Wesel Berufskolleg fördert junge Flüchtlinge

Wesel · Im nächsten Schuljahr richtet das Berufskolleg für Technik in Moers eine internationale Förderklasse für Asylbewerber ein. Bei dem Projekt geht es um die Integration von Flüchtlingen und den Abbau von Vorurteilen in der Schülerschaft.

 Lehrerin Anna Kreik (roter Pullover) und Katja Diemer von der Freddy-Fischer-Stiftung (rechts, stehend) mit (von links) Nadim Faro (30), Sipan Al Abdelkader (23), Aymh Al Gllod (29), Jumaa Faro (16), Ahmed Morad (25) und Mohammad Fadloum (26),die bereits das Berufskolleg für Technik besuchen.

Lehrerin Anna Kreik (roter Pullover) und Katja Diemer von der Freddy-Fischer-Stiftung (rechts, stehend) mit (von links) Nadim Faro (30), Sipan Al Abdelkader (23), Aymh Al Gllod (29), Jumaa Faro (16), Ahmed Morad (25) und Mohammad Fadloum (26),die bereits das Berufskolleg für Technik besuchen.

Foto: klaus dieker

Sipan, Aymh, Nadim, Jumaa, Ahmed und Mohammad kommen aus Syrien. Vor ein paar Monaten sind sie mit ihren Familien geflüchtet, jetzt leben sie in Moers. Dass die jungen Männer schon ziemlich gut deutsch reden und sich in Moers wohlfühlen, hat viel mit dem Berufskolleg für Technik des Kreises Wesel zu tun. Das Sextett besucht seit einiger Zeit die Schule, bekommt dort deutschen Sprachunterricht und lernt in verschiedenen Klassen die Bildungsbereiche des Kollegs kennen.

"Das hilft uns", sagt Jumaa stellvertretend für alle. Mit ihrem Interesse, ihrer Aufgeschlossenheit, und Höflichkeit begeistern die Gäste aus Syrien auch die Lehrer. "Sie saugen alles förmlich auf. Es tut so gut, motivierte Schüler zu haben", sagt Anna Kreik, Projektleiterin und Lehrerin. "Die Jungs wissen, wie schwer es sein kann, an Bildung zu kommen." Vor allem profitiere aber die Schülerschaft von dem Kontakt mit den Flüchtlingen. Bekanntschaften und Freundschaften sind entstanden, die außerhalb der Schule weitergepflegt werden. Stammtischparolen und Vorurteile gegenüber Flüchtlingen seien auf dem Rückzug, stellt der stellvertretende Schulleiter Peter Dischhäuser fest. "Wir erleben einen Wandel in der Einstellung unserer Schüler."

Die Idee, Asylbewerber ans Berufskolleg zu holen, sei mehr oder weniger spontan aufgekommen. "Wir wollten etwas für Flüchtlinge und gegen Vorurteile tun", sagt Dischhäuser. Kein Lehrer werde abgeordnet, alle machten freiwillig mit. So gut ist das Projekt angelaufen, dass es zum nächsten Schuljahr sozusagen amtlich besiegelt wird: Die Bezirksregierung hat eine zusätzliche Stelle für eine Deutschlehrerin genehmigt, das Berufskolleg richtet offiziell eine internationale Förderklasse für insgesamt 15 Flüchtlinge ein. Den Deutsch-Unterricht können sie mit einem Zertifikat abschließen. Zusätzlich steht deutsche Gesellschaftslehre auf dem Lehrplan - "Dinge, die in einem typischen Einbürgerungstest abgefragt würden", sagt Anna Kreik.

Wer für die Förderklasse infrage kommt, ermittelt der Bunte Tisch Moers in vorgeschalteten Sprachkursen. Der Verein hat sich dem Abbau von Vorurteilen zwischen Menschen verschiedener Nationalitäten verschrieben. Er koordiniert die Flüchtlingsarbeit in Moers. Unter dem Motto "Bildung - ein Grundrecht auch für Flüchtlinge" widmet sich der Bunte Tisch derzeit der schwierigen Aufgabe, Asylbewerbern Zugang zu Qualifizierungsmaßnahmen, Lehr- und Arbeitsstellen zu verschaffen. Die Handwerkerschaft Duisburg sowie die Freddy-Fischer-Stiftung Essen unterstützen ihn dabei. Der Landtagsabgeordneter Ibrahim Yetim leistet seinen Beitrag als Schirmherr. Amar Azzoug, Vorsitzender des Bunten Tisches, ist voll des Lobes für die Initiative des Berufskollegs. "Wir können nur an andere Schulen jeglicher Form appellieren, etwas Ähnliches zu machen."

(RP)
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