Hamminkeln Begegnungsorte zur Integration

Hamminkeln · Die Stadt will am Förderpaket des Landes teilhaben und beantragt Gelder für drei Einrichtungen in der Stadt. Das Miteinander von Flüchtlingen und Quartiersbewohnern soll begünstigt werden.

 Bürgermeister Bernd Romanski will Begegnungsstätten für Flüchtlinge schaffen. Jetzt beschäftigt sich der Planungsausschuss mit dem Thema.

Bürgermeister Bernd Romanski will Begegnungsstätten für Flüchtlinge schaffen. Jetzt beschäftigt sich der Planungsausschuss mit dem Thema.

Foto: e. malz

Das Sonderprogramm des Landes zur derzeitigen Flüchtlingssituation kommt mit der allgemeinen Bezeichnung "Hilfen im Städtebau für Kommunen zur Integration von Flüchtlingen" daher. Im Hamminkelner Planungsausschuss, der am 2. März tagt, heißt es dezent "Projektaufruf". Dahinter aber steckt die Hoffnung Hamminkelns, durch eine schnelle Förderstrategie einen ordentlichen Happen aus dem Finanzpaket Nordrhein-Westfalens zur Bewältigung des Flüchtlingszustroms zu bekommen. Die Verwaltung hat unter Hochdruck gearbeitet, um vor Fristende der Antragstellung am 19. Februar drei Förderanträge bei der Bezirksregierung einzureichen. Politisch öffentlich wurde das weitere Investment in die Flüchtlingsbetreuung bisher nicht behandelt, wohl aber nichtöffentlich in der Arbeitsgruppe Flüchtlingsunterkünfte diskutiert. Nun ist der Planungsausschuss am Zug und abschließend einen Tag später der Rat.

Die Gremien können nach Lage der Dinge nur noch die Hand zur Zustimmung heben. Dabei geht es - zumindest in der Sprache der Förderbedingungen - um Neuland: Denn es könnten drei "Begegnungsstätten mit Quartiersmanagement" in den Ortsteilen Dingden, Hamminkeln und Mehrhoog errichtet werden. Realistisch ist, dass ein Antrag von dreien genehmigt wird, weil das nicht sehr üppige Programm überzeichnet ist. Der Standort Hamminkeln ist der Favorit. "Wir folgen mit drei Anträgen dem Rat der Bezirksregierung", sagte Bürgermeister Bernd Romanski.

Hintergrund sind auch die Förderbedingungen, denn Hilfe gibt es nur für "investive Ausgaben für Quartiersanlagen- und Einrichtungen zum Zwecke der Bildung, der Freizeit und der Kultur sowie investitionsbegleitende Maßnahmen für die Quartiersbetreuung bzw. das Quartiersmanagement", wie es heißt. Bekommt Hamminkeln den Zuschlag, heißt das aber nicht Bauen zum Nulltarif. Die Stadt, die durch die Millionen-Ausgaben für die Flüchtlingsheime ihre Schulden auf Rekordstand hochgeschraubt hat, erhält vom Land 70 Prozent der förderfähigen Kosten und muss einen Eigenanteil von 30 Prozent zahlen. Die Maßnahmen müssen Ende 2018 abgeschlossen sein, was zum Handlungszwang passt, den sich die Stadt angesichts der eigenen Prognose auferlegt hat, dass Ende 2016 1400 Flüchtlinge in der Stadt sein werden. Aktuell sind es 673.

Strategie ist es, Flüchtlinge dezentral unterzubringen und bei der Betreuung auf ehrenamtliche Helfer zu setzen. Aus Sicht der Stadt fehlen jedoch Räume, "in denen eine aktive Integrationsarbeit geleistet werden kann, von der alle Bürger partizipieren können". Die Projektidee besagt nun, Begegnungsstätten zu bauen, die als neutrale Anlaufpunkte für Flüchtlinge und Quartiersbewohner dienen. Ein so genannter Quartiersmanager soll die Begegnungsstätte leiten und organisieren. Und er soll eine Anlaufstelle "für die Integration von Flüchtlingen und den Aufbau von Netzwerken auf freiwilliger Basis unter Einbezug der lokalen Akteure" sein. Ob das eine erneute personelle Ausweitung bei der Flüchtlingsbetreuung über die aktuelle Stellenausweitung hinaus bedeutet, die die Personalkosten steigert, ist unklar.

Klar ist hingegen, wie das Raumprogramm der Begegnungsstätten aussehen soll. Um einen zentralen "kommunikativen Allraum", der als niederschwelliges Begegnungscafé konzipiert werden soll, gruppieren sich kleinere Räume. Ablaufen können hier Mütterberatung, Kindertagespflege, internationale Kochgruppen und Workshops.

Es sieht also so aus, dass sich Hamminkeln neben dem vorausschauenden Unterbringungsprogramm anschickt, die Integration nachhaltig anzugehen - so etwas wie ein Musterfall im Kreis Wesel. Wo das finanzpolitisch hinführt, ist die große Unbekannte.

(RP)
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