Wesel Brücke war zwei Stunden dicht

Wesel · Weil einige Stränge der Schrägseilbrücke über den Rhein mächtig in Schwingung waren, sperrte die Polizei den Übergang über den Fluss. Brückenbauer Hans Löckmann kannte das "Südwind-Phänomen" und gab Entwarnung.

Die Polizei hat Sonntag Morgen ab 8.24 Uhr die Rheinbrücke für rund zwei Stunden dicht gemacht. Aus Vorsicht. Grund: Einige Stränge der äußeren Seilgruppe wackelten bedrohlich und gaben teils beängstigende Geräusche von sich. Gut, dass Brückenbauer Hans Löckmann auch nach seiner Pensionierung nicht aus der Welt ist.

Nachdem man ihn auf seiner Radtour ausfindig gemacht hatte und er mit dem Rad die Brücke abgefahren war, gab der Intimkenner des noch jungen Bauwerks Entwarnung. Seine Diagnose: "Ein spezielles Windereignis. Die Schwingungen dieses Ausmaßes sind noch ganz normal. Keine Gefahr." Um 10.27 gab die Polizei den komfortablen Weg zwischen den beiden Weseler Rheinufern wieder frei.

7.33 Uhr hatte ein Passant die Polizei alarmiert, weil einige der mächtigen roten Stränge der Schrägseilbrücke (Durchmesser 22 Zentimeter) mächtig in Bewegung waren. Augenzeugen berichteten, dass sie über einen halben Meter in Schwingung waren, knarzten und dabei gegeneinander klatschten.

"Wir konnten das Phänomen von unserem Platz aus im vierten Stock mit bloßem Auge ausmachen", sagte Arno Heidemann von der Polizeileitstelle. Eine sofort ausgerückte Streifenwagenbesatzung bestätigte die bedrohlich scheinende Lage, "so dass uns letztlich gar nichts anderes übrig blieb, als die Brücke zunächst zu sperren".

"Das sieht nur gefährlich aus"

Über die Tunnelleitzentrale in Duisburg schloss sich die Polizei mit dem Leiter der Autobahnmeisterei Düsseldorf kurz, der dann dazu riet, die Flussquerung vorläufig komplett dicht zu machen. "Man stelle sich nur mal vor, ein Seil reißt und schlägt auf die Fahrbahn", so ein Polizist.

Seine laienhafte Einschätzung, dass wie "bei einer Gitarre vielleicht die Saiten nachgespannt werden müssen", bestätigte Brückenvater Löckmann nicht. "Wir überlegen, wie wir es hinkriegen, dass bei diesen südlichen Windlagen, die Windstärke spielt da keine Rolle, die Autofahrer nicht mehr in Angst und Schrecken versetzt werden."

Die, die an der Brücke nicht weiter kamen, nahmen's gelassen. Angelika Janßen aus Schermbeck musste den Kommunion-Gottesdienst von Patenkind Matthias in Alpen-Veen in den Wind schreiben. Sie stieß erst zum Mittagessen zur Festgesellschaft. Dass er sich den Drahtesel seines Chefs ausgeliehen hatte, um trotz Sperrung rechtzeitig zur Erst-Kommunion in der Wallfahrtskirche in Ginderich zu sein, half Dominik Lohmann aus Wesel auch nicht.

Auch Radler durften nicht rüber machen. Einige wie Jörg Jedelka aus Büderich fanden einen Weg durchs Nadelöhr. Er nahm wie immer die alte B 58 und dann die Radlertrasse zur Brücke. Die Sperre hatte er nicht gesehen. "Ich hab' mich nur gewundert, dass kein Auto unterwegs war."

(RP)
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