Biennale-Start in Ringenberg Maschinenmusik von Setex-Webstühlen

Ringenberg · Die Muziek-Biennale Niederrhein wird in Ringenberg eröffnet. Kulturraum Niederrhein versucht in Corona-Zeiten, so viele Kulturangebote wie möglich zu retten. Hamminkeln ist ein wichtiger Standort.

 Die Akteure der Muziek-Biennale Niederrhein mit Bürgermeister Bernd Romanski (oben, Mitte) und Ingrid Misterek-Plagge (hinten, 2. von rechts) stellten jetzt das Programm vor.

Die Akteure der Muziek-Biennale Niederrhein mit Bürgermeister Bernd Romanski (oben, Mitte) und Ingrid Misterek-Plagge (hinten, 2. von rechts) stellten jetzt das Programm vor.

Foto: Thomas Hesse

Lockdown und Corona-Beschränkungen haben den Kulturraum Niederrhein schwer getroffen. „Wir haben versucht, so viele Veranstaltungen zu retten wie möglich“, sagt Ingrid Misterek-Plagge, Geschäftsführerin des Kulturraums. Im Konzept der Muziek-Biennale Niederrhein waren 50 Konzerte vorgesehen, geblieben sind 34 – und Hamminkeln spielt darin eine wichtige Rolle.

Am Sonntag, 30. August, 17 Uhr, gehen zur Eröffnung der Biennale die Ringenberger Schlosskonzerte 2020 nun mit einer dritten Auflage ihrer „TastenKasten“-Reihe zum Jubiläumsjahr zum 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven in die nächste Runde. Solist des Abends ist der international gefragte Spezialist und Folkwang-Professor für Cembalo Christian Rieger aus Köln. „Tiefen“ ist das Motto, es geht um die Rolle tiefer Töne in der Musik des Barock.

Ursprünglich sollte die Biennale zwei Tage lang auf der Landesgartenschau in Kamp-Lintfort laufen. Für das Schloss, für das die Stadt im Förderprogramm „Dritte Orte“ auf einen finanziellen Schub hofft, ist das als Anerkennung zu werten. Denn das vom Kulturraum geplante große Biennale-Programm mit aufwendigen Chorkonzerten wurde von der Pandemie quasi überrollt. Es fällt nun – Stichwort: „Limited Edition, die Sonderausgabe im Corona-Jahr 2020“ – etliche Nummern kleiner aus, wodurch Ringenberg nach vorne rückte.

„Das Schloss hat sich als Brennpunkt für Konzertangebote entwickelt für alte Musik, Jazz und Experimentielles“, sagt Misterek-Plagge. Dazu verlässt die Muziek-Biennale die Nische und wird lokal. Das lobte Bürgermeister Bernd Romanski, der mehrfach betont hatte, die Hamminkelner Bürger mehr mit passenden Veranstaltungen einzubeziehen.

Beispiel dafür ist nun die Maschinenmusik, die die Klangforscherinnen und Stipendiaten Echo Ho, Anja Lautermann und Frauke Berg (Düsseldorf/Köln) alias „Loom of a 3“ beim Dingdener Textil-Produzenten Setex hörten. Das ewige Rattern der Maschinen hinterließ schwer Eindruck. Daraus werden klangliche Strukturen in eine Live-Performance übersetzt. Lokale Wirtschaft wird zum Kulturträger der einmaligen Art – das ist bemerkenswert.

In Ringenberg selbst geht es weiter am 4. Oktober, 17 Uhr, mit dem Vortrag von Wolfgang Kostujak „Vom Arpicembalo zum Schwachstarktastenkasten“. Klingt nach schwerer Kost, am Schlosstisch sorgen Häppchen und Wein für leichtere.

Am 11. November, 17 Uhr, spielt Petra Somlai am Wiener Flügel Beethoven-Stücke und damit an einem Instrument, das der Meister gerne selbst besessen hätte.

Konzert-Picknick ist am 19. September von 15 bis 16.30 Uhr sowie ab 17.30 im Schloss Ringenberg. Das Doppel ist der beschränkten Zahl von Zuhörern geschuldet. 28 Musiker der Formation The Dorf, ein multistilistisches Orchester, das dem Jazz und der Improvisation frönt, machen das Schloss selbst zu Bühne und Instrument. Teilformationen spielen aus Fenstern in den Innenhof, wo sich das Publikum in familiären Kleingruppen auf Picknickdecken einrichtet. Nebenan gibt es im Cafe Alpakas am Schloss Kuchen und Getränke.

Weiterer Aufführungsort ist Duisburg, aber erst zum Abschluss im Januar 2021. Kleve ist weiterer Biennale-Standort mit eigenem Programm, unter anderem mit dem Beethoven Klangkunst-Spezial vom 9. bis 11. Oktober.

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