Ein Zehnkampf steht bevor Das sind die Kandidaten für den Bundestag im Kreis Wesel

Kreis Wesel · Eine Frau und neun Männer treten am 26. September an, um im Wahlkreis Wesel I das Direktmandat für den Deutschen Bundestag zu gewinnen. Wer sind sie, und was haben sie vor?

 Der Blick in den Plenarsaal des Bundestags im Reichstagsgebäude.

Der Blick in den Plenarsaal des Bundestags im Reichstagsgebäude.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Die Bundestagswahl entscheidet, wie der Name erahnen lässt, in erster Linie über die Zusammensetzung des Parlaments, des Bundestages. In der öffentlichen Wahrnehmung geht es hingegen höchstens am Rande um die einzelnen Kandidaten. In Zeiten der maximalen Zuspitzung steht eigentlich nur noch eine Frage im Vordergrund: Wer wird Kanzlerin, wer wird Kanzler? Doch darüber entscheidet der Wahlgang am 26. September nicht direkt. Nicht der Bundeskanzler wird vom Volk gewählt, sondern die Abgeordneten. 598 sind es eigentlich, doch wegen Überhang- und Ausgleichsmandaten sitzen derzeit 709 Politiker im Parlament.

Eine oder einer von ihnen wird in der künftigen Legislaturperiode den Wahlkreis Wesel I vertreten. Dazu gehören weite Teile des Kreises Wesel – bis auf Dinslaken, Moers und Neukirchen-Vluyn. Die letzten drei Wahlen hat die Rechtsanwältin Sabine Weiss für die CDU gewonnen, seit 2009 vertritt sie den Wahlkreis. Nun treten gleich neun Männer an, um ihr das Direktmandat streitig zu machen. Wer sind sie?

Sabine Weiss, CDU

 Sabine Weiss, CDU

Sabine Weiss, CDU

Foto: Büro Weiss

Weiss wurde in Duisburg-Hamborn geboren, studierte Rechtswissenschaften und arbeitete als Rechtsanwältin. 1999 wurde sie Bürgermeisterin von Dinslaken, 2009 trat sie bei der Bundestagswahl für Wesel an und wurde seither als Abgeordnete direkt gewählt. 2013 bekam Weiss 43,5 Prozent der Erststimmen, 2017 noch 39 Prozent. Seit März 2018 ist die 63-Jährige zudem Parlamentarische Staatssekretärin im von Jens Spahn geführten Bundesgesundheitsministerium.

Rainer Keller, SPD

 Rainer Keller (vorne) tritt für die SPD an.

Rainer Keller (vorne) tritt für die SPD an.

Foto: Fritz Schubert

In Hünxe-Drevenack wurde Rainer Keller geboren, aufgewachsen ist er in Wesel. Der 55-Jährige war als Rettungsassistent tätig und arbeitete als Krankenpfleger in der Intensivpflege, zudem ist er Notfallsanitäter und engagiert sich seit vielen Jahren beim Deutschen Roten Kreuz. Mittlerweile arbeitet Keller im Bereich der Tumortherapie für ein deutsches Medizintechnikunternehmen. Als seine Themen nennt er: umfassender Klimaschutz, zeitgemäße Schulen, Investitionen in die Jugend. Keller tritt das erste Mal an.

Hans-Peter Weiß, Grüne

 Hans-Peter Weiß

Hans-Peter Weiß

Foto: b90/Gr/Grüne

Weiß gegen Weiss – auch der Lehrer am Berufskolleg Wesel tritt an, um der Christdemokratin das Direktmandat abzunehmen. Der promovierte Chemiker wurde in Dortmund geboren und ist in Bochum aufgewachsen, er lebt mit Frau und zwei Töchtern in Voerde-Spellen. Der 57-Jährige beschreibt sich als leidenschaftlichen Fahrradfahrer, der gerne mit der Bahn statt mit dem Auto in den Urlaub fährt, weil es entspannter sei. Umwelt- und Klimaschutz, eine sozial verträgliche Verkehrswende und eine gerechte Finanz- und Steuerpolitik seien Schwerpunkte seiner Arbeit, sagt er.

Bernd Reuther, FDP

 Bernd Reuther

Bernd Reuther

Foto: Maike Maier

Der Liberale ist in Wesel weitläufig bekannt, er ist dort geboren und aufgewachsen, lebt dort mit Frau und Kind und saß für seine Partei im Stadtrat. Weil die FDP bei der letzten Wahl mit 10,7 Prozent im Bund stark abschnitt, zog Reuther 2017 über die Landesliste in den Bundestag ein. Zu seinen Themen zählt der 50-Jährige Infrastruktur und Verkehr, Digitalisierung sowie Europa.

