Hamminkeln Brüner will Vögel in Trafoturm nisten lassen

Hamminkeln · Dirk Holsteg hat sich bei RWE um die Nutzung der Trafostation in der Oberbauernschaft beworben. Er sei Teil seines Heimatgefühls.

Einige durch den Netzausbau nicht mehr benötigte Turmstationen bietet RWE Deutschland für die Nachnutzung an - auch die weithin sichtbare Turmstation "Oberbauernschaft" in Hamminkeln an der Elgeringsstege, die wegen der Verkabelung im Ortsteil Brünen nicht mehr benötigt wird, gehört zu ihnen. Der im Jahr 1912 errichtete Turm ist quasi ein Zeitzeuge der dörflichen Stromversorgung vergangener Jahrzehnte dar. Der Erhalt von prägenden Türmen im Stadtgebiet wird von der Kommune als positiv bewertet und wurde schon an mehreren anderen Stellen positiv unterstützt. Derzeit wetteifern die Kommunen Hamminkeln und Schermbeck um den Titel "Trafoturm-Hauptstadt" von Deutschland. Mit dem Turm Oberbauernschaft führt Hamminkeln nun mit 5:4.

Bei der Turmeröffnung am Alten Postweg in Schermbeck hat sich die Familie Holsteg fest entschieden und danach den Turm beworben. "Der Turm steht auf einer Fläche, die ursprünglich zur Ackerfläche meines elterlichen Hofbetriebs gehört hat. Heute grenzt die Fläche direkt an Wiesenflächen, die von meinem Bruder Achim bewirtschaftet werden", erklärt Dirk Holsteg. "Für meine drei Brüder und mich sowie für unsere Familien gehört das Trafohaus zur Heimat einfach dazu, und wir würden gerne gemeinsam die weitere Nutzung."

Genutzt werden soll das Gebäude als neue Heimat für Vögel. In der Scheune des nahen Hofes nisten bereits seit viele Jahren Schleiereulen. Als Präsident des Brüner Schützenvereins kann sich Holsteg das Vereinslogo auf der Außenwand sehr gut vorstellen. Außerdem liegt das Gebäude an der Route F4 des Hamminkelner Radwegenetzes. Daher böte sich auch der Betrieb einer E-Bike-Ladestation an.

Wie Michael Sonfeld von RWE mitteilte, ist man mit der Abwicklung des Projekts nun auf der Zielgeraden angekommen.

Die über Jahrzehnte in den ländlichen Außenbereichen stehenden Türme sind fest im Landschaftsbild verwurzelt und werden von der Bevölkerung als Landmarke empfunden. Durch Erdverkabelung von Freileitungen und Ausbau des Netzes werden sie häufig ersetzt. In Brünen hat das RWE in den vergangenen Jahren ehebliche Kilometer an Freileitung und Maststationen demontiert und durch Kabel sowie neuartige Compactstationen ersetzt. Neben Brutplätzen für Schleiereulen, Waldkäuzen und Fledermäusen, Wanderunterstand oder Informationszentren sind bei der Nutzung von ehemaligen Turmstationen schon viele Ideen umgesetzt worden. Zur Unterstützung stellt RWE dem Erwerber die eingesparten Abbruchkosten als Anschubfinanzierung zur Verfügung.

Interessierte können vor dem Abbruch des Trafoturmes Ideen und Entwicklungsmöglichkeiten des Objektes vorschlagen und erörtern. Umweltverbände und Genehmigungsbehörden stehen der allgemeinen Nachnutzung positiv gegenüber und werden den Genehmigungsprozess entsprechend begleiten.

Der Turm Oberbauernschaft ist nach mehr als einem Jahrhundert Jahren noch sehr gut erhalten und vermutlich die älteste im Kreis Kleve. Mit seinem Ziegeldach und der markanten Außenform ist er einer der Letzten seiner Bauart am Niederrhein.

(RP)
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