4400 Menschen in Wesel wegen Entschärfung evakuiert Anwohner kritisieren Kommunikation nach dem Bombenfund
Wesel · Bei der Entschärfung einer US-Fliegerbombe am Montagabend auf dem Fusternberg war vieles anders als sonst. So fehlte am Ende der Sirenendauerton. Woran lag das? Die Stadt gibt Antworten.
Dass sie und ihr Mann und alle Nachbarn alle paar Wochen ihre Häuser und Wohnungen verlassen müssen, weil auf dem angrenzenden Baugrundstück an der Fusternberger Straße mal wieder eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden wurde, daran hat sich Maria Lauer vom Fusternberg schon gewöhnt. Doch wie die jüngste Evakuierungsaktion am Montagabend abgelaufen ist, darüber ärgert sich die Seniorin maßlos.
Im Regionalfernsehen hatten die Eheleute Lauer am Montag gegen 18 Uhr erfahren, dass in Wesel mal wieder eine Bombe gefunden worden sei. „Vom Fusternberg war da allerdings keine Rede. Ich bin dann vor die Haustür gegangen, um zu schauen, ob das vielleicht wieder bei uns ist. Da wurde ich von zwei Männern auf der Baustelle darauf aufmerksam gemacht, dass wir wegen der Bombenentschärfung sofort das Haus verlassen sollten“, erzählt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Weil die Männer nicht eben freundlich gewesen seien, habe auch sie entsprechend pampig geantwortet, gibt sie zu.
Gegen 18.30 Uhr verließen die Lauers dann ihr Haus an der Friedenstraße, um die Zeit bis zum Ende der Bombenentschärfung auf der Terrasse des Welcome-Hotels am Rhein zu verbringen. „Was mich so wundert und auch ärgert: Es gab, anders als bei den anderen Evakuierungen, diesmal keine Lautsprecherdurchsagen. Das haben mir auch Nachbarn bestätigt. Jedenfalls hat keiner etwas gehört. Außerdem haben wir das gelbe Infoschreiben der Stadt erst nach unserer Rückkehr gegen 21.30 Uhr entdeckt. Und einen Sirenenton gab es auch nicht“, sagt Maria Lauer.
Den fehlenden Sirenendauerton nach der geglückten Entschärfung der US-amerikanischen Zehn-Zentner-Bombe erklärt Stadtsprecher Sven Coralic so: „Die Aktion endete kurz nach 21 Uhr. Das war schon recht spät, so dass wir auf die Sirene verzichtet haben.“ Es seien natürlich Lautsprecherwagen über den Fusternberg gefahren, um die Bevölkerung zum Verlassen ihrer Wohnungen aufzufordern. Allerdings habe man ein größeres Gebiet als sonst abfahren müssen. Coralic will nicht ausschließen, dass Anwohner in der einen oder anderen Seitenstraße womöglich nichts gehört haben. Die Entschärfung habe übrigens mehrfach unterbrochen werden müssen, weil immer wieder Anwohner aufgetaucht seien. Anders als bei kleineren Bomben mussten diesmal aus Sicherheitsgründen etwa 4400 Personen evakuiert werden. Darunter auch Bewohner eines Pflegeheimes. Rund 13.500 Menschen, die im sogenannten Luftschutzraum leben (also zwischen 500 und 1000 Meter vom Fundort entfernt), mussten zu Hause bleiben.