Schermbeck Wolfskreis Wesel – „Bürger brauchen Infos“

Schermbeck/Hünxe/Hamminkeln · Schermbecks Bürgermeister Rexforth fordert das Land auf, dauerhaft über die Risiken der Ansiedlung eines Wolfes in seinem Gemeindegebiet zu informieren. Ein Auftakt wurde mit der Infoveranstaltung in Gahlen am Abend gemacht.

Ein Wolf (Canis Lupus Lupus) in einem Gehege des Biotopwildpark Anholter Schweiz. In Schermbeck lebt jetzt ein Wolf in freier Wildbahn. Das Land stellt sich darauf ein, dass er bleibt.

Ein Wolf (Canis Lupus Lupus) in einem Gehege des Biotopwildpark Anholter Schweiz. In Schermbeck lebt jetzt ein Wolf in freier Wildbahn. Das Land stellt sich darauf ein, dass er bleibt.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Nun ist es amtlich: Nachdem das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) anhand von DNA-Spuren zweifelsfrei festgestellt hat, dass sich eine Wölfin im Bereich Schermbeck/Hünxe angesiedelt und hat und dort in den vergangenen sechs Monaten vor allem im Bereich Gahlen mehrere Schafe gerissen hat, ist Schermbeck nun als erstes Wolfsgebiet in NRW ausgewiesen worden. Am Montag informierte NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) morgens in Düsseldorf (Bericht Seite A3), am Abend gab es auch eine Infoveranstaltung in Schermbeck. Schon jetzt zeigt sich: Politik und Landwirte fordern weitere Aufklärung.

Schermbecks Bürgermeister Mike Rexforth fordert nun vom Lanuv und vom NRW-Umweltministerium dringend Hilfe bei der Aufgabe, die Menschen in der Region über das Leben mit dem Wolf aufzuklären. „Da muss Düsseldorf dringend Fachleute schicken, um wiederholt vor allem die Menschen in Gahlen zu beruhigen, wo die Wölfin 150 Meter von der Wohnbebauung aktiv war.“ Rexforth kann die Sorgen der Menschen um ihr eigenes Wohl und das ihrer Kinder sehr gut nachvollziehen. „Immerhin ist der Wolf ein Raubtier. Und niemand kann dafür die Hand ins Feuer legen, wie sich die Wölfin in Extremsituationen verhält.“ Auch wenn er sagt, dass es wohl in der Gemeinde „mehr gefährlichere Hund gibt und es in den vergangenen 20 Jahren nachweisbar keinen Fall gegeben hat, wo ein Wolf einen Menschen angegriffen hat.“

Weniger emotional als sein Schermbecker Amtskollege sieht Hünxes Bürgermeister Dirk Buschmann die in Düsseldorf verkündete Entscheidung. „Ich denke, das alles geht jetzt seinen geregelten Gang. Vorteil des Erlasses ist, dass nun Schafshalter nun die Möglichkeit haben, dass Schutzmaßnahmen für ihre Tiere gefördert werden können“, sagt Buschmann, der mit den Schafshaltern seiner Gemeinde im regen Kontakt steht. Es gebe keinen Grund für Furcht. Die Natur habe eben auch Wölfe im Repertoire. „Und ich denke, mit Information kann man man den Sorgen der Menschen begegnen.“ Auch Wilhelm Neu, der Vorsitzende der Kreisbauernschaft, hat naturgemäß enge Kontakt zu den Schafzüchtern. Auch er besuchte am Abend die Informationsveranstaltung des Landes.

Schafhalter im Kreis Kleve kritisieren unterdessen heftig, dass der Radius für das Wolfsgebiet zu klein gezogen sei. Viele müssten die Kosten für höhere Zäune selbst tragen, weil sie außerhalb liegen. Die Gefahr sei aber trotzdem da. Sie verweisen auf die Förderrichtlinien des Lanuv. Darin heißt es wörtlich zur Festlegung eines Wolfsgebietes: „Die Feststellung erfolgt durch das LANUV auf der Grundlage der Verwaltungsgrenzen der Kreise und kreisfreien Städte.“ Für die Schafhalter die klare Aussage, dass auch die kompletten Kreise Kleve und Wesel einbezogen werden müssen.

 Wilhelm Neu von der Kreisbauernschaft will nun zunächst weitere Ergebnisse abwarten.

Wilhelm Neu von der Kreisbauernschaft will nun zunächst weitere Ergebnisse abwarten.

Foto: Kreisbauernschaft

Nabu-Chef Peter Malzbender begrüßt die Ansiedlung des Wolfes: „Dass Schermbeck Wolfsgebiet ist heißt für mich, dass dort genügend Futter ist.“ Er ist überzeugt, dass der Wolf als „natürliches Regulativ“ dafür sorgen wird, dass der zu hohe Bestand an Hirschen, Rehen und vor allem an Wildschweinen reduziert wird. Und nur zu gerne verweist er auf Forschungsergebnisse in Nordamerika und Europa, wonach es in Gebieten, in denen der Wolf wieder heimisch geworden ist, eine größere Artenvielfalt festgestellt werden konnte. Auch wenn bislang noch keiner der 700 in Deutschland registrierten Wölfe einem Menschen nachgestellt oder ihn bedroht hat, so kann Malzbender nur davor warnen, die Sache zu verharmlosen. Auf keinen Fall sollten Wölfe angefüttert werden, wie jüngst in Niedersachsen geschehen. „Da haben Soldaten einen jungen Wolf immer wieder etwas Fressbares hingeworfen, so dass das Tier Problemwolf geworden ist.“

(kwn)
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