Wesel Betuwe-Erörterung eskaliert am Thema Lärmschutz

Wesel · Heftige Wortgefechte in der Niederrheinhalle: Einwender werfen Bahn schlampige Erhebung von Schutzfällen vor.

Das Thema Lärmschutz, mit dem am Montagnachmittag schon kontrovers begonnen worden war, brachte die Stimmung bei der Betuwe-Erörterung gestern zum Siedepunkt. Hinter verschlossenen Türen lieferten sich Einwender zum Ausbau der Zugstrecke bereits unmittelbar nach dem Beginn Wortgefechte mit den Vertretern der Bahn. Nach Informationen der RP ging die Schreierei so weit, dass Rechtsanwalt Axel Pansegrau aus Hamminkeln von dem genervten Versammlungsleiter David Kötz (Bezirksregierung Düsseldorf) das Wort entzogen wurde. Später entschuldigte dieser sich für seinen Ausbruch.

Hintergrund der Eskalation waren die von Einwendern geforderten Lückenschlüsse beim Lärmschutz. In Blumenkamp und der Feldmark fehlt in der Planung zwischen Hessen- und Möwenweg ein Stück Lärmschutzwand. Ebenso hört sie im Süden der Stadt 200 Meter vor der Lippebrücke auf, was den Fusternberg und Lippedorf belastet.

Frank Treiber, Lärmschutzgutachter der Stadt, hatte Montag schon die Kosten-Nutzen-Analyse der Bahn als falsch bezeichnet. Gert Bork (Bürgerinitiative) berichtete, die alte und laute Brücke werde aus rein wirtschaftlichen Gründen nicht ersetzt, was Quatsch sei, weil sie zum erwarteten Ausbauende ihr Lebensalter erreicht haben werde.

Moniert wurde nach RP-Informationen eine schlampige Erhebung von Schutzfällen, wodurch sich von Voerde abweichende Kosten für die Lärmschutzwände ergeben hätten. So seien nur Klingelschilder gezählt worden. Dabei sollen rückwärtige Hauseingänge und bewohnte "Schuppen" nicht berücksichtigt worden sein. Unter anderem sei ein Haus, so sagte ein Teilnehmer, komplett vergessen worden. Vertreter der Einwender erklärten, die Berechnungen der Bahn seien nicht klar und nicht offengelegt. Pansegrau warf der verfahrensleitenden Bezirksregierung und der Bahn vor, dass es sich nicht um einen ordentlichen Erörterungstermin handele, da die Bahn keine konkreten Informationen herausgebe. Etwa dazu, wie viele Züge auf die Strecke passen. Ein Vertreter der Bauverein Wesel AG hielt es für bedenklich, dass die Bahn bereits jetzt zugebe, dass Prognosezahlen nicht stimmten. Weit über die Mittagszeit hinaus zogen sich die Nachfragen zur künftigen Gleisauslastung. Projektleiter Stefan Ventzke gab keine Auskünfte.

Wie mehrere Teilnehmer gegenüber der RP berichteten, blieb die Stimmung bei stets ablehnender Haltung der Bahn im Saal explosiv. Beiträge der Stadt, der Rechtsanwälte oder der Bürgerinitiativen würden zwar normal angehört, solche der Normalbürger aber spürbar belächelt. Die Atmosphäre wurde mit "Ihr da oben, wir da unten" verglichen. Nicht besonders gut komme auch eine gewisse Nähe zwischen Bahn und Bezirksregierung an, deren Vertreter zum Beispiel in einem separaten Raum gemeinsam äßen.

Und Zeitdruck wächst. Kötz begrenzte die Zahl der Redebeiträge zu weiteren Themen (Schienenbonus, Verwaltungsrichtlinie Schall03, besonders überwachtes Gleis).

(RP)
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