Hamminkeln Bio-Markt macht Platz für Post

Hamminkeln · Naturkostladen an Brauereistraße hat Dienstag seine Pforten geschlossen. Kaufmann Andreas Keitemeier gibt sich im Kampf gegen Discounter geschlagen. Er sagt: Handys kommen ins Ladenlokal im Doppel mit dem gelben Riesen.

 Die Kunden blieben weg: Andreas Keitemeier (46) hat gestern den Naturkostladen an der Brauereistraße ein letztes Mal geöffnet.

Die Kunden blieben weg: Andreas Keitemeier (46) hat gestern den Naturkostladen an der Brauereistraße ein letztes Mal geöffnet.

Foto: Malz, Ekkehart

Bio boomt. Die Marke ist längst in den Regalen der Supermärkte angekommen. Der Naturkostladen an der Brauereistraße in Hamminkeln hat gestern seine Pforten geschlossen. Kein Widerspruch, sondern Kehrseite der Medaille.

So sieht's Andreas Keitemeier, der den Bioladen vor eineinhalb Jahren übernommen hat und nun eine kleine Ära beendet, die in den 90er Jahre gegenüber der Feldschlösschen-Brauerei begonnen hatte. Hier brechen jetzt neue Zeiten an: Keitemeier geht davon aus, dass hier statt Müsli bald Handys verkauft werden — mit der gelben Post im Schlepptau.

Eine offizielle Bestätigung der Post AG gab's gestern aber nicht. Es müsse erst der Bürgermeister informiert werden, hieß es dazu aus Düsseldorf. Das sei noch nicht geschehen. Aus sicherer Quelle kam die Bekräftigung: "Die Verträge sind unterzeichnet." Der Handy-Anbieter vom Marktplatz werde an die Brauereistraße wechseln und sei mit der Post AG einig. Er betreibe bereits in der Feldmark ein ähnliches Geschäfts-Doppel.

Post AG hält sich geschlossen

Damit ist die Hoffnung vieler Hamminkelner dahin, dass der gelbe Riese seine Entscheidung noch mal überdenkt und revidiert, seine Filiale im Rewe-Getränkemarkt an der Raiffeisenstraße im Februar dichtzumachen.

Die Senioren-Union hatte mit großem Erfolg zur Unterschriftenaktion aufgerufen. Binnen weniger Tage protestierten über 2000 Postkunden, die mit der Dienstleistung von Fred Sandbrink und seinen Leuten hochzufrieden waren, mit ihrer Unterschrift gegen die ihnen unverständliche Kündigung.

Heinz Breuer, Vorsitzender der Senioren-Union, ärgert sich nicht nur über das Aus für ein geschätztes Angebot in unmittelbarer Nähe zum dörflichen Kern-Supermarkt, die kurze Wege beschere. Er ist sauer, weil die Post AG nicht mal reagiert hat: "Die Liste ist per Einschreiben raus. Aber eine Antwort habe ich bis heute nicht."

Unterdessen haben Andreas Keitemeier und seine Frau Martina, die im Laden eine kleine Ecke für Wolle und Haushaltswaren hatte, den Laden geräumt, den die Eheleute Hänisch Mitte der 90er Jahre erfolgreich auf die Spur gesetzt hatten.

Doch die Zeiten für Bio-Produkte haben sich geändert. "Die Discounter machen enorm Werbung", so Keitemeier, "und mit deren Preise können wir nicht mithalten." Qualität spiele eine untergeordnete Rolle.

Er teile das Schicksal mit vielen kleine Bioläden im Land. Von einer Handvoll treuer Stammkunden könne er nicht leben. Die gestiegene Mobilität führe in der Konsequenz "zum Sterben der kleinen Fachgeschäfte im Dorf, nicht nur in Ringenberg, auch in Hamminkeln", so der Kaufmann. Nur die Post bleibt, wenn auch an anderer Stelle.

(RP)
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