Holger Raumann, AfD

 Holger Raumann

Holger Raumann

Foto: Holger Raumann

Der 52-Jährige betreibt in Rheinberg-Orsoy eine Geschäftsstelle der Provinzial. Die AfD, für die er seit November 2020 im Moerser Stadtrat sitzt, sei eine Partei, die „klare Worte spricht“. Raumann ist mit der Flüchtlingspolitik und mit der „planlosen Corona-Politik der aktuellen Bundesregierung nicht einverstanden“. Er selbst setzt sich unter anderem für höhere Renten ein. Der Verfassungsschutz beobachtet Teile der rechtsnationalen AfD.

Sidney Lewandowski, Die Linke

 Sidney Lewandowski

Sidney Lewandowski

Foto: Norbert Prümen

Er wurde in Duisburg geboren, lebt in Kamp-Lintfort und wollte dort 2020 bei der Kommunalwahl auch Bürgermeister werden – ohne Erfolg. Das Ziel des 28-Jährigen ist es, für die Linke ein möglichst gutes Ergebnis einzufahren. Themen des Zerspanungsmechanikers, der im letzten Wahlkampf Fotografieren und Reisen als Hobbys angab, sind die Ausstattung der Schulen sowie bezahlbarer Wohnraum.

Dirk Zerressen, Die Partei

 Dirk Zerressen (l.) sammelt Stimmen für die Satirepartei.

Dirk Zerressen (l.) sammelt Stimmen für die Satirepartei.

Foto: Helmut Scheffler

Einstimmig nominierte der Kreisverband der satirischen Partei „Die Partei“ den 55-Jährigen Betreiber der Gaststätte „Ramirez“ in Schermbeck als Kandidat für die Bundestagswahl in Wesel. Als die Partei 2019 den Schermbecker Ortsverband gründete, schloss sich Dirk Zerressen als Gründungsmitglied an. Jetzt gehört er als Beisitzer dem Vorstand an. Der Vater dreier Kinder ist zudem Initiator der Sportgruppe Rapid Ramirez, der sich zahlreiche Ausdauersportler angeschlossen haben. Bei seiner Wahl bescheinigten ihm Parteifreunde, er sei „besser als Honecker“.

Christian Link, Freie Wähler

 Christian Link

Christian Link

Foto: Unabhängige Wählergemeinschaft Tönisvorst

Die Freien Wähler sind neu auf Bundesebene und vor allem in Bayern stark. Mittlerweile sind sie in vier Landtagen vertreten und wollen nun in den Bundestag. Der 37-jährige Christian Link lebt in Tönisvorst im Kreis Viersen und hilft im Kreis Wesel aus. Er fühlt sich aber mit dem Niederrheinkreis verbunden, weil seine Schwiegereltern in Kamp-Lintfort leben. Politisch geht es dem Versicherungsfachwirt darum, den Einfluss der Kommunen im Bund zu stärken.

Matthias Moser, Die Basis

 Matthias Moser

Matthias Moser

Foto: Die Basis

Die im Zuge der Proteste gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie im vergangenen Jahr entstandene Partei entsendet den 61-jährigen fünffachen Vater Matthias Moser in das Rennen um ein Direktmandat. Er ist Lehrer für Kunstgeschichte und bildende Kunst an der Waldorfschule. Laut einer Pressemitteilung beschäftigt sich Moser vor allem mit „Zukunftsentwürfen für Familien mit Kindern und Jugendlichen“. Der Partei wird vorgeworfen, der vom Verfassungsschutz beobachteten „Querdenker“-Bewegung nahezustehen.

Wolf-Dieter Rochlitz, MLPD

 Wolf-Dieter Rochlitz

Wolf-Dieter Rochlitz

Foto: Wolf-Dieter Rochlitz/MLPD/Wolf-Dieter Rochlitz

Rochlitz wurde 1947 in Bad Tölz geboren und lebt seit rund 40 Jahren im Duisburger Norden. 2017 trat er im Wahlkreis Dinslaken/Oberhausen an, wo er damit warb, dass der Kapitalismus keine sichere Zukunft biete. Er stehe mit der Marxistisch-Leninistischen Partei für „echten Sozialismus“. Die MLPD wird vom Verfassungsschutz beobachtet.

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