Wesel Bischöflicher Besuch auf der Grav-Insel

Wesel · Père Laurent Lompo kam nach Wesel, um vom Fortschritt des Brunnenbauprojektes, das die Familie Seibt mit dem Verein "Wir helfen Kindern weltweit" unterstützt, zu berichten. 17 Brunnen sind bereits fertig. 60 sollen es werden.

 Bischof Père Laurent Lompo machte auf seinem Deutschland-Besuch auf der Grav-Insel Station und berichtete, wie es mit dem Brunnenbau-Projekt des Vereins "Wir helfen Kindern weltweit" weitergeht, für das sich Frank Seibt, Tatjana Stillger und Wolfgang Seibt (v.l.) engagieren. Im Hintergrund: die "Spendenwand".

Bischof Père Laurent Lompo machte auf seinem Deutschland-Besuch auf der Grav-Insel Station und berichtete, wie es mit dem Brunnenbau-Projekt des Vereins "Wir helfen Kindern weltweit" weitergeht, für das sich Frank Seibt, Tatjana Stillger und Wolfgang Seibt (v.l.) engagieren. Im Hintergrund: die "Spendenwand".

Foto: Bosmann

"Wasser ist Leben" - so steht es auf einer farbenfrohen Bildergeschichte, die eine große Wand auf der Grav-Insel ziert. Ein Graffiti-Künstler hatte sie ehrenamtlich im Auftrag der Familie Seibt gestaltet. Sie soll aufmerksam machen auf das Brunnenprojekt im Niger, welches die Familie Seibt vom Erholungszentrum Grav-Insel mit dem von ihnen im Jahr 2003 gegründeten Verein "Wir helfen Kindern weltweit" unterstützt. Für die Durchführung des Projektes vor Ort ist Bischof Père Laurent Lompo verantwortlich. Er kommt regelmäßig, mindestens einmal im Jahr nach Wesel, um von den Fortschritten des Brunnenbauprojektes zu berichten.

 17 solcher Brunnen mit mechanischer Fußpumpe wurden bereits gebaut. Ein einziger kann bis zu 35 000 Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgen.

17 solcher Brunnen mit mechanischer Fußpumpe wurden bereits gebaut. Ein einziger kann bis zu 35 000 Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgen.

Foto: Privat

Im Gepäck hatte er auch bei seinem aktuellen Besuch gute Neuigkeiten: 17 Brunnen sind nun fertig - dadurch wird bereits einer halben Million Menschen der Zugang zu sauberem Wasser in der Niger-Region ermöglicht. "Jeder Cent kommt an", freut sich Frank Seibt. Und es soll weitergehen, das betonten alle Seiten. Denn es gibt noch viel zu tun. "17 Brunnen reichen nicht", sagt der Bischof. Es werden weit mehr benötigt, um für eine relative Normalität bei der Wasserversorgung zu sorgen.

Die Region, in der die Brunnen entstehen, liegt rund 100 Kilometer von der Hauptstadt Niamey entfernt. 25 000 bis 35 000 Menschen profitieren vom sauberen Trinkwasser eines jeden Brunnens. Die Kosten von rund 15 000 Euro pro Brunnen sind also gut investiert. "Für 50 Cent kann ein Mensch dort vor Ort für 25 Jahre frisches Wasser bekommen", sagt Frank Seibt. Deshalb gibt es schon seit Jahren das "Magische Marmeladenglas", in dem 50 Cent-Stücke gesammelt werden. 8000 Stück seien davon mittlerweile unterwegs, sagt Frank Seibt.

Nicht die einzige Quelle für Spenden. Auch durch Aktionen wie das Bingo-Spiel in der Inselstube auf Grav-Insel oder auch das vor Kurzem veranstaltete Sommerfest für Kinder kommt Geld zusammen. Insgesamt hätten die Familie Seibt und ihr Camping-Betrieb in den letzten 30 Jahren 3,6 Millionen Euro aufgebracht, wie Wolfgang Seibt, der mit dem Bundesverdienstkreuz für sein Engagement als Entwicklungshelfer ausgezeichnet worden ist, erklärte. Und es soll weitergehen. Genauer gesagt, sollen weitere Brunnen entstehen: "Wir haben uns die runde Zahl 60 als Fernziel gesetzt", sagte Wolfgang Seibt.

Ungefähr diese Anzahl wäre nach Schätzungen des Bischofs Laurent Lompo nötig, um für Normalität in Bezug auf sauberes Wasser zu sorgen. Aber bereits jetzt zeigt das Projekt Wirkung. Starben 2006 noch fünf von hundert Kindern durch verunreinigtes Wasser, sank die Kindersterblichkeit 2010 bereits auf unter ein Prozent, wie der Bischof erklärte. Eine Entwicklung, die Wolfgang Seibt als "sensationell" bezeichnete. Das dort mit Hilfe des Vereins durchgeführte Ambulanz-Projekt samt Ambulanz-Fahrzeug trage zusätzlich dazu bei, die Sterblichkeit herabzusetzen. Dass sich das saubere Wasser bemerkbar macht, zeigt sich auch dadurch, dass Durchfall- und akute Baucherkrankungen im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen seien, berichtet der Bischof die Beobachtungen des Arztes vor Ort.

Kein Wunder also, dass die Menschen sich freuen, wenn der Brunnenbau in ihrem Dorf startet. "Wenn die Maschinen kommen, geht das Dorf ihnen entgegen, um sie zu empfangen", erklärt der Bischof. Wenn das Wasser dann schließlich heraussprudelt, sei es "wie Oktoberfest in Deutschland", beschreibt er die Stimmung vor Ort.

Der Brunnenbau wird von einheimischen Unternehmen vorgenommen und von externen Kontrolleuren überwacht. Zudem wird vor Ort ein Komitee aus Männern und Frauen verschiedener Ethnien und Religionen gebildet, das den Brunnen betreut. Darüber hinaus gibt es auch eine Brunnenkasse, falls beispielsweise etwa die mechanische Fußpumpe einmal kaputtgehen sollte.

Ziel sei es, neben dem Zugang zu sauberem Trinkwasser auch, den Zusammenhalt in den Dörfern zu verbessern und so den Frieden zu garantieren, sagt Bischof Laurent Lompo.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort