Wesel Blumenkamps Kampf gegen Kanal-TÜV

Wesel · Dichtheitsprüfung: Interesse am Infoabend im Saal der Gaststätte Pollmann war so groß, dass der Bürgerverein für Montag zu einer weiteren Veranstaltung einlädt. 75 Hauseigentümer wollen sich neuer Bürgerinitiative anschließen.

 Dass lediglich 30 Blumenkamper ihre Abwasserkanäle bis Ende 2015 auf Schäden hin testen lassen müssen, sich alle anderen Hauseigentümer damit aber bis Ende 2020 Zeit lassen können, hat viele der rund 300 Besucher im Saal Pollmann beruhigt.

Dass lediglich 30 Blumenkamper ihre Abwasserkanäle bis Ende 2015 auf Schäden hin testen lassen müssen, sich alle anderen Hauseigentümer damit aber bis Ende 2020 Zeit lassen können, hat viele der rund 300 Besucher im Saal Pollmann beruhigt.

Foto: Bosmann, Jürgen (bosm)

Im Saal der Gaststätte Pollmann herrschte Donnerstagabend drangvolle Enge. Es waren nicht wenige der rund 300 Besucher, die sich spontan an die Betuwe-Infoabende im November 2013 und die Protestversammlung gegen die zeitgleiche Schließung der Volksbank- und der Sparkassen-Filiale in Blumenkamp im November 2012 erinnert fühlten.

 Siegfried Rickert (Steueramt) gab in seinem Vortrag einen Überblick, wer zur Dichtheitsprüfung verpflichtet ist und wer nicht.

Siegfried Rickert (Steueramt) gab in seinem Vortrag einen Überblick, wer zur Dichtheitsprüfung verpflichtet ist und wer nicht.

Foto: Jürgen Bosmann

Dass viele Blumenkamper Fragen zum Thema Dichtheitsprüfung von Kanälen haben würden, damit hatte der Bürgerverein als Initiator der Infoveranstaltung zum umstrittenen Kanal-TÜV schon gerechnet. "Aber nicht mit einem solchen Ansturm", sagte Bürgervereinsvorsitzender Herbert Ackermann.

Wegen des großen Interesses und weil einige Blumenkamper aus Ermangelung ausreichender Sitzplätze den Heimweg angetreten waren, kündigte er spontan eine Wiederholungsveranstaltung an. Montag, 19 Uhr, werden neben dem am Donnerstag verhinderten SPD-Landtagsabgeordneten Norbert Meesters erneut Vertreter der Stadt versuchen, den vielfach verunsicherten Bürgern die Angst vor der verpflichtenden Dichtheitsprüfung zu nehmen und Hilfestellungen anzubieten.

Außerdem können sich Montagabend weitere Hauseigentümer melden, die sich der neuen Blumenkamper Bürgerinitiative (BI) gegen den Kanal-TÜV anschließen wollen. 75 Interessenten haben sich bereits in eine Liste eingetragen.

Diejenigen, die sich von dem Infoabend klare Aussagen zur Dichtheitsprüfung erwartet hatten, wurden mehrheitlich enttäuscht. Zwar bemühten sich beispielsweise Kämmerer Paul-Georg Fritz und dessen Mitarbeiter redlich, den Bürgern das Gefühl zu geben, "ihnen allen individuelle Hilfe zu geben". Doch reichte das vielen nicht. Allerdings blieb die Masse der Besucher gelassen, weil bis Ende 2015 lediglich 30 Blumenkamper im Wasserschutzgebiet 3a verpflichtet sind, ihre Abwasserkanäle auf Schwachstellen hin überprüfen zu lassen. Denn deren Häuser wurden vor 1965 errichtet. Alle anderen — die Stadt spricht von knapp 1000 Betroffenen — können sich bis Ende 2020 Zeit lassen.

Das einige Blumenkamper, wie beispielsweise Hermann Knipping vom Bürgerverein, nach dem Abend etwas beruhigter nach Hause gegangen sind, lag vor allem an Peter Bootz, dem Technischen Prokuristen der Stadtwerke. Der erklärte, dass die Stadtwerke Bürger kostenlos beraten und bei der Prüfung ihrer Kanäle auch die Leitungen der Anlieger bis zum Hausanschluss unter die Lupe nehmen würden. "Und auch das, so hat mir Peter Bootz erklärt, soll kostenlos sein", so Knipping.

Während der rund zweistündigen Veranstaltung ergriff immer wieder Uwe Gellrich (BI "Alles dicht in NRW") das Wort, um die Landesregierung wegen der Prüfpflicht scharf zu kritisieren. "Warum werden alle Bürger in Wasserschutzgebieten in Generalverdacht gestellt? Das Gesetz ist total unausgereift."

Dem Vorwurf mehrerer Bürger, Verwaltung und Politik würden sich nicht auf die Seite der Bürger stellen, widersprach Kämmerer Fritz. Man könne sich nicht gegen Gesetze von Bund, Land und EU-Kommission auflehnen. CDU-BürgermeisterKandidat Jürgen Linz und Friedrich Eifert (FDP) versprachen, eine Resolution im Sinne der Bürger zu verfassen (siehe Text rechts).

(RP)
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