Hamminkeln Brücke ersetzt Buckel bei "Mutter Busch"

Hamminkeln · Im November ist Baustart: Damit Autos bei "Mutter Busch" nicht mehr vor der Schranke stehen, wird die Landstraße (L 480) im Bogen um das Traditionslokal herumgeführt. Anfang 2017 soll der Sechs-Millionen-Euro-Job erledigt sein.

Wer mit der Bahn plant, muss einen langen Atem haben. Eigentlich sollte das Projekt Beseitigung des Bahnübergangs "Mutter Busch" längst in vollem Gange sein. Die Planung im Hause Straßen NRW ist seit zweieinhalb Jahren fertig. Es hätte im Herbst vorigen Jahres losgehen sollen. Doch die Abstimmung mit der Bahn hakte. Inzwischen steht fest, dass an einem Wochenende Mitte Oktober 2015 der Verkehr auf der Betuwe-Linie komplett stillliegt, damit der Brückenschlag als Ersatz für den Buckel, den die Diersfordter Straße (L 480) in Höhe des Landcafés über die Schienen macht, gelingen kann.

Nun soll der Startschuss für das Sechs-Millionen-Euro-Projekt im November fallen. Abgeschlossen sein soll's im Frühjahr 2017. Dann soll zwischen der B 8 und der B 473 kein Auto mehr durch geschlossene Schranken ausgebremst werden, erläuterten Projektleiter Christoph Angenendt und Ingenieur Ludger Igel, der den Plan gemacht hat.

Viel Erde muss bewegt werden

Gerade werden bei Straßen NRW die Ausschreibungsangebote geprüft, um in Kürze den Job zu vergeben, die L 480 auf einer Länge von 1,4 Kilometern im südlichen Bogen um den Traditionsgasthof "Mutter Busch" herum und über die Gleise zu führen. Dazu wird jede Menge Erde bewegt - bevor die Bodenbrüter wieder aktiv werden. Zunächst wird Oberboden abgeschoben und eine Baustraße angelegt zu der Stelle, etwa 500 Meter südlich des heutigen Übergangs, an der die Brücke über die Bahnlinie gespannt wird. 25 Eichen sind bereits zu Beginn des vorigen Jahres gefällt worden, ehe sie Heimstatt für den Hirschkäfer geworden sind. Das hätte das Projekt erheblich komplizierter gemacht und vor allem spürbar teurer.

Zunächst werden im Ackergelände die Brückenpfeiler errichtet. Sobald die stehen, werden fünf 30 Meter lange Stahlbetonträger eingepasst, die zusammen ein knapp 14 Meter breites Fundament für die Fahrbahn sind. Der Bau des dritten Gleises an der Betuwe-Linie ist eingeplant. Selbstverständlich. Für den anspruchsvollen Kraftakt sind zwei Werktage an einem Wochenende eingeplant. Dafür stehen zwischen Emmerich und Wesel vom 23. bis zum 25. Oktober 2015 alle Züge still.

Flugbahn der Tiere wird beim Bau berücksichtigt

Die Brücke bekommt nicht nur wie die komplette neue Trasse einen Radweg an der Nordseite, sondern auch an beiden Seiten vier Meter hohe Gitternetze als Überflughilfe. Denn das Brückenbauwerk über die Bahnlinie steht in einer Flugschneise für Fledermäuse wie dem Braunen Langohr und dem Kleinen und Großen Abendsegler.

Steht die Brücke Mitte nächsten Jahres, kann der gewaltige Damm aufgeschüttet werden, um die elf Meter Höhenunterschied mit bis zu vier Prozent Steigung bis zum Brückenbauwerk auszugleichen. Die nackten Zahlen sind imponierend. Rund 13 000 Lkw karren rund 260 000 Tonnen Bodenmaterial heran und legen die Basis für den neuen Straßenabschitt, der im Mai 2017 befahren werden kann.

Verkehr soll schneller fließen

Am alten "Buckel" geht's dann nicht mehr über die Gleise. Hier werden beidseits der Bahnline Wendehammer eingerichtet. Die Alt-Äste der L 480 werden zurückgestuft zu kommunalen Wegen. Der auf Hamminkelner Seite bleibt in voller Breite erhalten, der auf Weseler Terrain wird deutlich schmaler und entsiegelt, weil er nur ein Haus am Bahndamm und ein paar landwirtschaftliche Flächen erschließt.

Anlass fürs Großprojekt ist der gesetzliche Auftrag, schienengleiche Bahnübergänge zu ersetzen, um den Konflikt Straße/Schiene zu überbrücken. Zuletzt veröffentlichte Zahlen sagen, dass täglich 1775 Autos die Schanze bei "Mutter Busch" passieren, davon 124 Schwer(Kies)laster. Für die ist die Bahnline bald kein Hindernis mehr. An der Stelle jedenfalls. An anderer Stelle sind sich die Städte mit der Bahn noch nicht einig.

(RP)
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