog, immerhin eine Zusatzausgabe von rund 450.000 Euro, ging in den Gremien glatt durch. Verbrauchte Luft wird künftig abgeführt, frische reingeblasen – eine sehr gute Lösung. Und schon jetzt ist klar, dass die Raumlufttechnik als nächstes in der zu sanierenden Grundschule Brünen eingeplant wird. Weitere Gebäude folgen entsprechend dem Schulentwicklungsplan.

 Das neue Lernhaus an der Gesamtschule: Hier hat die Stadt wegen Corona auch Lüftungstechnik installiert. Das Gebäude wird am Montag eingeweiht.   RP-Foto: Hesse

Das neue Lernhaus an der Gesamtschule: Hier hat die Stadt wegen Corona auch Lüftungstechnik installiert. Das Gebäude wird am Montag eingeweiht. RP-Foto: Hesse

Foto: Thomas Hesse

In Sachen Fensterlüftung plus Einhaltung der Aha-Regeln (Abstand halten, Hygiene beachten, Maske tragen) sieht sich Romanski nach seiner Teilnahme in der vergangenen Woche an der Videokonferenz von der NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung, Ina Scharrenbach, mit 400 Verwaltungschefs bestätigt. Dabei ging es auch um nur eingeschränkt oder nicht belüftbare Schulräume der Kategorie zwei, die laut Ministerium förderfähig für eine Nachrüstung sein sollen. Das tangiert Hamminkeln aber nicht, die Stufe zwei ist nicht im Bestand vorhanden.

Romanski, Payer und Parche besetzen das Thema mobile Lüftungsgeräte, das von vielen Eltern aufgebracht wird, bewusst sachlich. Die Technik müsste an fünf bis sechs Tagen die Woche laufen, würde die Luft umwälzen und die Viruslast bekämpfen, nicht aber Frischluft ins Klassenzimmer pusten. Das Verfahren kostet viel Energie und verursacht Lärm, der erhebliches Ausmaß annehmen kann, wie gemessen wurde. Zudem müssten 120 Geräte angeschafft werden. Stoß- und Pausenlüftung ist besser, konsequent und regelmäßig angewandt, das hat die Stadt nachgemessen – und zwar in jeder Schule. Das heißt aber auch, dass die Schülerinnen und Schüler in den kälteren Jahreszeiten auch mal frieren könnten.

„Am geringsten interessiert mich die mögliche Investition in Geräte“, sagt Romanski. Er hat andere Bedenken. „Aber etwas zu machen, das technisch nicht sinnvoll und dessen Wirksamkeit zweifelhaft ist, da tun wir uns schwer mit“, bilanziert der Verwaltungschef.

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